Old London Bridge
„Old London Bridge“, von Queen Games, ist ein strategisches Familienspiel für 2 bis 4 Spieler von Gabriele Bubola und Leo Colovini.
1136 zerstörte eine Feuersbrunst die große Holzbrücke über der Themse.
Wir sind als Baumeister für den Wiederaufbau verantwortlich. Da das neue Fundament aus Stein ist, können auch Häuser auf der Brücke errichtet werden. Es beginnt ein Wettstreit um den schönsten Brückenabschnitt.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist absolut erstklassig. Zwei Punkte stechen hier für mich heraus. Dies wären zum einen die tollen Brückenabschnitte, von denen jeder Spieler 2 bekommt und zum anderen das super Spielbrett, wo alles seinen Platz hat. Neben dem Platz fügen sich aber auch die Leisten toll ein. Auf die Brückenabschnitte werden die Gebäude gesteckt und so entsteht eben auch der visuelle Eindruck, dass die Brücke entsteht.
Die Anleitung lässt keinerlei Wünsche offen bzw. Fragen unbeantwortet. Hier reicht wirklich einmaliges Lesen und man ist im Spiel drin.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist super einfach und schnell verinnerlicht. Vor der ersten Partie müsst ihr ein wenig „Arbeit“ investieren, da ihr super viel auspöppeln müsst und anschließend noch die Brücken zusammenbauen dürft. Um Zeit zu sparen, solltet ihr die Häuser getrennt voneinander in Beuteln verstauen, da das Sortieren (zumindest geht es mir so) ein wenig nervig ist.
In der Rundenvorbereitung deckt ihr zunächst das nächste Runden-Plättchen auf und dreht die Scheibe um die entsprechende Anzahl an Segmenten, immer 1 bis 3 Felder, weiter.
Anschließend wird dann die Zugreihenfolge bestimmt. Ich gehe hier nur auf die Regeln des Spiels mit 3 oder 4 Personen ein. Zu den Besonderheiten des 2-Personen-Spiels komme ich im Kapitel über die optimale Spielerzahl zu sprechen.
Jeder Spieler erhält, je nach Zugreihenfolge, zu Beginn der Partie eine bestimmte Kombination von Karten mit den Werten 0 bis 4. Des Weiteren befindet sich jeder Stein an der entsprechenden Stelle auf der Kapellen-Leiste. Die Platzierung auf dieser entscheidet bei Gleichständen.
Um die Zugreihenfolge zu bestimmen, wählt jeder Spieler nun eine seiner Karte und legt diese verdeckt vor sich ab. Gleichzeitig werden dann alle Karten aufgedeckt und die Kartenwerte miteinander verglichen. Wer die höchste Zahl ausgespielt hat, ist zuerst am Zug und in absteigender Zahlenfolge geht es dann weiter. Hier muss genau überlegt werden, denn ausgespielte Karten, mit Ausnahme der 0, müssen wieder auf den entsprechenden Nachziehstapel gelegt werden. Neue Karten erhaltet ihr durch die entsprechende Gebäudeaktion.
Anschließend geht es dann an den Bau eines Gebäudes. Dazu platziert ihr eure Figur auf einem freien Feld, erhaltet Geld in der angegebenen Höhe und das angrenzende Gebäude. Geld und Siegpunkte sind in diesem Spiel das gleiche. Das Feld mit dem „X“ und bereits belegte Felder gelten nicht als frei und ihr dürft euch hier nur platzieren, wenn ihr über ein entsprechendes Bonus-Plättchen verfügt, die ihr durch Fortschreiten auf dem Brückentor-Parcours erhaltet. Alternativ könnt ihr eure Figur auch auf das Feld in der Mitte stellen, wenn dieses frei ist. Dies kostet allerdings 2 Geld. Dafür dürft ihr euch aber irgendein Gebäude, auch das Gebäude angrenzend am „X“-Feld, aussuchen. Das gewählte Gebäude müsst ihr nun auf den nächsten freien Platz eurer Brücke stecken. Allerdings müsst ihr eine wesentliche Regel beachten. Diese besagt nämlich, dass die Hausnummer des Gebäudes immer kleiner sein muss, als die Hausnummer des zuvor platzierten Gebäudes. Die Gebäude tragen nämlich alle eine einzigartige Hausnummer von 1 bis 60. Könnt ihr dies nicht, müsst ihr ein bereits gebautes Gebäude ersetzen, damit die Nummern-Sortierung wieder passt. Achtung: Freie Plätze auf eurer Brücke bringen am Ende Minuspunkte, was ihr unbedingt vermeiden sollte. Ihr werdet im Spiel nicht Drumherum kommen, mindestens einen Park zu platzieren. Ein platzierter Park durchbricht nämlich das System und nach dem Park, welche keine Hausnummer tragen, könnt ihr wieder ein Gebäude mit einer beliebigen Nummer platzieren.
