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  • Tim Nau

Ozeane - Schwerkraft Verlag

Ozeane – Wir Erschaffen einzigartige Lebewesen

Ozeane, beim Schwerkraft-Verlag erschienen, ist ein Engine-Builder für 2 bis 4 Personen (bis 6 Spieler mit Erweiterung aus der KS-Kampagne) von Nick Bentley, Dominic Crapuchettes, Ben Goldman und Brian O´Neill


Ein Blick in die Spieleschachtel

Das Spielmaterial wird jeden Brettspielfan verzaubern und sieht auf dem Spieltisch einfach klasse aus. Das Riff und die Ozeanzonen sind liebevoll illustriert und wenn man dann auch noch solche Kleinigkeiten wie den winzigen Schlitz, zum einfacheren Herausziehen der Karte der kambrischen Explosion, im Aufsteller der Ozeanzonen beachtet dann merkt man, mit wieviel Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde. Gleiches gilt auch für die zahlreichen Karten, die durch ihre wunderschöne Illustration bestechen. Dazu gesellt sich noch ein wirklich gutes Schachtelinlay.

Lediglich die Sichtschirme in der Standard-Version sind dann doch ein wenig zu klein. Aber sei´s drum, da man als Spieler hinter diesen ohnehin nur seine Fische versteckt.


Neben der gut geschriebenen Anleitung liegen dem Spiel auch noch eine tolle Übersicht sowie zwei Spielerhilfen bei. In der Übersicht findet ihr eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Eigenschaften, die alle aufkommenden Fragen beantwortet.

Das Spielsystem

Der Aufbau des Spiels ist schnell abgeschlossen und auch die Regeln können in kurzer Zeit erklärt werden. Somit kann recht zügig in das eigentliche Spielvergnügen eingestiegen werden.


Ein Spielzug gestaltet sich sehr übersichtlich. Auf die Besonderheiten und neuen Möglichkeiten nach der kambrischen Explosion gehe ich separat ein.

Das Spiel gliedert sich in 4 Phasen, die ich euch kurz vorstellen möchte.

Zunächst wird eine Handkarte ausgespielt. Diese kann einerseits für die Entwicklung einer neuen Spezies genutzt werden, indem ihr einfach ein neues Spezientableau nehmt und die Karte an dieses anlegt. Eine neue Art hat nun das Licht der Welt erblickt und bereichert den Ozean.


Ihr könnt die Karte allerdings auch als neue Eigenschaft an eine bereits existierende Spezies anlegen, um diese dann weiterzuentwickeln. Hierbei ist zu beachten, dass eine Spezies nur über drei Eigenschaften verfügen darf es sei denn, eine Eigenschaft erlaubt etwas anderes.

Befindet sich zu Beginn eures Zuges

kein Populationsmarker mehr im Riff müsst ihr, anstelle des Ausspielens einer Karte zur Entwicklung, migrieren. Der Migrationswert befindet sich links unten auf jeder Karte. Ihr nehmt nun die entsprechende Anzahl an Populationsmarkern aus einer Ozeanzone oder dem Riff und legt diese in eine andere Zone oder das Riff.

Selbstverständlich könnt ihr auch dann migrieren, wenn ihr in der Fressphase theoretisch fressen könntet. Dadurch könnt ihr den Zeitpunkt der kambrischen Explosion deutlich vorantreiben.

Nun geht es in die „Fressphase“. Hier könnt ihr genau eine eurer Spezies wählen und diese fressen oder angreifen lassen.

Das Fressen erfolgt immer im Riff und folglich muss hier auch mindestens ein Populationsmarker vorhanden sein, um Fressen zu können. Des Weiteren muss immer die mögliche Maximalanzahl gefressen werden. D. h., dass ihr nicht weniger fressen dürft, damit es bei eurer Spezies nicht zu einer Überpopulation kommt. Beachtet auch, dass eine Spezies niemals auf Futtersuche gehen darf, wenn sie auch nur eine Eigenschaft mit einem grünen Kreis mit Verbotssymbol (z. B. Spitzenprädator) hat.

Zur Ermittlung eures „Fresswertes“ addiert ihr einfach die Zahlen im grünen Kreis auf den Eigenschaftskarten – hat eine Spezies keine grünen Zahlen, so gilt für diese ein Futtersuchwert von eins. Dieser gilt auch dann, wenn die Spezies drei Eigenschaften hat, die alle keinen separaten grünen Kreis mit Zahl haben. Nun nehmt ihr euch einfach die errechnete Zahl an Populationsmarkern aus dem Riff und legt diese auf das Spezientableau.


