Die Rezension ist absolut spoilerfrei! Auch haben wir auf jegliche Fotos verzichtet, die euch irgendwas über irgendwelche Orte verraten.
Wir reisen auf die Vulkaninsel
Wintersemester 1988/89, wir sind Studenten im Seminar „Die Geheimnisse unserer Insel“ von Professor Abréu. Am Wochenende geht es zu einem Ausflug. Ein Schmugglerring ist auf der Insel aktiv und der Professor wurde von seiner Informantin gebeten, sich das mal genauer anzusehen. Der Professor fällt plötzlich krankheitsbedingt aus. Trotzdem machen wir uns, mit unseren Kommilitonen, auf den Weg. Und schon sind wir im nächsten Abenteuer gelandet…
Im Frühjahr 2019 startete Kosmos mit „Adventure Games“ eine neue Spielreihe. Bis dato sind mit „Die Monochrome AG“, „Das Verlies“ und „Die Vulkaninsel“ drei Spiele erschienen. Es handelt sich hier um spielbare Geschichten, die durch uns Spieler nach und nach entdeckt werden und innerhalb derer wir einige Rätsel zu lösen und Entscheidungen zu treffen haben.
Das nächste Abenteuer wird "Grand Hotel Abaddon“ heißen und wird voraussichtlich im 3. Quartal 2020 erscheinen.
Das Spielprinzip
Das Spielprinzip ist simpel. So schlüpft jeder Spieler in die Rolle eines Charakters und mit dem Einleitungstext startet dann auch schon das Abenteuer. Wir starten an einem speziellen Ort, den wir dann aufdecken können. Neben der schönen und stimmungsvollen Bebilderung befinden sich auf dieser Karte zahlreiche Zahlen, die eben die Dinge darstellen, die weiter erkundet werden können. Einfach Zahl aussuchen und entsprechende Passage im Buch lesen oder in der App vorlesen lassen. So schreitet das Abenteuer bzw. die Geschichte nach und nach voran, der Spielplan entwickelt sich weiter, Geheimnisse werden offenbart, Rätsel sind zu lösen oder wir entdecken Gegenstände. Die Besonderheit bei Spielen dieser Art ist es, dass sich unsere Handlungen auf die Geschichte auswirken. Dies führt auch dazu, dass es unterschiedliche Enden gibt.
Um alle Orte zu erleben muss das Spiel mehr als einmal gespielt werden.
Es sind keinerlei Vorkenntnisse nötig und dank der super einfachen Regeln kann sofort in das Abenteuer eingestiegen werden.
Rätsel und eine spannende Geschichte
Wie auch das erst Anfang 2019 erschienene „Das Verlies“ lebt „Die Vulkaninsel“ von einer tollen Geschichte. Hier möchte man einfach wissen wie es weitergeht und warum alles so ist, wie es denn ist. Nach und nach entwirren sich die Fäden. Der Weg zur Lösung ist gespickt mit Rätseln.
Im Vergleich zu „Das Verlies“ hat „Die Vulkaninsel“ deutlich mehr Rätsel und verläuft nicht so linear. Die Rätsel bestehen, zumindest zumeist, darin, dass Gegenständen miteinander zu kombinieren sind und wir dann mit den neu erschafften Gegenständen an einem Ort etwas erledigen können. Etwas komplizierter war es da häufiger sich zu erinnern, dass man jetzt mit dem neuen Gegenstand bzw. dem nun gefundenen Gegenstand wieder zu einem alten Ort gehen kann und dort nun etwas erledigen kann.
Optionale App-Unterstützung
Großer Pluspunkt ist, dass das Spiel mit oder ohne App-Unterstützung gespielt werden kann. So kann jede Gruppe bzw. jeder Einzelspieler entscheiden, ob die technische Unterstützung gewünscht wird. Man bekommt die Spielregeln erklärt und die Texte, die gelegentlich auch recht lang sind, vorgelesen. Die Sprecherstimme hierbei ist super und durch deren Einsatz wird auch Dramaturgie erreicht und man fühlt sich wirklich als wenn man Teil des Abenteuers ist.
