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Tim Nau

Ambrosia - Skellig Games

Ambrosia – als fleißige Bienchen sammeln wir Honig

„Ambrosia“ von Uwe Bursik, bei Skellig Games erschienen, ist ein taktisch geprägtes Steine-Zieh-Spiel für 2 bis 4 Spieler. Wir steuern ein Bienenvolk über eine Wiese und versuchen mehr Honig zu ernten als unsere Konkurrenzschwärme.



Ein Blick in die Spieleschachtel

Das Spielmaterial ist gelungen. Alle Teile sind doppelseitig bedruckt und die Pappe hat eine tolle Dicke. Lediglich, dass ich auf jeden Holzstein noch die Biene aufkleben muss, hat mich persönlich ein wenig gestört. Hier gibt es „elegantere“ Möglichkeiten, die sich dann allerdings auch preislich niederschlagen. Von daher kann ich die Entscheidung für die Aufkleber sehr gut nachvollziehen.



Die Anleitung ist verständlich geschrieben und ermöglich ein sofortiges Losspielen. Unklar war mir lediglich die Regelung der Sonderfähigkeit der „Berserker-Biene“, worauf ich in einem gesonderten Part eingehen werde.


Ich stelle mir allerdings noch immer eine Frage: Wofür benötige ich den beiliegenden Beutel?

Das Spielsystem

Der Spielaufbau ist schnell erledigt und die Regeln sind ebenfalls zügig verinnerlicht, so das recht schnell drauflos gespielt werden kann.


Zunächst bildet jeder Spieler einen Stapel aus den 6 „normalen“ Bienen und darf oben drauf eine Biene mit einer Spezialfähigkeit setzen. Auf die Spezialfähigkeiten gehe ich im nächsten Kapitel gesondert ein. Nach dem Aussuchen eines Startfeldes geht die muntre Honigsammelei dann los.


Der Startspieler nimmt sich nun beliebig viele Bienen seines Stapels und zieht diesen Schwarm, entsprechend der Anzahl der gewählten Bienen, auf das nächste Feld. Die Felder weisen dabei unterschiedliche Zahlen auf und hier gilt: Je höher desto besser, denn die Zahlen sind die Punkt, die das Feld im Rahmen der Wertungsphase bringt. Hierbei ist es möglich, mit seinen Bienen auch auf ein Feld zu ziehen, welches nur durch eine Biene eines Mitspielers besetzt ist. Diese Biene bringt dem Gegenspieler dann im Rahmen der Wertung keine Punkte und kann auch nicht mehr bewegt werden.



Nun ist auch schon der nächste Spieler an der Reihe. Dieses Spiel wird fortgesetzt, bis ein Spieler keine Bewegungsmöglichkeiten mehr hat und dadurch die Wertung auslöst, die dann auch nur für ihn stattfindet. Die Bienen des Gegenspielers bleiben in der momentanen Position stehen. Jede Wertung, außer die Abschlusswertung, kann durch beide Spieler erfolgen.


Je nach Spieleranzahl findet eine unterschiedliche Anzahl an Wertungen statt und das Spiel endet unmittelbar, wenn der erste Spieler die letzte Wertung (zum Beispiel bei 2 Spielern die 7 Wertung) ausgelöst hat. Die anderen Spieler gehen allerdings nicht leer aus, sondern erhalten die Punkte gem. der momentanen Positionen ihrer Bienen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es „belohnt“ wird als erster die letzte Wertung zu erreichen. Doch hier kann ja durch eine Hausregel Abhilfe geschaffen werden. Wir haben die Durchführung der letzten Wertung immer mit 1 bis 3 Sondersiegpunkte honoriert.


Ich habe, bis dato, noch keine Partie gespielt, in der nicht jeder Spieler alle Wertungen durchgeführt hat. Hier lohnt es sich sogar gelegentlich zu taktieren und als letzter Spieler die Wertung durchzuführen, da man ja noch durch ein Gelée Royal (siehe nächstes Kapitel) entschädigt wird.


Nach jeder Wertung wird eine normale Biene auf den entsprechenden Bienenstock gelegt, die anderen Steine wieder zu einem Stapel zusammengestellt und es darf sich eine neue Biene mit Spezialfähigkeit genommen werden und oben auf dem neuen Stapel platziert werden.


Das Gelée Royale

Das Gelée Royale ist eine sehr starke Waffe im Spiel und kann auf 2 Arten in Spielerbesitz gelangen.


