Alubari – A nice cup of tea
„Alubari“, bei Boardgame Box erschienen, ist ein Workerplacement-Spiel für 1 bis 5 Spieler, welches uns ins 19. Jahrhundert entführt. Mit unseren Konkurrenten stehen wir im Wettbewerb im Anbau und der Ernte von Tee und der Unterstützung des Baus der Darjeeling and Himalayan Ralway.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial präsentiert sich als sehr gelungen. Lediglich für die Ressourcen-Token hätte ich mir gewünscht, dass es eben nicht „einfach nur“ Holzwürfel sind. Doch das ist Jammern auf einem hohen Niveau. Insbesondere die Lokomotive, die als Startspieler-Token fungiert, weiß zu gefallen.
Die Anleitung präsentiert sich übersichtlich und nach einmaligen Lesen kann mit dem Spiel gestartet werden. Hierfür sorgt auch die tolle Ikonographie des Spiels, die keine Fragen offen lässt und vollkommen selbsterklärend ist.
Das Spielsystem
Das Spielsystem gestaltet sich sehr übersichtlich und geht schnell in Fleisch und Blut über. Das Spiel ist in 5 unterschiedliche Phasen aufgeteilt, die nacheinander abgehandelt werden.
Zunächst werden die Auftragskarten aufgefüllt, so dass in
jeder Runde immer mindestens eine neue Karte in das Spiel kommt. Auf die Besonderheiten der Auftragskarten gehe ich in einem gesonderten Abschnitt ein, da diese eines der zentralen Elemente sind um Siegpunkte zu ergattern.
Anschließend erfolgt die Anpassung des Wetters. Die Einflüsse sind klasse gelungen und die Wettereffekte sollte man in seine Planungen für die nächsten beiden Runden immer im Auge behalten.
Sonne, Regen und Nebel sind die drei Wetterarten, die Spielbedingungen beeinflussen. Während das sonnige Wetter sich ausschließlich positiv auf die Spielbedingungen auswirkt, so sorgen Regen und Nebel für negative Einflüsse.
Es gibt immer das aktuelle Wetter und anhand der Skala können wir auch immer schon sehen, welches Wetter in den nächsten beiden Runden auf uns zukommt. Beachtet unbedingt die Folgen und bedenkt diese bei der Planung eurer Züge. Insbesondere der Nebel, der unter anderem dafür sorgt dass zwei Aktionsmöglichkeiten nur eingeschränkt verfügbar sind, macht das Spielerleben schwerer.
Dieser Mechanismus gefällt mir ausgesprochen gut und er ist klasse umgesetzt. Immer die oberste verdeckt liegende Auftragskarte gibt die Wetteranpassung im Rahmen der Spielphase an.
In der dritten Phase erfolgt nun das Auffüllen der Lagerplätze mit den Ressourcen Eisen, Stein und Chai. Je nach Spieleranzahl wird eine bestimmte Anzahl aus dem beiliegenden Sack gezogen.
Nun geht es in die zentrale Phase des Einsatzes der Arbeiter über. 7 unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten stehen uns Spielern hier zur Verfügung. Je nach Spieleranzahl variieren die Anzahl der Felder auf den einzelnen Einsatzkarten.
Hier spielt die Musik des Spiels
Prinzipiell stehen euch lediglich 2 eigene Arbeiter zur Verfügung. Später schildere ich euch noch die Möglichkeit, wie ihr einen dritten Arbeiter aktivieren könnt. Nacheinander platziert man nun seine Arbeiter auf den unterschiedlichen Feldern. Auf dem Lagerplatz könnt ihr Ressourcen ergattern, per Aushub könnt ihr den Schutt auf den Tea Estate Karten wegräumen und das Feld somit für eure eigene Teeernte freimachen, in der Gießerei könnt ihr Stahl produzieren oder Eisen in Schutt bzw. Schutt in Eisen umwandeln, ihr könnt Schienen- oder Gebäude bauen, Betriebsmittel kaufen, Auftragskarte erwerben oder Tee ernten bzw. Teeblätter in Chai umwandeln.
Die Aktionen sind mannigfaltig und hier gilt es genau zu überlegen.