Ähnlich verhält es sich, wenn ihr euch

für den Angriff entscheidet. Hier greift dann die rote Zahl in der Raute, die euren Angriffswert bestimmt. Angreifen könnt ihr entweder eigene Spezies oder Spezies der Mitspieler. Eigenschaften mit schwarzem Hintergrund sind Verteidigungseigenschaften einer Spezies. Ihr addiert einfach alle diese Werte und zieht sie vom Angriffswert ab. Auch der Angriff auf eigene Spezies kann Sinn ergeben, um eine Überpopulation zu vermeiden. Ihr nehmt einfach die errechnete Zahl (Angriffswert – Verteidigungswert) an Populationsmarker vom Tableau der angegriffenen Spezies und platziert sie auf dem Tableau der angreifenden Spezies. Auch hier gibt es wieder ein Angriffs-Verbot-Symbol, welches dann für diese Art gilt.

Doch es ist auch Vorsicht geboten, denn es kann zu einer Überpopulation der Spezies kommen. Zu dieser kommt es, sobald ein Populationsmarker auf das Fischgrätenfeld des Tableaus gelegt wird. In diesem Fall müsst ihr die Populationsmarker auf 5 reduzieren, was natürlich sehr ärgerlich ist.

Nun folgt die Alterungsphase. Im Gegensatz zur Fressphase betrifft diese Phase alle eure Spezies. Ihr nehmt einfach von jedem Spezientableau einen Fischmarker und legt diesen hinter euren Sichtschirm. Das sind nun eure Siegpunkte. Könnt ihr von einer Spezies keinen Marker entfernen, so stirbt diese leider aus. Beachtet, dass die Spezies nicht stirbt, wenn ihr den letzten Marker nehmt, sondern erst dann, wenn ihr keinen Marker entfernen könnt.

Nun folgt die Phase „Karten ziehen“. Zunächst dürft ihr beliebig viele Oberflächenkarten aus eurer Hand abwerfen, um dann anschließend wieder auf 6 Karten nachzuziehen.


Dann ist auch schon der nächste Spieler am Zug.

Das Spielende wird eingeläutet, sobald alle Ozeanzonen komplett leer sind. Nun werden die Reservepopulationsmarker in die dritte Ozeanzone gelegt und das Spiel wird „normal“ fortgesetzt. Wenn jeder Spieler die gleiche Anzahl an Spielzüge hatte, endet das Spiel dann komplett und es geht an die Auswertung, die super schnell erledigt ist. Ihr zählt dazu einfach die Marker hinter eurem Sichtschirm und die verbliebenen Populationsmarker auf euren Spezientableaus. Addiert nun noch den Wert eures Bonusmarkers hinzu und ihr habt euer Gesamtergebnis.

Die Besonderheiten der kambrischen

Explosion

Sobald die erste Ozeanzone geleert wurde, kommt es zur kambrischen Explosion, die bis zum Spielende andauert und die Regeln ein wenig verändert. Diese Veränderungen sorgen dafür, dass das Spiel ab diesem Zeitpunkt deutlich an Fahrt aufnimmt.

Nach der Explosion dürft ihr 2 Karten ausspielen und eure Spezies altern um 2 Populationsmarker. Das Altern sorgt natürlich dafür, dass deutlich mehr geplant werden muss bzw. solltet ihr von Beginn des Spiels an, auf diese Situation hinarbeiten und eure Spezies mit den entsprechenden Fähigkeiten bestücken.

Die wesentlichste Veränderung kommt dann mit den Tiefseekarten ins Spiel.


Um das Spiel kennenzulernen empfiehlt die Anleitung, erst einmal ohne diese Karten zu spielen. Diese Empfehlung teile ich insbesondere dann, wenn ihr in einer Runde mit Spielern spielt, die sich weniger mit Brettspielen beschäftigen, da jede Karte neue Regeln mit sich bringt, die das eigene Spielsystem verändern. Und da satte 89 Tiefenkarten dem Spiel beiliegen und jede Karte einzigartig ist. Selbstredend könnt ihr diese Karten aber auch in eurer ersten Partie in das Spiel bringen.