Nun wird die Gebäudeaktion ausgeführt. Grundsätzlich bestimmt sich die Stärke der Aktion anhand der Anzahl der Wappen. Ihr schaut euch einfach das Wappen des soeben platzierten Gebäudes an und zählt die Anzahl an Gebäude mit gleichem Wappen – vergesst hierbei nicht das soeben gebaute Gebäude. Je nach Gebäude führt ihr dann eine andere Aktion aus. Diese möchte ich euch kurz darlegen.
Im Falle einer Kapelle rückt ihr den Spielstein um die entsprechende Stärke auf der Kapellen-Leiste nach vorne. Erreicht oder überschreitet ihr dabei ein Feld mit einer Münze, so erhaltet ihr diese.
Die Platzierung eines Brückentors bringt euch auf dem Brückentor-Parcours weiter. Auf diesem Parcours ist jedes dritte Feld ein Bonusfeld und ihr dürft euch einen der ausliegenden Marker nehmen. Diese Marker dürft ihr ab der nächsten Runde einsetzen. So ist es, zum Beispiel, möglich, das Feld mit dem X zu wählen, ein bereits besetztes Feld ebenfalls zu nutzen oder eure ausgespielte Handkarte im Rahmen der Bestimmung der Zugreihenfolge wieder auf die Hand zu nehmen.
Die Herberge ermöglicht es euch, neue Handkarten zu kaufen. Diese könnt ihr in beliebiger Kombination nehmen.
Im Krämerladen erhaltet ihr Münzen entsprechend der Stärke.
Das Gildenhaus bietet euch keine Aktion. Dafür sind dort alle 4 Wappen abgebildet und somit erhaltet ihr für jedes Wappen immer einen Punkt.
Dann wäre da noch der Park, dessen Funktion ich oben schon dargelegt habe.
Das Spiel endet nach der 12. Runde und es erfolgt die Schlusswertung. Neben euren gesammelten Münzen erhaltet ihr noch Münzen entsprechend der vier Wertungsfelder. Auf die Wertungsfelder gehe ich gleich noch gesondert ein. Im Spiel zu dritt werden hier nur Münzen für den 1. und 2. Platz vergeben. Wenn ihr nicht alle Felder auf eurer Brücke belegt habt, müsst ihr nun noch Münzen abgeben.
Die beiliegende Erweiterung „Erfahrene Baumeister“ bringt euch noch einmal 8 doppelseitig bedruckte Wertungsplättchen die ihr, getrennt nach den entsprechenden Farben, in beliebiger Kombination nutzen könnt. Schauen wir uns die Wertungs-Felder bzw. Plättchen ein klein wenig genauer an.
Die Wertungsfelder
Vier Wertungsfelder sind auf dem Plan aufgedruckt. Hier erhaltet ihr Münzen für eure Position auf dem Kapellen-Parcours, dem Brücken-Parcours, aufgrund der Werte eurer Charakter-Karten und aufgrund der Gebäudeanzahl.
Sehr schnell werdet ihr zu den beiliegenden Wertungs-Plättchen greifen, da durch diese dem Spiel taktisch eine kleine Schüppe draufgelegt wird.
So gibt es Plättchen, die euch belohnen, wenn ihr die meisten Gebäude einer bestimmten Art gebaut habt, Plättchen, die rundenweise gewertet werden und Plättchen die euch Münzen bringen, wenn ihr ein bestimmtes Kriterium erfüllt.
Die optimale Spieleranzahl
Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 4 Personen. Ich gehe gleich gesondert auf die Besonderheiten der 2-Personen-Partie ein.
