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  • Tim Nau

Tiletum - Board & Dice - Giant Roc

Tiletum

„Tiletum“, von Board & Dice, als deutsche Version bei Giant Roc erschienen ist ein würfelbasiertes Strategiespiel für 1 bis 4 Spieler von Daniele Tascini und Simone Luciani.

Wir schlüpfen in die Rolle reicher Kaufleute, die Europa bereisen. Unser Ziel ist es, berühmtester Händler der Renaissance zu werden. Dazu schließen wir Handelsverträge ab, errichten Handelsposten, investieren in den Bau von Kathedralen, nehmen an Messen teil und heißen berühmte Persönlichkeiten in unseren Häusern willkommen, um deren Dienste in Anspruch zu nehmen.


Ein Blick in die Spieleschachtel

Die Spieleschachtel ist prall gefüllt. Zunächst gilt es einmal, die Materialien zu sortieren und in Beutel zu verstauen. Macht das auf alle Fälle, da dies den Spielaufbau deutlich erleichtert. Die Spielkomponenten an sich sind wirklich gut. Sämtliches Pappmaterial hat eine ordentliche Dicke und dazu gesellen sich sehr schöne Materialien aus Holz.

Die Anleitung ist klasse geschrieben und es sollte keine Probleme beim Verständnis geben. Zusätzlich liegt dem Spiel noch eine Extra-Anleitung für das Solo-Spiel bei.


Das Spielsystem

Das Spielsystem von Tiletum ist sehr eingängig. Nach einer Partie hat man es verinnerlicht und das Spiel spielt sich dann auch super flüssig. Die Aufbauarbeiten für das Spiel sind etwas umfangreicher und auch solltet ihr ein wenig Platz einplanen.


Aufgrund der Komplexität werde ich nicht auf alle Aktionsmöglichkeiten detailliert eingehen. Ich werde versuchen, euch einen guten und umfassenden Gesamteindruck zu schildern damit ihr bewerten könnt, ob das Spiel etwas für euch bzw. für eure Gruppe ist.


Grundlegender Mechanismus des Spiels ist die Würfelauswahl. Zu Beginn jeder Runde wird, in Abhängigkeit von der Spieleranzahl, eine bestimmte Anzahl an Würfeln geworfen und diese werden dann, entsprechend der Augenzahl, um das Aktionsrad herum verteilt. Jeder Augenzahl ist eine Aktion zugeordnet. Da das Rad zum Abschluss jeder Runde um einen Abschnitt weitergedreht wird, ändert sich die Zuteilung immer. Das ist schon einmal absolut gelungen.


Der aktive Spieler nimmt nun einen Würfel vom Aktionsrad. Die Würfelfarbe bestimmt die Ressource, die der Spieler dann in Höhe der Augenzahl erhält. Des Weiteren wurde durch das Aktionsrad die Aktion bestimmt, die der Spieler nun ausführen darf. Zum Ausführen der Aktion stehen ihm nun Aktionspunkte zur Verfügung. Die Anzahl der Aktionspunkte errechnet sich immer aus 7 minus Augenzahl des Würfels. Hat der Spieler also eine 3 genommen, erhält dieser 3 Ressourcen entsprechend der Würfelfarbe und 4 Aktionspunkte (7-3) zum Ausführen der entsprechenden Aktion. Ein wirklich tolles System, welches dafür sorgt, dass alles in Balance bleibt. Immer wieder steht man als Spieler also vor der schwierigen Entscheidung, viele Ressourcen zu bekommen und dafür aber wenig Aktionspunkte zur Verfügung zu haben oder umgekehrt. Hiermit gilt es zu spielen.


Absolut wichtig ist es auch noch, dass ihr vor Nehmen eines Würfels, durch die Abgabe von 2 Gold, den Wert noch um plus oder minus 1 ändern dürft. Es ist mit dieser Aktion auch möglich, eine 6 zu einer 1 oder umgekehrt zu machen. Hierdurch verändert sich natürlich auch die Aktion, da der Würfel dann eben auf das Feld entsprechend des jetzigen Werts gelegt werden muss. Das ist eine elementar wichtige Möglichkeit und ihr werdet dies oftmals brauchen. Es lohnt sich daher immer, ein klein wenig Gold in seiner Kasse zu haben.

