Abroad - Asmodee
- Tim Nau
- 4. Nov.
- 5 Min. Lesezeit
Abroad
„Abroad“, als deutsche Ausgabe im Vertrieb von Asmodee und hergestellt von 1 More Time Games, ist ein Kennerspiel welches, unter anderen, Set-Collection- und Area Control Elemente enthält. Das Spiel ist von Rodrigo Rego und Danilo Valente und für 1 bis 4 Spieler.

Unser Traum wird wahr. Es wird eine Stelle bei einem der führenden Verlage für Reiseführer frei und wir wollen uns beweisen. 4 Wochen haben wir nun Zeit zu zeigen, dass wir die richtige Person für diesen Job sind. Also bereisen wir Europa und entdecken atemberaubende Orte.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial geht, vor allem mit dem Blick auf den Preis des Spiels, absolut in Ordnung. Wunderschön illustriert sind die 240 (ja, wirklich 240) Ortskarten, die auch qualitativ sehr gut sind. Im Rahmen der Übersetzung ist hier ein kleiner Fehler passiert. Einige Karten wurden scheinbar nicht richtig übersetzt und man findet auf diesen noch die Bezeichnung SOU und nicht SUD. Dies ist ärgerlich, stört aber das Spielvergnügen nicht und gewisse Aufschreie kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Dazu gibt es noch viel Holz und zahlreiche Marker. Etwas labbrig sind die Spielerboards, die nur aus Papier sind.

Die Anleitung ist sehr ordentlich. Da es einiges zu beachten gibt, muss man diese allerdings konzentriert lesen. Das Beiblatt, welches auch die Regeln für das Solo-Spiel enthält, bietet eine Erläuterung für die Plättchen. Diese auch nötig, da es zahlreiche Symbole gibt, die beachtet werden müssen.
Meinung
Abroad (die Reise in ein fernes Land oder das Leben dort) war das Spiel, auf welches meine Frau am sehnsüchtigsten gewartet hat. Klar, das Reisen, ihre größte Leidenschaft, ist ein Thema, welches sie immer triggert. Auch wenn es sich hier rein auf Europa beschränkt und wir uns eigentlich lieber weiter in der Ferne aufhalten.

Das grundlegende Spielsystem ist recht schnell verstanden. Gespielt wird über 4 Runden, wobei jede Runde eine Woche repräsentiert und sich in 7 Phasen unterteilen lässt.
Als erstes zieht man so lange Orts-Karten nach, bis man 7 Karten auf der Hand hat. Dieses Limit ist nur in dieser Phase und in der vorletzten Phase interessant.
Umfangreiches Kartenmaterial
Satte 240 Ortskarten sorgen für eine ungeheure Varianz. Nicht wegdiskutieren kann man hier den Glücksfaktor, der durch das Ziehen der Karten in das Spiel kommt. Manchmal passen Karten perfekt in eure Planung. In den meisten Fällen werdet ihr aber gezwungen sein, eure Planung an eure gezogenen Handkarten anzupassen. Flexibilität ist hier das Stichwort.

Schauen wir uns einmal die Karten gemeinsam an. Jede Karte ist einer der 10 Regionen zugeordnet. Um eine Region besuchen zu können, müsst ihr mit einer Figur in dieser stehen. Die Dauer, die benötigt wird, um diesen Ort zu besuchen, findet ihr oben links. Rechts daneben sind Symbole angegeben. Diese sind relevant für bestimmte Voraussetzungen zur Aktivierung von Effekten auf anderen Karten oder für die Bucket-List. Darunter befindet sich die wundervolle Illustration und der Name des Orts. Darunter finden wir einen Effekt der eintritt, wenn wir diesen Ort besuchen. Auf vielen Karten finden wir darunter einen weiteren Effekt mit der Angabe eines Tages davor. Dies ist ein zusätzlicher Effekt der nur Eintritt, wenn wir an diesem Tag den Ort besuchen.
Alles eine Frage des Ressourcen-Managements
Ressourcen Management ist eine der wesentlichen Aufgaben im Spiel. Es gibt Geld, Energie, Aufregung und Ortskundige. Ihr benötigt Ressourcen für Effekte auf den ausgespielten Karten oder auch im eure Reisekosten bezahlen zu können.

Reisen, reisen und nochmals reisen
Wie schon gesagt, müssen wir uns zum Ausspielen einer Karte auch am entsprechenden Ort befinden. Dafür müssen wir entweder mit dem Flugzeug oder der Bahn die Reise antreten, was natürlich wieder mit Kosten verbunden ist.
Das Ausspielen von Karten ist die Kernphase. Alle Spieler spielen immer abwechselnd eine Karte aus, bis alle Spieler keine Tage in der Woche mehr zur Verfügung haben.
Ihr wählt eine der Karten, schaut wie viel Tage der Besuch benötigt und legt die Karte auf den Platz des letzten Tages. Durch die Abgabe von Aufregungs-Markern kann die Anzahl der benötigten Tage reduziert werden. Die Tag-Schreiben werden in die entsprechende Region gelegt und die Effekte in beliebiger Reihenfolge ausgeführt. Anschließend könnt ihr noch das Ortskundigen-Plättchen nutzen und ggfs. die Bucket List erledigen und das Festival besuchen.