Leider mussten wir feststellen, dass zu manchen Nummern kein Text angezeigt wurde, sondern nur die Stimme des Sprechers zu hören war. Gerade bei Aktionen wo bestimmte mehrere Karten zurück in die Schachtel sollen oder die Spieler mehrere neue Gegenstände bekommen ist dies ärgerlich weil man sich alles merken muss während man damit beschäftigt ist die Gegenstände wegzulegen oder sich neue Karten zu nehmen.
Ärgerlich ist es zudem, dass es zahlreiche Stellen gibt die damit enden, dass man eine bestimmte Nummer eingeben muss, wenn man denn diesen Gegenstand oder diese Person bei sich hat und wenn dem nicht so ist heißt es, dass man hier weiterlesen soll. Nach knapp 2 Sekunden geht es dann auch schon mit dem Text weiter. Hier hätten wir uns gewünscht, dass man eben auch hier eine Nummer eingeben muss.
Schlussendlich bleibt es auch eine Frage des Geschmacks. Wir haben diesmal mit App-Unterstützung gespielt. So ist die Gefahr, dass man etwas liest was man noch nicht lesen sollte ist nicht gegeben. Dafür muss man allerdings aufpassen, auch die richtigen Ziffern in die App einzugeben sonst kann man sich ggf. auch hierbei spoilern.
Dinge, die wir vielleicht später noch erkunden möchten notieren wir uns kurz.
Die Spieldauer
Angegeben ist die Spieldauer auf der Spieleschachtel mit 4 mal 75 Minuten. Diese resultiert daraus, dass das Spiel in 4 Kapitel unterteilt ist. Sobald die Anleitung gelesen oder angehört wurde stellt man jedoch fest, dass das dritte Kapitel nicht 75 sondern 150 Minuten dauert.
Nach jedem Kapitel erfolgt eine Zwischenwertung. In dieser gibt es für unterschiedliche Dinge Punkte. Auf das Spielerlebnis haben diese Punkte keinen Einfluss. Wir haben ca. fünf bis sechs Stunden für das komplette Spiel benötigt, was der angegebenen Dauer laut Spielanleitung ungefähr entspricht.
Das dritte Kapitel mit 150 Minuten haben wir als sehr lang gefunden. Schöner wäre es gewesen wenn es stattdessen fünf Kapitel gegeben hätte. Stellen, an denen ein logisches Ende eingebaut hätte werden können, hat es gegeben.
Ich würde definitiv empfehlen, die Kapitel schnell, also innerhalb von wenigen Tagen, hintereinander weg zu spielen, da man ansonsten zu viel von der Story vergisst. An einem Abend würde ich wiederum nicht die komplette Story erleben wollen, da es mir doch etwas zu viel wäre.
Ein Wort in diesem Zusammenhang auch zum „Speichern“ des Spiels, da man sich unter dieser Möglichkeit vielleicht etwas anders vorstellt. Es ist jederzeit möglich eine Pause zu machen und dann eben später weiterzuspielen. Dabei kommt man allerdings nicht darum herum, den „Spielplan“ zu fotografieren und genutzte sowie ungenutzte Karten separat zu verpacken. Oder ihr lasst einfach alles auf dem Tisch liegen und spielt am Folgetag weiter. ;-)
Die optimale Spieleranzahl
Anders als bei den anderen Spielen der Genrevertreter ist die Spieleranzahl hier auf 4 Spieler begrenzt. Dies liegt allerdings lediglich daran, dass es nur 4 Charakterkarten gibt. Diese Charaktere weisen unterschiedliche Stärken auf. Bei diesem Abenteuer studiert jeder der Charaktere ein anderes Fach und ist einem anderen Element zugeordnet.