Bevor ich nun auf die einzelnen Aktionen eingehe, möchte ich kurz was zu eurem Lagerraum sagen. In diesen Lagerraum wandern alle Plättchen, die ihr erhaltet. Hier ist nur Platz für 4 Plättchen, was ihr bei allen Planungen beachten müsst. Ist euer Lagerraum nämlich voll, könnt ihr kein weiteres nehmen.


Schauen wir uns die einzelnen Aktionen in einem kurzen Überblick an. Und tatsächlich sind es nur 5 unterschiedliche Aktionen und noch die Joker-Aktion.


Die Architektur und der Handel sind sehr ähnlich. Bei jeder der beiden Aktionen habt ihr drei Möglichkeiten, von denen jede immer einen Aktionspunkt kostet. Wie bei allen anderen Aktionen auch, könnt ihr Aktionen auch mehrfach durchführen. Entweder ihr bewegt euren Architekten bzw. Händler auf ein benachbartes Feld, nehmt euch ein ausliegendes Bonusplättchen oder ihr errichtet eine Säule bzw. ein Haus. Natürlich muss zum Bau ein verfügbarer Bauplatz vorhanden sein.


Die Aktion Gäste ermöglicht es euch entweder einen Gast aus der Auslage zu nehmen und in euer Lagerhaus zu legen, alle Gäste der Auslage ablegen und diese dann neu zu befüllen oder Gäste aus dem Lagerhaus in ein Gästezimmer einziehen zu lassen.


6 Gebäude, von denen das äußerst rechte Gebäude bereits belegt ist, stehen euch zur Verfügung. Beim Einziehen müsst ihr allerdings beachten, dass gleiche Gäste nicht in unterschiedliche Gebäude einziehen dürfen. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass ihr keine 2 Gebäude mit den gleichen Personen belegen dürft. Dies auch dann nicht, wenn das erste Gebäude bereits voll ist. Beachtet diesen Umstand immer unbedingt bei der Wahl von Personen. Des Weiteren müsst ihr die Aktionspunkte-Kosten beachten. So kostet der Einzug in die erste Etage 1 Punkt, der in die zweite Etage 2 Punkte und der in die dritte Etage 3 Punkte. Immer wenn ein Gast einzieht erhaltet ihr dessen Bonus. Sobald das Haus voll ist, nehmt ihr euch das Haus vom Dachfeld und legt es in euren Vorrat. Dieses steht euch nun im Rahmen der Händler-Aktion zum Bau zur Verfügung. Platziert ihr jetzt auch noch ein Wappen, gilt das Gebäude als vollständig gefüllt und ihr erhaltet einen Bonus-Marker, der die zur Art des Gastes gehörende Aktion verstärkt. Von nun an erhaltet ihr für die Aktion zusätzliche Aktionspunkte.


Die Vertragsaktion ermöglicht euch das Nehmen eines oder mehrerer Verträge. Die Kosten in Aktionspunkten sind unter dem Vertrag angegeben. Am Ende des Zuges werden alle Verträge nach rechts geschoben und es wird neu aufgefüllt. Des Weiteren könnt ihr für einen Aktionspunkt aber auch noch Ressourcen tauschen. Beim ersten Mal im Zug, erhält man sogar noch eine Bonusressource.


Des Weiteren gibt es noch die Aktion König. Durch diese schreitet ihr auf der Königsleiste voran. Pro Aktionspunkt bewegt ihr euren Marker einfach ein Feld weiter.


Last but not least gibt es auch noch die Joker-Aktion. Diese ermöglicht die Durchführung einer anderen Aktion. Ihr werdet die Joker-Aktion sehr oft nutzen.