Aufgrund des dargelegten „Biet-Mechanismus“ um die Zugreihenfolge der einzelnen Runden ist hier der absolute Spaßhöhepunkt in Vollbesetzung zu sehen. Erst ab dieser Anzahl kommt da richtig Schwung rein und man muss seine Züge bzw. seine Karten ordentlich planen. Ohne das Ersetzen von Gebäuden geht es hier fast gar nicht da es oftmals dazu kommt, dass ein Park einfach nicht genommen werden kann. Allerdings spielt der Zufall hier auch eine elementare Rolle, wessen man sich bewusst sein muss.
Die Dauer einer Partie liegt bei ca. 30 bis 40 Minuten.
Nicht wirklich teilen kann ich so manche Kritik die sagt, dass das Spiel mit 2 Personen unspielbar ist. Ja, der Mechanismus des Bietens kommt hier nicht wirklich zum Tragen und ich habe auch Partien gewonnen, in denen ich fast konsequent meine 0er-Karten ausgespielt habe. Dennoch finde ich den angewendeten Kniff recht interessant. Man halbiert nämlich die Rundenanzahl auf 6 aber dafür spiel jeder Spieler in jeder Runde 2 Karten aus, die alle gleichzeitig aufgedeckt werden. Anhand dieser ergibt sich dann die Zugreihenfolge und es kann vorkommen, dass ihr abwechselnd oder auch zweimal hintereinander an der Reihe seid. Somit stehen jedem Spieler in jeder Runde also 2 Aktionen zur Verfügung. Richtige Konkurrenz um zur Verfügung stehende Gebäude gibt es nicht, da immer eine sehr gute Alternativmöglichkeit zur Verfügung steht. Dafür spielt sich das alles allerdings taktischer, weil man sich auf die einzelnen Wertungs-Plättchen konzentrieren kann. Weglassen solltet ihr allerdings die, die sich auf die Anzahl an Handkarten am Ende der Partie beziehen.
Mit 2 Personen spielt es sich noch schneller runter und eine Runde dauert keine 25 Minuten.
Fazit
Old London Bridge ist ein taktisches Familienspiel, welches zunächst einmal mit seiner wundervollen Tischpräsenz und sehr eingängigen Regeln überzeugen kann. Grundsätzlich hat mir das Spiel von der ersten Partie, unabhängig von der Teilnehmerzahl, Spaß gemacht und ich würde jederzeit eine Runde mitspielen.
Ist die Gruppe einmal mit den Regeln vertraut spielt sich das Spiel super flüssig. Downtime ist fast gar kein Thema. In seinem eigenen Zug gibt es auch immer etwas zu tun und es gilt, einige Faktoren zu beachten.
Die Herausforderung in diesem Spiel liegt im Bauzwang. Das heißt, ihr müsst in jeder Runde ein Gebäude bauen und die Hausnummern müssen auch noch absteigend sein. Gerade in Vollbesetzung wird das nicht immer gelingen und wenn dann auch kein Park zur Verfügung steht seid ihr dazu gezwungen ein Gebäude abzureißen, was allerdings am Spielende Siegpunkte kostet.
Man darf allerdings nicht den Fehler machen und ein taktisch hochtrabendes Spiel erwarten. Dieser Eindruck könnte aufgrund Schachtelgröße, Inhalt und Preis nämlich entstehen. Gerade reine Kennerspieler, könnten hier enttäuscht werden. Da gibt es bei Queen Games durchaus deutlich anspruchsvollere Spiele. Old London Bridge ist ein Familienspiel und perfekt für Gruppen geeignet, die eine Kombination aus leichter Taktik und Glück suchen.
Auch wenn der „Biet-Mechanismus“ zur Ermittlung der Zugreihenfolge eigentlich ein Kernelement des Spiels sein soll muss man leider sagen, dass dieser komplett nur im Spiel mit vier Personen und bedingt im Spiel mit 3 Personen zum Tragen kommt. Dennoch empfinde ich den verwendeten Kniff im 2-Personen-Spiel als wirklich gelungen. Reine 2-Personen-Spieler sollten das Spiel dennoch erst einmal eine Runde zur Probe spielen.
Wer auf der Suche nach einem Familienspiel ist welches mit einer wunderschönen Tischpräsenz daherkommt, der sollte sich dieses Spiel auf jeden Fall einmal anschauen.
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