Die Problematik der Ressourcen haben wir uns ja schon angeschaut. Alternativ könnt ihr auch an eurem Ort stehen bleiben oder auch nur reisen und anschließend „Schreiben“, „Ausruhen“ oder „Planen“. Durch diese Aktionen erhaltet ihr entweder Geld, Energie oder Handkarten und verbraucht 1 Tag.
Planung ist das A und O
Ohne eine genaue Planung kommt ihr nicht weiter. So gilt es immer alle Ressourcen genau im Blick zu haben und seine Züge vorzuplanen. Zumindest sollte ihr immer die aktuelle Woche komplett planen. Achtet auf die Ressourcenkosten für eure Reise und vor allem auch für die Dauer der Aktivität, die ihr ja reduzieren könnt. So kann es gelingen, viele der Effekte mitzunehmen, die es eben nur an einem bestimmten Tag gibt.
Kernelement der Planung muss natürlich die Vorbereitung der Regionenwertung sein, die am Ende jeder Woche stattfindet. In dieser erhaltet ihr die Masse der Siegpunkte. Hier ist Abroad ein klassisches Area Control Spiel. So platziert ihr durch den Besuch eines Orts eure Tag-Scheiben in der Region, was erst einmal gut ist. Doch auch die Mehrheit der Scheiben nutzt nichts, wenn eine andere Person einen Geheimtipp erhält und dadurch eine der Scheiben auf die Seite mit dem Herz drehen darf. Ein einziges Herz schlägt jede Anzahl an Tag-Scheiben.
Bucket-Listes und Festivals
Bucket-List-Plättchen verwendet ihr in jedem Spiel, wohingegen die Hinzunahme von Festivals optional ist. Ich würde euch empfehlen, mit Festivals zu spielen.
Erfüllt ihr die Voraussetzungen des Plättchens in eurer Region, so dürft ihr euch das entsprechende Bucket-List-Plättchen nehmen und erhaltet die Siegpunkte sofort.

Spielt ihr mit Festivals, liegen immer 2 zufällige Plättchen je Woche aus. Da man unter der Woche nicht zu einem Festival geht, könnt ihr diese nur am Freitag oder Samstag besuchen, wenn eure Figur dann in der Region ist. Ihr erhaltet sofort 2 Siegpunkte und die Fähigkeit des Plättchens.
Die Nutzung der Effekte die es euch ermöglichen ein Herz zu erhalten, ist für den Spielsieg essentiell.

Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich im Anschluss kurz gesondert ein. Bei Spielen die irgendwie mit Area Control zu tun haben steigt der Spielspaß mit zunehmender Teilnehmerzahl. Zumindest ist das tendenziell so. Auch wenn im Spiel mit 2 Personen zu Spielbeginn in jede Region zwei Marker (einer davon auf der Herz-Seite) in jede Region gelegt werden und bei der Mehrheitenwertung berücksichtigt werden, ist der Spielspaß mit 3, besser noch mit 4 Personen, höher als im 2-Personen-Spiel. Die Spieldauer liegt ca. zwischen 75 und 120 Minuten.
Auch an die Solo-Spieler wurde gedacht und das Spiel funktioniert auch alleine richtig gut, was ich tatsächlich nicht gedacht hätte. Ihr bereitet dazu einfach ein Spielertableau eures „Gegenspielers“ vor und dabei werden einige der Scheiben bereits auf die Herz-Seite gedreht. Euer Gegenspieler benötigt immer die gleiche Anzahl für seine Aktivität wie ihr. Jetzt kommt der Clou, der das Spiel so unglaublich taktisch macht. Zu welchem Ort er reist, wird anhand einer Auslage aus drei offenen Karten bestimmt. Er wählt immer den Ort links der Reihe. Mal passt das in eure Planung und mal nicht. Ihr habt nun die Möglichkeit Karten aus der Auslage zu entfernen, was unheimlich wichtig ist, da der Gegenspieler ansonsten viel Punkte macht. Doch das birgt Kosten und ihr müsst das in eure Planung zwanghaft mit einbeziehen, da ihr das Spiel ansonsten gnadenlos verlieren werdet. Eine Partie alleine dauert ca. 60 Minuten und macht großen Spaß.
Große Pluspunkte des Spiels sind mit Sicherheit die doch recht einfachen Grundlegen, die wunderschönen Karten-Illustrationen die einen sofort an den nächsten Urlaub denken lassen
Insgesamt hat mir Abroad sehr gut gefallen.










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