1906 San Francisco - Biberstein Spiele
- Tim Nau
- vor 3 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
1906 San Francisco
„1906 San Francisco“ als deutsche Ausgabe bei Biberstein Spiele erschienen ist ein taktisches Stadtbauspiel mit Arbeiter-Einsatz-Mechanismus für 1 bis 4 Spieler mit einer Spieldauer von ca. 45 bis 60 Minuten von Perepau Llistosella mit Illustrationen von Pedro Soto.

Am frühen Morgen des 18. April 1906 ereignet sich ein schweres Erdbeben in San Francisco. Die eh schon große Zerstörung wird noch durch zahlreiche dadurch verursachte Feuer verstärkt.
Wir sind Bauunternehmer und für einen raschen Wiederaufbau verantwortlich. Dazu müssen wir Schutt entfernen, Bauplätze erwerbe, neue Häuser errichten und die Stadtinfrastruktur entwickeln.
Meinung
Ich bin unheimlich fasziniert wieviel Spiel in einer Schachtel steckt, die gerade einmal 18x11x4 groß ist.

Bevor wir zum Spiel kommen schauen wir einmal kurz in die kleine Schachtel, die viel Material von wirklich guter Qualität enthält und viel mehr würde auch nicht mehr hineinpassen. Das Material für jeden Spieler ist aus Holz und von ordentlicher Qualität. Dazu gibt es noch 99 Karten sowie weiteres Pappmaterial, welches eine gute Dicke hat.
Die Anleitung ist sehr ordentlich geschrieben und beantwortet alle Fragen.

Ein genialer Aktionsmechanismus
Jedes Jahr startet mit einem Einkommensbonus und anschließend führen die Spieler 6 Aktionen aus. Und dieser Aktionsmechanismus ist wirklich stark. Auf jeder Karte kann man nur bestimmte Aktionen durchführen und wir bewegen unseren Aktionsstein von Karte zu Karte in der vorgegebenen Reihenfolge. Grundsätzlich kommen immer die gleichen 6 Karten ins Spiel. Die Reihenfolge dieser Karte ist aber zufällig, was immer auch eine Anpassung der eigenen Strategie erforderlich macht.

Jeder Spieler platziert seinen Aktionsstein auf einem freien Feld und führt die korrespondierende Aktion aus. So erhalten die Spieler dann Geld, die notwendigen Baugenehmigungen, entfernen Schutt oder Bauen ein Gebäude. Nun folgt der besondere Kniff, da die Zugreihenfolge dynamisch ist. Sie richtet sich nämlich nach der Position des Aktionssteins auf der Aktionskarte. Je weiter man auf der Karte rechts steht, desto eher ist man mit seiner nächsten Aktion dran, was elementar wichtig sein kann. Hier ist genaues Taktieren gefragt.
Viele Möglichkeiten, um Punkte zu sammeln
Das Spiel bietet einige Möglichkeiten, um Punkte zu sammeln. Da wären zum einen die öffentlichen und privaten Ausschreibungen. Die privaten Ausschreibungen, jeder Spieler erhält zu Spielbeginn bereits eines davon, können nur vom entsprechenden Spieler erfüllt werden, wohingegen öffentliche Ausschreibungen Vorgaben geben, für die beide Spieler am Spielende Punkte erhalten. Hier ist eine sehr gute Varianz beim Spiel gegeben, da es 8 öffentliche Ausschreibungen gibt, von denen allerdings in jedem Spiel nur drei verwendet werden. Die 4. Öffentliche Ausschreibung, die der Spieler erhält, der als erstes sein 8. Gebäude baut, kommt immer ins Spiel und ist ebenfalls eine Möglichkeit zu punkten.
Nicht vernachlässigen darf man die Entwicklungstafeln, da es auch hier am Spielende viele Punkte zu holen gibt. Durch das Entfernen von Schutt rücken wir auf dieser mit unserem Marker ein Feld nach oben und durch das Bauen mit 2 Baugenehmigungen bewegen wir diesen ein Feld nach rechts.

Das Spiel endet entweder dann, wenn jemand sein 8. Gebäude gebaut hat (was in meinen Partien die Regel ist) oder am Ende des Jahres 1915.
Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits ist die grafische Gestaltung. Mich persönlich spricht es eher nicht an, was aber eben rein subjektives Empfinden ist. Objektiv finde ich allerdings, dass es, insbesondere bei den Stadtvierteln, ein wenig unübersichtlich wird.
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich gleich kurz gesondert ein. Grundsätzlich ist das Spiel in allen Konstellationen gut möglich. Die Anpassung aufgrund der Spielerzahl erfolgt mit der Anzahl der zur Verfügung stehenden Grundstückskarten. Dies gewährleistet, dass auch mit 2 Personen eine gewisse Konfrontation auftritt. Die Anleitung bietet euch außerdem eine Möglichkeit zur Hinzunahme eines Blockier-Steins, der jedem Spieler nach Erhalt des Jahresbonus zur Verfügung steht. Mit diesem blockiert jeder Spieler ein Aktionsfeld auf einer Aktionskarte.

Der Fokus, dass muss man aber ehrlich sagen, liegt auf dem Spiel mit 3, besser noch mit 4, Personen. Hier spielt das Spiel seine ganze Stärke aus und es entwickeln sich spannende Duelle zwischen den Beteiligten. Die Spieldauer liegt bei ca. 45 bis 60 Minuten.
Auch an die Solo-Spieler wurde gedacht. Hier spielt ihr gegen das Komitee der Fünfzig. Ist das Komitee am Zug, zieht ihr die oberste Karte des Baugenehmigungsstapels. Auf dieser ist nun die Zahl ausschlaggebend, weil diese bestimmt, auf welches Feld der Aktionsstein des Komitees gesetzt werden muss. Dazu gibt es eine extra Spielhilfen-Karte für den Solo-Modus. Anschließend führt der Bot dann die entsprechende Aktion durch. Da der Bot allerdings schon über alle Gebäude verfügt (unfair), führt er im Falle der Platzierung auf dieses Aktionsfeld eine alternative Aktion durch. Alle Aktionen sind in der Anleitung sehr verständlich beschrieben und das Spiel geht recht flüssig von der Hand. Ich bin in meinen Partien gegen den Automa allerdings noch nie im Jahr 1915 angekommen, da der Bot vorher bereits immer sein 8. Gebäude gebaut hat.
Das Spiel macht auch alleine Spaß, würde bei mir aber nicht zum Dauerbrenner werden. Doch nach einer gewissen Pause hole ich es gerne wieder aus dem Schrank. Eine Partie alleine dauert ca. 30 bis 45 Minuten.
Die Komplexität würde ich im mittleren Bereich einordnen und auch ambitionierte Familienspieler werden hier Erfolge feiern können. Aber auch reine Kennerspieler werden hier auf ihre Kosten kommen.
Insgesamt ist dieses Spiel ein gelungenes Spiel, welches man sich mal anschauen sollte.










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