Chai als zentrales Element um die gewählte Aktion zu verstärken
Bis auf die Teeernte kann jede Aktion durch die Abgabe von Chai verstärkt werden. Dies erlaubt euch, zum Beispiel, bei der Aktion „Aushub“ anstelle von 3 Schuttwürfeln 5 Schuttwürfel zu entfernen. Aus meiner eigenen Spielerfahrung heraus kann ich sagen, dass dies für mich eines der wesentlichsten Elemente ist, um das Siel zu gewinnen. Haltet euren eigenen Chai-Vorrat stets im Auge und wandelt lieber einmal mehr Teeblätter in Chai um, damit euch diese wertvolle Ressource nicht ausgeht.
Nachdem alle Arbeiter eingesetzt sind, werden die Aktionen von links nach rechts nacheinander abgehandelt.
Das Spiel erstreckt sich nicht über eine bestimmte Anzahl an Runden, was mir sehr gut gefällt. Nach dem Abhandeln der Aktionen ist daher die Spielendbedingung zu prüfen. Das Spielende wird mit dem Bau des letzten Streckenfeldes vor Darjeeling eingeläutet. Im 2-Personen-Spiel endet das Spiel ebenfalls, sobald einer der Spieler seine letzte Besitzscheibe gelegt hat. Dies ist bei uns allerdings nur einmal eingetreten.
Nun erfolgt noch die Endwertung und der Sieger kann gekürt werden.
Die Auftragskarten als zentrales Spielelement
Auftragskarten sind eines der beiden zentralen Elemente, um Siegpunkte zu generieren. Ihr Aufbau ist klasse gelungen. Es gibt nämlich immer einen Effekt, der bei oder nach einer speziellen Aktion genutzt werden kann. Dieser Spezialeffekt kann nur einmal genutzt werden. Anschließend wird die Karte gedreht und zum Ende des Spiels wird dann der untere Effekt genutzt, um Siegpunkte zu erhalten.
Hier ist genaue Planung nötig und die eigenen Besitzscheiben kommen ins Spiel. Nachdem ihr nämlich schon gem. Spielplan die entsprechenden Punkte für Stationen oder Streckenabschnitte erhalten habt, gilt es nun die Bedingungen eurer Auftragskarten zu erfüllen. Hierfür nehmt ihr dann die entsprechend geforderte Anzahl eurer Besitzscheiben auf der entsprechenden Kategorie und platziert diese auf der Auftragskarte. Hier lassen sich richtig viele Punkte machen.
Die Betriebsmittel
Ein weiteres interessantes Spielelement sind die zu erwerbenden Betriebsmittel, von denen es 8 unterschiedliche gibt. 7 von diesen kommen dann in die Spielauslage und können erworben werden.
Mindestens 1 Betriebsmittel solltet ihr erwerben, da diese euch, gegen Bezahlung, die Möglichkeit geben, euren dritten Arbeiter in das Spiel zu bringen, der in dieser Runde dann eingesetzt werden kann. Von dieser Möglichkeit solltet ihr auch des Öfteren Gebrauch machen, da es euren Aktionsradius stark erhöht. Des Weiteren weisen die Karte noch eine zusätzliche zu nutzende Eigenschaft auf und geben euch am Spielende noch 9 Siegpunkte. So könnt ihr, zum Beispiel, ein zusätzliches Teeblatt erhalten oder ihr benötigt ein Teeblatt pro Auftragskarte weniger, was durchaus möglich macht, dann mehr Auftragskarten zu erfüllen.
Doch achtet darauf, dass ihr auch die Unterhaltskosten bezahlen könnt, die beim 5. Ereignis zu entrichten sind. Hier ist „Der zuverlässige Zug“ auch ein klasse Betriebsmittel, der euch die Unterhaltskosten für eure Betriebsmittel erlässt. Wenn man auf mehrere Betriebsmittel setzt, ist dieser definitiv eine lohnende Anschaffung.
