Chocolate Factory – Alley Cat Games
„Chocolate Factory“, bei Alley Cat Games erschienen, ist ein Enguine-Builder für 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren von Matthew Dunstan und Brett Gilbert. Nun erscheint dieses gelungene Spiel bei Skellig Games auf Deutsch, was mit Sicherheit viele freuen dürfte.
Als Spieler schlüpfen wir in die Rolle eines Meister-Chocolatiers und betreiben unsere eigene Schokoladenfabrik. Unser Ziel ist es, möglichst viel Geld zu erwirtschaften. Dies tun wir, indem wir unsere Fabrik effektiv ausbauen, um die Bestellungen der kleinen, örtlichen Läden und der großen Kaufhäuser erfüllen zu können.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das mir vorliegende Spielmaterial ist aus der Retail-Version und kann absolut überzeugen. Bereits hier sind alle Schokoladen-Ressourcen als Holzteile in individueller Form enthalten. Die zahlreichen Karten sind mit schönen Illustrationen versehen und können auch von der Qualität her überzeugen. Das Pappmaterial ist schön dick. Hier gibt es nichts zu kritisieren.
Auf Rückfrage meinerseits teilte man mir mit, dass Skellig viele Komponenten der Deluxe-Edition bringen wird. Wenn ihr zur Skellig-Version greift erhaltet ihr einen Start-Spieler-Marker und einen Tagesanzeiger aus Holz, Kohlemarker aus Acryl, Produktionsmaschinen aus dickerer Pappe sowie einen Schuber für den Spielekarton. Es wird auch nur diese eine Version mit den entsprechenden Komponenten geben, die das Spiel optisch aufwerten. Natürlich machen solche Komponenten ein Spiel teurer.
Bei der Anleitung erschrickt man zunächst erst einmal aufgrund der Dicke, da es sich ja um ein eher seichtes bzw. leichtes Euro-Spiel handelt. Doch 2 Seiten gehören schon der Solo-Variante und ebenfalls schon beschrieben werden die Produktionsmaschinen. Die Anleitung ist klasse geschrieben und es bleiben keine Fragen offen.
Das Spielsystem
Das Spielsystem von Chocolate Factory ist schnell verstanden und auch die Regelerklärung geht recht zügig. Jeder Spieler leitet seine eigene Schokoladen-Fabrik und erhält schon einmal drei Ladenbestellungen.
Das Spiel spielt ihr über 6 Tage, wobei jeder Tag in drei Schichten eingeteilt ist. Nachfolgend möchte ich euch kurz die einzelnen Spielphasen vorstellen.
Zunächst einmal erfolgt die Vorbereitungsphase. In dieser erhält jeder Spieler Kohle. Lasst mich kurz was zur Kohle sagen. Mit Kohle ist in diesem Spiel nämlich kein Geld gemeint sondern tatsächlich das Gut gemeint, welches zum Heizen benötigt wird. Mit der uns zur Verfügung stehenden Kohle betreiben wir nämlich die Maschinen unserer Fabrik. Einen Grundstock an Kohle erhalten wir jeden Tag und dieser erhöht sich auch von Spieltag zu Spieltag. Des Weiteren könnt ihr noch Kohle als Geschenk von Angestellten erhalten. Außerdem könnt ihr während eurer Schichten noch jede Art von Schokolade gegen Kohle eintauschen. Diese Schokolade muss sich aber in eurem Lager befinden. Für eure Planungen müsst ihr immer bedenken, dass ihr am Ende des Tages nur 2 Arten von Schokolade lagern könnt. Meistens wird es aber so sein, dass ihr eure Züge so plant, dass ihr alle eure Schokolade für Bestellungen abgebt.