Im Rahmen der Geschichte kommt es dazu, dass sich entschieden werden muss, welcher Charakter die jeweilige Situation meistert. Wirklich spielentscheidend sind diese Entscheidungen aber nicht. Wir haben das Spiel wieder zu zweit gespielt, was ich gut fand. Normalerweise hätte in dieser Besetzung jeder einen Charakter gespielt. Wir haben uns einfach dazu entschlossen, dass jeder den Part von zwei Charakteren übernimmt, was allerdings kein Problem ist.
Doch auch Solo-Spieler werden mit diesem Abenteuer gut bedient.
Jeder Spieler verfügt noch über eine Figur, die in den entsprechenden Raum, in dem man sich gerade befindet, gestellt wird. Die Züge sollen eigentlich abwechselnd verlaufen und eine Übergabe von Gegenständen von einem an den anderen Spieler kann immer erfolgen, wenn man sich dazu entscheidet, mit der Variante „freier Tausch“ zu spielen. Andernfalls muss man sich auf der gleichen Ortskarte befinden, um Gegenstände miteinander tauschen zu dürfen. Problemlos kann folglich, bei der „freier Tausch“ Variante, auch ein gemeinsamer Gegenstandspool gebildet werden und auch ist niemand gezwungen, die Reihenfolge einzuhalten. Irgendwie leuchtet mir allerdings auch nicht ein, warum ich ohne einen freien Tausch spielen sollte, da es ansonsten ja einfach, von ganz wenigen Gelegenheiten abgesehen, möglich ist, sich zum Ort des Charakters zu bewegen und den Gegenstand dann zu tauschen. Aus meiner Sicht ist es auch in keinem Fall nötig, eine Spielerreihenfolge einzuhalten.
Der Widerspielwert
Je nach den durchgeführten Handlungen während des Spiels kommt es zu einem anderen Ende. Ich persönlich käme nicht auf die Idee das Spiel noch einmal zu spielen, da die Rätsel und die Gegenstandskombinationen nun bekannt sind. Bei einem Listenpreis von 15 € würde ich allerdings von einem klasse Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen, da z.B. Kino für zwei Personen an einem Abend schon deutlich teurer ist. Weiterhin kann man, im Gegensatz zu anderen Spielen, anschließend seinen Freunden damit eine Freude bereiten, da das Spielmaterial nicht beschädigt wird.
Fazit
Uns hat das Abenteuer sehr viel Spaß gemacht. Wir hatten bisher nur „das Verlies“. Dieses fühlte sich sehr linear an. „Die Vulkaninsel“ hingegen ist deutlich umfangreicher und variabler. Die Spiele können mehr Entscheidungen treffen die auch Einfluss auf das Spiel nehmen. Es fühlt sich wirklich an wie ein „Point-and-Click-Spiel“ als Brettspiel und nicht mehr wie ein Abenteuerbuch was man liest oder sich anhört und keinen Einfluss auf die Story nimmt.
Es gibt auch mehr Entscheidungen zu treffen die auch Einfluss auf die Story haben und zu einem anderen Ende führen. Bei den Rätseln handelt es sich weiterhin größtenteils um das kombinieren von Gegenständen, ähnlich wie es bei „Unlock!“ funktioniert.
Ärgerlich fanden wir die Verstrickung (Sonderpunkte in der Wertung) zum Spiel „Das Verlies“. Dies sollte bei einem stand-alone-Spiel nicht sein. Auch sollte, wie oben bereits erwähnt, die App verbessert werden.
„Die Vulkaninsel“ hat uns, trotz der kleineren Kritikpunkte, großen Spaß gemacht. Es handelt sich um eine tolle Geschichte. Als Spieler möchte man wissen, wie sich die Story weiterentwickelt und freut sich immer, wenn wieder ein neuer Raum aufgedeckt wurde bei dem man nicht weiß, was denn nun auf einen zukommt.
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