Im Rahmen der Phase „Karte ziehen“ darf nun nämlich entweder eine der beiden offenliegenden Karten vom Genpoolstapel auf die Hand genommen werden oder 3 Karten vom Nachziehstapel gezogen werden, von denen dann eine auf die Hand genommen wird. Die beiden anderen Karten werden dann offen auf jeweils einen Genpoolstapel gelegt. Beachtet unbedingt, dass ihr Tiefenkarten in der folgenden Abwurfphase nicht abwerfen dürft.

Die Tiefenkarte könnt ihr nun in der Phase „Karten spielen“ gem. den normalen Regeln auslegen. Das Auslegen „kostet“ euch allerdings so viele Populationsmarker wie die Migrationszahl der ausgelegten Karte angibt. Diese Marker nehmt ihr aus eurem Siegpunktepool und legt sie in eine der drei Ozeanzonen.


Der Zeitpunkt der kambrischen Explosion ist recht variabel. So kann man diesen, zum Beispiel durch gezieltes Migrieren, forcieren. Hier kommt es einfach auf die Spielweise der Runde an.

Von Filtrieren, Schmarotzern und Wal-

Putzern oder: Unendliche Symbiosemöglichkeiten

Das klingt alles ziemlich einfach. Doch es kommen noch einige Kniffe hinzu, die das Spiel auszeichnen und die dazu führen, dass ihr euch beim Ausspielen eurer Karten ein wenig Zeit lassen solltet, um die ganzen Symbiosen zu überdenken.

Im Kern ist „Ozeane“ nämlich ein klassischer Engine-Builder. So versucht ihr durch geschicktes Legen eurer Karten eine gut funktionierende Maschinerie aufzubauen die es verhindern soll, dass Spezies aussterben und es nicht zu einer Überpopulation kommt. Ihr möchtet einfach ein Gleichgewicht im Ozean herstellen. Hierzu stehen euch bei den Spezies 12 unterschiedliche Eigenschaften zur Verfügung, mit denen ihr eure, immer wieder unterschiedlichen, individuellen Arten bestücken könnt.


So lassen sich klasse Ketten bilden. Habe ich, zum Beispiel, einen Filtrierer ausliegen und platziere in seiner Nähe einen Wal-Putzer, so erhält der Wal-Putzer 3 Zuwachs, nachdem der Filtrierer auf Futtersuche war. Und da der Filtrierer ja immer 5 Populationsmarker nimmt ist es kein Problem einen Parasiten neben ihn zu spielen, der vor der Fressphase von ihm schmarotzt. Und zack, hat man bei drei Spezies kein Problem mehr und kann einige Punkte machen. Packt man nun noch die Fähigkeit „Schwarm“, die die Spezies um 1 zusätzlich altern lässt zum Filtrierer, so kann die Anzahl an Punkten noch einmal deutlich erhöht werden. Natürlich muss man weiterhin aufpassen, dass die Alterungsphasen überstanden werden oder man nicht zum Ziel eines Angriffs wird. Aber für letztgenannten Fall gibt es ja klasse Verteidigungseigenschaften.

Von dieser Art Ketten kann man zahlreiche bilden und es wird unendlich viele Partien benötigen, bis man hier, auch noch in Kombination mit den zahlreichen Tiefenkarten, alles entdeckt hat.

Des Weiteren weisen einige Karten noch Nachbarschaftspfeile auf, die nach links oder rechts zeigen und sich dann auswirken, wenn die Bedingung erfüllt ist. So schmarotzt, zum Beispiel, der Parasit vor der eigenen Fressphase von der Spezies in Pfeilrichtung oder der Symbiont erhält 1 Zuwachs, nachdem die benachbarte Spezies angegriffen hat oder auf Futtersuche war. Diese Karten sorgen für große Interaktion am Spieltisch, denn benachbart können natürlich auch Spezies der Gegenspieler sein.

Die Szenariokarten

Doch das war noch nicht alles, denn es gibt noch die Szenariokarten. Von den insgesamt 25 Karten werden in jedem Spiel 2 zufällige Karten verwendet. Diese Szenariokarten werden auf den freien Slot in der ersten und zweiten Ozeanzone gelegt. Aktiv wird ihr Effekt immer dann, wenn sich in entsprechender Zone keine Populationsmarker mehr befinden.


Es gibt zum einen Szenariokarten mit einem Blitzsymbol, die Ereignisse beschreiben. So kann es, zum Beispiel, zu einer "Nahrungsschwemme" kommen, so dass alle Spezies ihre Population verdoppeln. Ereignisse können mehrmals eintreten.