Neben den eigentlichen Aktionen könnt ihr jederzeit noch weitere Aufgaben durchführen. So könnt ihr immer 2 Gold gegen eine beliebige Ressource tauschen. Außerdem könnt ihr jederzeit einen Vertrag erfüllen. Dieser wandert dann aus eurem Lagerraum auf das erste freie Vertragsfeld. Nehmt die Säule in euren persönlichen Vorrat und außerdem erhaltet ihr noch die aufgedruckten Siegpunkte. Des Weiteren können wir noch Bonus-Plättchen nutzen. Nach der einmaligen Nutzung wird das Plättchen abgeworfen. Verfügen wir über Wappen in unserem Lagerhaus so können wir diese, gegen Abgabe der entsprechenden Anzahl an Nahrung, auf ein freies Wappenfeld legen und den Bonus einstreichen. Beachtet hier, dass es für fertige Häuser am Spielende erst Punkte gibt, wenn unter einem komplett gefüllten Haus auch ein Wappen liegt. Zudem müsst ihr beachten, dass kein Wappen doppelt sein darf. In meinen Spielrunden hat allerdings nie jemand gezielt darauf gespielt, weil einfach eine bestimmte Bonusaktion wichtiger war. Außerdem, und das ist sehr wichtig weil es dadurch viele Siegpunkte gibt, könnt ihr euch am Bau der Kathedralen beteiligen. Dies allerdings nur dann, wenn ihr über eine Säule in der entsprechenden Stadt verfügt.


So führen die Spieler dann reihum ihre Aktionen durch. Eine Runde endet, nachdem der letzte Spieler seinen dritten Würfel genommen hat.


Nun kommt es zur Königsphase. Der Spieler der am weitesten vorne liegt, kann sich das Bonus-Plättchen nehmen oder es ablegen. Anschließend erhält oder verliert jeder Spieler noch Siegpunkte in Abhängigkeit von seiner Position auf der Leiste.


Die Position auf der Leiste bestimmt auch die Spielerreihenfolge der nächsten Runde. Wer am weitesten vorne ist wird Startspieler und so weiter. Nun werden lediglich noch alle Marker die sich im negativen Bereich befinden wieder auf die Ausgangsposition gesetzt und es geht mit der Messephase weiter.


Die Messephase

Diese Phase ist eine der wichtigsten Phase jedes Spiels, weil ihr hier zahlreiche Punkte generiert. Ihr habt wenig Chancen auf den Sieg, wenn eure Mitspieler an allen Messen teilnehmen und ihr an einer Messe nicht weil euch, unter Umständen, auch mal 20 Punkte abhandenkommen. Die ausliegenden Messe-Plättchen liefern euch auf jeden Fall einen sehr guten Anhalt für die eigene Spielstrategie.

Zu Beginn des Spiels werden drei Messestädte, Tiletum ist immer als erste Stadt gesetzt, gezogen. Des Weiteren werden 4 Messeplättchen gezogen und zu den Städten gelegt. Diese bestimmen zusätzliche Siegpunkte und die Voraussetzung.


Um an einer Messe teilnehmen zu können müsst ihr entweder ein Haus in der Stadt haben oder euer Händler muss sich am Rundenende in der Stadt befinden. Das ist manchmal gar nicht so einfach.


Nach der vierten Runde endet dann die Partie und es erfolgt eine kurze Schlusswertung. Ihr erhaltet Siegpunkte in Höhe des Produkts eurer Häuser und Säulen, für die Anzahl eurer vollständig, mit Wappen, gefüllten Häuser und noch einen Siegpunkt pro 4 noch vorhandenen Ressourcen.


Die optimale Spielerzahl

Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich gleich kurz gesondert ein.


Eine Anpassung aufgrund der Personenzahl findet durch die Anzahl an Würfeln sowie durch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Bauplätze und die Anzahl der Bonus-Plättchen statt.