Die weißen Besitzscheiben des Spiels
Sehr gelungen sind die Ereignisse die eintreten, wenn aus dem Beutel ein weißer Ereignisstein gezogen wird. Diese geben dem Spiel nämlich noch einmal eine besondere Würze und sorgen dafür, dass man nicht zu langsam in seinem eigenen Vorgehen sein darf, da das „Spiel“ einem ansonsten ein Strich durch die Rechnung machen könnte.
Bei drei Ereignissen kommt es nämlich dazu, dass weiße Spielscheiben zu platzieren sind. Diese Stationen, Schienen oder Tea Estate Felder gehören nun dem Spiel und können nicht mehr von uns Spielern gebaut werden.
Das ist ärgerlich da nämlich, neben den Punkten der Auftragskarten, die meisten Punkte durch den Bau zu erreichen sind.
Die optimale Spieleranzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 5 Spieler. Auf den Solo-Modus gehe ich im nächsten Part gesondert ein.
Durch die unterschiedlichen Karten, die je nach Spieleranzahl genutzt werden und die dafür sorgen, dass immer eine unterschiedliche Anzahl an Aktionsmöglichkeiten besteht, gibt es in der Spielbarkeit, in Abhängigkeit der Mitspielerzahl, keine Unterscheide und das Spiel spielt sich in allen Besetzungen gleich gut.
Mit 2 Spielern, die beide das Spiel beherrschen, liegt die Spieldauer bei ca. 50 Minuten. Eine 4-Spieler-Partie hat auch schon einmal 100 Minuten gedauert.
Der Solo-Mechanismus
Der Solo-Mechanismus hat mich stark an den Mechanismus von „Agricola“ und ähnlichen erinnert. Prinzipiell verläuft das Spiel nämlich wie auch das Mehrpersonenspiel. Es werden keine Aktionen gesperrt und es gibt auch keine Automa-Karten.
Sehr gelungen sind die zahlreichen Spielziele, die auf der letzten Seite der Anleitung geschildert sind. Diese sorgen für einen ordentlichen Widerspielwert für Freunde des Solo-Spiels. Mir macht das Solo-Spiel Spaß auch wenn ich ein Automa-Deck bevorzuge bzw. es besser gefunden hätte, wenn zum Beispiel gewisse Aktionen für mich gesperrt gewesen wären, da mein imaginärer Gegenspieler diese gerade durchführt.
Insgesamt würde ich zu einer Solo-Partie allerdings selten nein sagen. Dies auch aufgrund der Spieldauer, die bei ca. 30 Minuten liegt.
Fazit
„Alubari“ ist ein schnell zu erlernendes Workerplacement-Spiel, welches ich in die untere Kennerspielerkategorie einordnen würde. Es erfindet an keiner Stelle das Rad neu aber es funktioniert einfach enorm gut und macht großen Spaß. Neben den Besitzscheiben des Spiels sind es insbesondere die Auftragskarte, die mir enorm gut gefallen. Auch ist es bei diesem piel so, dass eigentlich immer was zu tun ist und man zu keiner Situation das Gefühl hat, jetzt nicht so wirklich zu wissen, was man denn machen soll.
Die Umsetzung des Themas kann ebenfalls vollends überzeugen und das sorgt für eine sehr schöne Atmosphäre am Spieltisch.
Lediglich ein paar Betriebsmittel mehr hätte ich mir gewünscht, um durch die Effekte mehr Abwechslung ins Spiel zu bekommen, da nun einmal immer mit 7 von 8 zur Verfügung stehenden Betriebsmitteln gespielt wird.
Auf eine Siegpunktleiste wird verzichtet. Stattdessen liegt dem Spiel ein Wertungslock bei. Hier kann man unterschiedlicher Meinung sein. Eine Siegpunktleiste sieht häufig auf dem Spielfeld nicht so schön aus - dafür entfällt aber das lästige Zusammenrechnen der Punkte zum Ende des Spiels und es ist eher ersichtlich, wo jeder Spieler gerade steht. Ich persönliche bevorzuge eine Siegpunktleiste.
Insgesamt ist „Alubari“ ein wirklich gelungenes Workerplacement-Spiel, welches wir nun schon einige Male auf dem Tisch hatten und welches auch noch öfter dort landen wird.
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