Anschließend wird die Kartenauswahl erstellt. Es werden Pakete aus 5 Produktionsmaschinen und 5 Angestellten gebildet. Je nach Spieleranzahl befinden sich eine andere Anzahl an Maschinen bzw. Personen in den einzelnen Paketen. So werden, zum Beispiel, bei 3 Spielern jeweils 3 Pakete gebildet, die zweimal 2 Maschinen bzw. Angestellte und einmal 1 Maschine bzw. einen Angestellten enthalten.
Nun folgt die Phase „Expandieren & Rekrutieren“. Der Spieler mit dem Start-Spieler-Marker wählt als erstes eines der Pakete. Nun geht es reihum, bis jeder Spieler ein Paket gewählt hat. Anschließend erfolgt eine erneute Wahl – dieses Mal allerdings entgegen des Uhrzeigersinns, so dass der letzte Spieler zweimal nacheinander wählen darf. Nun verfügt jeder Spieler über zwei Pakete – eins aus Produktionsmaschinen und eines aus Angestellten.
Jetzt wählt jeder Spieler aus seinen Paketen genau eine Produktionsmaschine und einen Angestellten. Eventuell weitere Maschinen oder Angestellte werden abgelegt. Die Maschine wird in die eigene Fabrik „eingebaut“ und verbessert diese da die Produktionseffekte steigen. Ihr dürft die Maschine auf jedes Feld legen und auch alte Maschinen überbauen. Den Angestellten legt ihr einfach neben eure Fabrik. Jeder Angestellte bringt euch entweder einen Vorteil, ein Geschenk oder eine Aktion. Des Weiteren bestimmt der gewählte Angestellte das Kaufhaus, dessen Bestellung wir am Ende des Tages erfüllen dürfen. Dies müsst ihr unbedingt beachten, denn eine falsche Wahl ist ein absoluter Stolperstein. Aus meiner Sicht ist die Angestelltenwahl auch deutlich spielentscheidender. Mein Tipp an euch ist daher, sich zunächst auf die Angestellten zu konzentrieren. Aber vielleicht seht ihr das auch komplett anders. Meldet euch gerne bei mir und schildert mir eure Eindrücke.
Phase 3 ist nun das Herzstück, da es nun in die Schokoladenverarbeitung geht. Ab hier könnt ihr auch komplett parallel spielen, was mit Sicherheit auch für Kritik bei vielen Spielern sorgen wird. Ich komme im Fazit auf diesen Punkt zu sprechen. Nun spielt ihr drei Schichten nacheinander, wobei jede Schicht wie folgt abläuft und ihr müsst auch die Reihenfolge einhalten.
Zunächst beladet ihr drei Kacheln, eine für jede Schicht, mit jeweils einer Bohne, die ihr aus dem Vorrat nehmt. Anschließend schiebt ihr dann die Kachel in eure Fabrik. Dies stellt dann den Beginn der Schicht dar – eine tolle Idee. Auf der anderen Seite verlässt in diesem Moment eine Kachel eure Fabrik. Schokolade auf dieser Kachel legt ihr in euer Lager. Nun folgt die Arbeit mit den Produktionsmaschinen. In jeder Schicht könnt ihr jede Maschine genau einmal bedienen und den entsprechenden Effekt ausführen. Dies kostet euch Kohle. Legt die Kohle dazu am besten auf die entsprechende Maschine um euch zu merken, dass ihr diese bereits genutzt habt. Wichtig ist, dass ihr mit einer Maschine jeweils nur die sich über bzw. unter ihr befindende Schokolade „bearbeiten“ dürft. Ausnahme von dieser Regel sind Effekte durch Angestellte. Wenn ihr eure Schicht abgeschlossen habt entfernt ihr die Kohle von euren Maschinen und schiebt die nächste Kachel in eure Fabrik.