Zum anderen gibt es die blauen Szenariokarten, die immer so lange aktiv sind, wie die entsprechende Ozeanzone leer ist. Hier kann es, zum Beispiel, zu einem schützenden Panzer kommen, welcher den Spezies zusätzliche Verteidigungspunkte gibt oder aber auch, dass durch einen flachen Genpool die Anzahl der Eigenschaften, die an die Spezies gelegt werden dürfen, um 1 gesenkt wird.


Hier gefällt mir der Facettenreichtum wirklich gut.


Als besonders gelungen empfinde ich hier auch die Symbole des Gebisses, welches eine aggressivere Umgebung andeutet und der Raute, welche für ein komplexeres Spiel steht. Jede Spielgruppe kann sich den Szenariokartensatz individuell zusammenstellen und an die eigenen Spielweisen bzw. Vorlieben anpassen.

Die optimale Spieleranzahl

Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 4 Spieler.

Der unterschiedlichen Spielerzahl wird durch die Anzahl der genutzten Fische Rechnung getragen. Bei 2 Spielern werden 100 Fische, bei 3 Spielern 120 und bei 4 Spielern 140 Fische verwendet. Des Weiteren gibt es noch Bonusmarker mit Siegpunkten, um die Startbedingungen gerecht zu halten. Als Beispiel erhält im Spiel mit drei Spielern der Startspieler den Bonusmarker mit 6, der zweite Spieler den mit 4 und der letzte Spieler den Marker mit 0 Bonuspunkten. Das ergibt absolut Sinn, da mit dem Auslegen von Spezies, die nachfolgender Spieler ein wenig reagieren können und dies zum Vorteil nutzen können.

Prinzipiell spielt sich das Spiel in allen Besetzungen sehr gut. Bei 4 Personen muss man allerdings eine recht hohe Downtime in Kauf nehmen.

Fazit

„Ozeane“ ist ein erstklassiges Spiel, welches unendlich viele Möglichkeiten bietet. Der Einstieg gelingt sehr schnell und bereits nach den ersten Phasen spielt sich das Spiel auch schon in der ersten Partie sehr flüssig. Aus meiner Sicht, werden hier auch Familienspieler ihre helle Freude haben. Hier empfiehlt es sich, die Tiefenkarten dann außen vor zu lassen und mit den 2 vorgeschlagenen Szenariokarten zu spielen.

Im Kern ist das Spiel ein Engine-Builder und durch geschickte Ausspielen versucht jeder seine Spezies im Gleichgewicht zu halten. Natürlich muss auch das Glück ein wenig mitspielen. Hat man am Anfang Pech und zieht Karten, die für den Spielbeginn nicht so optimal sind, so gerät man schnell ins Hintertreffen. Das egalisiert sich allerdings sehr schnell, da beliebig viele Handkarten abgeworfen werden dürfen und beim Nachziehen dann eigentlich immer etwas passendes dabei ist. Allerdings muss ich hier anmerken, dass ich wirklich kein Spiel in meinen Gruppen erlebt habe, indem ein Spieler den Sieg erringen konnte, der nicht wenigstens über einen Filtrierer in seiner Auslage verfügt hat. Das ist etwas schade denn auch ich finde, dass diese Eigenschaft eben mega stark ist und mein seine eigene Auslage immer um diese Eigenschaft herum entwickelt.



Ein riesen Pluspunkt des Spiels ist die große Interaktion am Spieltisch. So kann man nicht einfach vor sich dahin bauen, sondern muss immer auch die anderen Mitspieler im Auge haben und hier ändern sich die Gegebenheiten sehr schnell. Wenn ein Mitspieler plötzlich in den Angriffsmodus geht, dann sollte man schnell die eigene Verteidigung aufbauen. Dazu gesellen sich noch die "Pfeilkarten", die ein echtes Highlight im Spiel sind und auch dafür sorgen, dass man während der Züge der Mitspieler immer mit im Geschehen ist.


Einziger Kritikpunkt für mich ist es, dass es lediglich 12 unterschiedlichen Eigenschaften bei den Oberflächenkarten gibt. Hier wäre noch ein wenig mehr Varianz schön gewesen. Aber vielleicht wird es ja mal ein Ergänzungspack für dieses Spiel geben. Und wenn man dann schon dabei ist, wäre eine Solo-Version dieses Spiel für mich ein persönliches Highlight.


Insgesamt tauche ich immer wieder gerne in diese Welt ein und erschaffe mit großer Freude ein immer wieder einzigartiges Ökosystem.


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