Tiletum muss sich aber einen kleinen Kritikpunkt gefallen lassen, wenn man mit mehr als 2 Personen spielt. Und dieser Punkt ist der Startspielervorteil, der bei diesem Spiel hoch ist. Wenn man in der ersten Runde an dritter oder gar vierter Position sitzt, dann sind meistens die „besten“ Würfel bereits genommen. Zwar erhält man in Abhängigkeit von der Spielerreihenfolge mehr Münzen, aber diese gleichen das nicht aus. Die Königsweg-Aktion wird meistens als verschenkte Aktion angesehen und so kommt man nicht Drumherum, die Münzen zum Drehen eines Würfels zu nutzen. Und wenn die Würfel dann aber ungünstig verteilt sind bzw. die falschen Farben liegen, nutzt das aber leider auch nichts. Das hat einige meiner Spielkollegen verärgert.


Natürlich funktioniert das Spiel auch mit 3 oder 4 Spielern. Aus meiner persönlichen Sichtweise ist der Spielspaß mit 2 Personen aber am höchsten. Trotz, dass man wirklich viel überlegen und vorplanen muss, ist die Downtime niemals unangenehm hoch. Als Spieldauer kann man so ca. 30 Minuten pro Spieler rechnen.

Tiletum funktioniert auch als Solo-Spiel, für das ein extra Regelheft beiliegt. Die Solo-Regeln stammen von David Turczi und Jeremy Avery. Ihr spielt das Spiel gegen den Kardinal, der über ein eigenes Spielertableau verfügt. Ihr habt die Wahl zwischen 3 unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.


Ich möchte jetzt gar nicht auf die Regeln eingehen, da dies den Rahmen sprengen würde. Wie bei Turczi üblich, müsst ihr euch in diese wirklich gut einarbeiten, da der Kardinal nach Präferenzen arbeitet und die muss man erst einmal auf dem Schirm haben. In den ersten Spielen werdet ihr nicht ohne das Regelheft auskommen.


Ich selbst habe das Spiel nur zweimal gespielt und diese Partien waren eher zäh, weil ich immer wieder nachlesen musste. Ich glaube das es großen Spaß macht, wenn man komplett mit den Aktionen vertraut ist.


Fazit

Tiletum ist ein echtes Spitzenspiel, welches mit einer tollen Mechanik komplett überzeugen kann. Spätestens nach einer Partie ist man vollkommen drin und das Spiel spielt sich dann auch super flüssig.


Das Tolle ist, dass sich jedes Spiel anders spielt und so ist die Aufregung beim Aufbau schon groß wenn die Städte und die zugehörigen Messe-Plättchen gezogen werden. Sofort fängt jeder an zu überlegen, wie die eigene Taktik denn nun aussehen kann. Das ist Abwechslung pur und sorgt für einen enormen Wiederspielwert.


Dann kommt der geniale Würfelmechanismus. Immer wieder steht man vor der Frage ob man denn nun viele Ressourcen nehmen soll oder lieber auf Aktionspunkte setzt. Hier muss man schon einiges an Gedankenarbeit investieren und seinen Zug planen, denn durch die ganzen Bonus-Plättchen, die Boni durch das Platzieren von Wappen oder Gästen kann man wahre Kombo-Feuerwerke erzielen, was unheimlich befriedigend ist.

Trotz der Gedankenarbeit kommt es kaum zu einer Downtime, weil die Züge dennoch recht schnell abgehandelt sind und man auch einiges Vorausplanen kann.


Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Man hätte ein klein wenig mehr auf die Farbwahl der Würfel achten müssen. Gerade bei ungünstigeren Lichtverhältnissen, greift man da schon einmal zum falschen Würfel.


Insgesamt gehört Tiletum zu den besten Spielen, die ich in diesem Jahr gespielt habe und hat einen festen Platz im Regal sicher. Und selbst wenn dem bei mir nicht so wäre, würde meine Frau mich köpfen, vierteilen und zur Sicherheit verbrennen, wenn ich es abgeben wollte.



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