Nun geht es an die Erfüllung von Laden- und Kaufhausbestellungen. Diese bringen euch Geld und Geld sind Siegpunkte. Zu Spielbeginn hat jeder Spieler bereits drei Laden-Bestellkarten (klein, mittel und groß) erhalten. Um eine Ladenbestellung zu erfüllen gebt ihr einfach die Schokolade ab, verschiebt euren Siegpunktmarker und legt eure Spielerscheibe auf die erfüllte Bestellung. Ihr könnt so viele Bestellungen erfüllen wie ihr wollt, dürft aber keine Bestellung überspringen und müsst euch von unten nach oben „vorarbeiten“. Habt ihr eine Karte komplett erfüllt, erhaltet ihr in der letzten Spielphase von jedem der drei Stapel eine neue Karte und dürft euch davon eine aussuchen. Ihr könnt also eine kleine Bestellung erfüllen und euch eine Karte mit einer zu erfüllenden großen Bestellung nehmen.
Anschließend dürft ihr noch Kaufhausbestellungen erfüllen. Achtet immer darauf, dass der zu Rundenbeginn gewählte Angestellte bestimmt, welches Kaufhaus ihr beliefern dürft. Vergesst das nicht – ich habe in zahlreichen Partien schon des Öfteren sehr lange Gesichter gesehen wenn man diese Regel, wieder einmal, vergessen bzw. einfach nicht beachtet hat. Je gelieferter Schokolade oder je gelieferter Kombination steigt ihr auf der Bestellkarte. Hier sind am Ende der Partie eine Masse an Punkte zu holen. Lest euch unbedingt genau den Passus in der Anleitung durch. So gibt es, zum Beispiel, satte 24 Punkte, wenn es euch gelingt, alle 5 Kaufhäuser zu beliefern. Besonders darauf achten müsst ihr auch, dass es Punkte als Zweitplatzierter nur gibt, wenn der Marker mindestens halb so weit bewegt wurde, wie der Marker des Erstplatzierten. Gern genommen sind in meinen Runden immer die Angestellten die es euch ermöglichen, eure Schritte zu verdoppeln, die ihr vorziehen dürft.
In der letzten Spielphase lagert ihr nun lediglich noch eure nicht verbrauchte Schokolade und Kohle ein. Beachtet, dass ihr nur 2 Schokoladen einlagern dürft. Bei Kohle gibt es kein Limit. Des Weiteren erhaltet ihr, wie oben dargestellt, neue Ladenbestellungen, legt euren Angestellten ab und setzt den Tagesmarker auf den nächsten Tag. Schokolade, die sich noch in eurer Fabrik befindet, verbleibt auf der entsprechenden Kachel. Am Ende des letzten Spieltages wird die komplette Schokolade aus eurer Fabrik in euer Lager gelegt und es erfolgt die Schlusswertung.
Hier gibt es noch Punkte für die meisten erfüllten Ladenbestellungen, Punkte für Kaufhausbestellungen, Punkte für die Anzahl an belieferten Kaufhäusern und auch einen Punkt ist übriggebliebene Schokolade oder Kohle wert. Wer nun die meisten Siegpunkte erringen konnte, der gewinnt die Partie Chocolate Factory.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Spieler. Auf den Solo-Modus gehe ich separat ein.
Chocolate Factory gehört zu den Spielen, bei denen der Spielspaß vollkommen unabhängig von der Teilnehmerzahl ist, da Interaktion nur ganz begrenzt in der Rekrutierungsphase stattfindet. Anschließend „werkelt“ jeder Spieler in seiner eigenen Fabrik vor sich dahin. Spielt man parallel, liegt die Spieldauer bei ca. 60 Minuten, wenn alle mit den Regeln vertraut sind.
Das Spiel verfügt auch über einen gut funktionierenden Solo-Modus.
In diesem kommen die Fabrikmanagerkarten ins Spiel. Diese teilt ihr in 2 Stapel auf (Wochenziele und Anforderungen) und mischt beide separat. Nun zieht ihr ein zufälliges Wochenziel und deckt 1 Anforderung auf. Dies ist eure initiale Anforderung. Außerdem zieht ihr noch 5 weitere Anforderungen, die ihr verdeckt neben eure initiale Anforderung legt. Dies sind eure täglichen Anforderungen.
Der Spielablauf unterscheidet sich kaum. Im Rahmen der Vorbereitungsphase deckt ihr immer die nächste tägliche Anforderung auf. Des Weiteren zieht ihr von jedem Stapel einen Angestellten und legt diese nebeneinander. Auf jeden Angestellten legt ihr dann eine Produktionsmaschine. An den ersten fünf Tagen müsst ihr jeweils einen Angestellten und die auf ihm liegende Produktionsmaschine nach einem in der Anleitung vorgegebenen Schema wieder ablegen. Aus den übriggebliebenen Karten wählt ihr einen Angestellten und eine Maschine. Dies muss nicht die Maschine sein, die auf dem gewählten Angestellten liegt.
Nun gilt es, bis zum Spielende, jedes Wochenziel und jede Anforderung zu erfüllen.
Die Schwierigkeit könnt ihr anpassen und in euren späteren Partien einfach zusätzliche Anforderungskarten ziehen und offen als initiale Anforderungen neben euer Wochenziel legt. Doch auch die Grundstufe ist kein Selbstläufer, lässt sich aber gut erfüllen. Man muss sich schon ein wenig mit dem Spiel beschäftigen.
Der Solo-Modus ist eine echte Bombe, spielt sich perfekt und macht großen Spaß. Ich persönlich kann dieses Spiel auch reinen Solo-Spielern wärmstens ans Herz legen.
Fazit
„Chocolate Factory“ ist ein leicht zu lernendes Enguine-Builder-Spiel.
Eines muss einem ganz klar sein und hier möchte ich auch eine Warnung aussprechen. Wer auf Interaktion wert legt, der greift nicht zu diesem Spiel. Interaktion findet nämlich nur, und das auch sehr begrenzt, in der Phase „Expandieren & Rekrutieren“ statt. Alle weiteren Phasen können problemlos parallel gespielt werden – das muss einem bewusst sein. Einige Spieler werden sich daher die berechtigte Frage stellen, ob dies bei einem Brettspiel so sein muss, da man dann auch ein Spiel an der Konsole oder am PC spielen kann. Mich persönlich stört das nicht und ich habe auch kein Problem damit zu schauen, was denn meine Gegner gerade so machen. Dies treibt die Spieldauer allerdings enorm nach oben. Ich würde daher schon empfehlen, die Schritte parallel abzuarbeiten. Wirklich negative Kritik aufgrund der fehlenden Interaktion habe ich in keiner meiner Gruppen bekommen. Meine Mitspieler hatten immer großen Spaß.
Wenn euch dies auch nicht stört, dann erwartet euch ein wirklich schönes Spielvergnügen, welches zunächst einmal mit einer tollen Idee überzeugt. Wer bitte möchte denn nicht seine eigene Schokoladen-Fabrik managen? Des Weiteren sind die Spielmaterialien klasse und das Spielsystem ist sehr leicht zu erlernen. Auch wenn die Altersempfehlung, ab 14 Jahren, auf etwas Anderes schließen lässt können, aus meiner Sicht, erfahrene Familienspieler dieses Spiel ohne Probleme genießen.
Als Spieler muss man schon ein wenig Grübelarbeit investieren denn es gilt immer zu überlegen, wie die Engine denn nun optimal angepasst werden kann und welche Schokolade ich denn nun wie aufwerte. Dabei verzeiht das Spiel aber auch Fehler, denn niemals geht Schokolade verloren und meistens kann man noch irgendwie einen Auftrag erfüllen. Wenn dies nicht möglich ist, dann bleibt aber noch die Option Schokolade gegen Kohle einzutauschen.
Wenn euch Interaktion während des Spiels nicht wichtig ist, dann greift definitiv zu. Chocolate Factory ist ein gut durchdachtes und sehr detailreiches Spiel, welches eine klare Empfehlung erhält.
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