Entweder seid ihr der zweite Spieler der eine Wertung auslöst oder ihr erhaltet das Gelée Royale dadurch, dass ihr auf der Wertungsleiste als zweiter Spieler an der entsprechenden Punktzahl vorbeigezogen bzw. exakt auf dieser gelandet seid. Somit ist es wohl als eine Art Aufholmöglichkeit zu sehen.


Das Gelée ermöglicht euch einen Zusatzzug, die Befreiung eines eigenen Steins oder gilt bei Spielende als Extrapunkt. Insbesondere der Zusatzzug ist eine extrem starke Möglichkeit, von der ihr Gebrauch machen solltet.


Bienen mit Sondereffekten als Salz in der Suppe

Jeder Spieler verfügt über 6 „normale“ Bienen und über 9 Bienen mit Sonderfähigkeiten, die den taktischen Faktor des Spiels ausmachen und dafür sorgen, dass das Spiel eine sehr schöne Tiefe erhält.


Unsere „normalen“ Bienen können lediglich auf Blumen landen und dort den Nektar einsammeln und besitzen keine besonderen Fähigkeiten. Immer wenn oben auf dem Stapel eine unserer Spezialbienen liegt, können wir von der entsprechenden Fähigkeit profitieren. Hier besticht das Spiel durch eine tolle taktische Tiefe, denn die Fähigkeiten gilt es geschickt zu nutzen und diese entscheiden über viele oder eher nicht so viele Punkte.



So gibt es zum Beispiel die Sammlerin, die einen Zusatzpunkt bei der Wertung des entsprechenden Feldes bringt, die Rebellin, die auch Ziehen entgegen des Uhrzeigersinns ermöglicht oder die Saboteurin die dafür sorgt, dass das vor ihr liegende Feld nicht gewertet wird. Hier ist es gelungen, eine klasse Reihe von Fähigkeiten in das Spiel zu bringen.


Je nach Spieleranzahl kommt eine unterschiedliche Anzahl eurer Sonderbienen in das Spiel und hier gilt es genau abzuwägen, welche Fähigkeit man denn einsetzen möchte. Dies ermöglicht es ist, öfter mal unterschiedliche Taktiken auszuprobieren.



Ereigniskarten als zusätzliche Varianz

Der Ereigniskartenstapel ist eine optionale Möglichkeit. Wir haben immer mit diesen Karten gespielt und ich würde auch empfehlen, dies zu tun. Die Karten geben dem Spiel noch einmal einen interessanten Kniff. Das jeweilige Ereignis bleibt so lange aktiv, bis eine Wertung von beiden Spielern durchgeführt wurde. Anschließend wird eine neue Ereigniskarte aufgedeckt.


So gibt es, zum Beispiel, Karten die dafür sorgen, dass nun entgegen dem Uhrzeigersinn gespielt wird, Karten die bewirken, dass 2-Punkte-Felder plötzlich 4 Punkte wert sind oder Karten die verbieten, dass nun gegnerische Steine überdeckt werden dürfen. Die Möglichkeiten hier sind mannigfaltig.


Sehr gelungen finde ich, dass nicht einfach nur ein Text auf der Karte steht, sondern man eine klasse Überschrift gewählt hat, die zur jeweiligen Ereigniskarte passt. So heißt, zum Beispiel, eine Karte „Gleiches Recht“ und diese sorgt dafür, dass Sonderfähigkeiten entfallen.


Doppelseitige Spielplanteile als weitere Varianzmöglichkeit

Nach einigen Runden, um in das Spiel zu kommen, empfiehlt es sich dann die Spielplanrückseiten zu nehmen, um das Spiel noch taktischer zu machen. Dieser beinhaltet Sonderfelder, die optional genutzt werden können.


So bewirkt, zum Beispiel, das Feld „Windstoß“, das unmittelbar noch einmal weitergezogen werden kann oder ihr erhaltet auf dem Feld „Honigbrunnen“ sofort einen Zusatzpunkt.


Die Regelproblematik der Berserkerin

Eine Sonderbiene ist die Berserkerin. Mit ihr ist es möglich, auch einen Zweierstapel vom Gegenspieler zu bedecken. Eine starke Eigenschaft dachte ich mir und nutze die Sonderfähigkeit sofort. Doch dann fing mein Problem an. Eine Sondereigenschaft ist ja nur dann „aktiv“, wenn sich die entsprechende Biene oben auf dem Stapel befindet. Nun stehe ich also mit meinem Bienenstapel auf einem gegnerischen Zweierstapel und möchte mich weiterbewegen. Doch prinzipiell ist das ja nicht möglich, da ich meinen Stapel, mit Ausnahme der entsprechenden Sonderbiene, ja nicht umsortieren darf und dementsprechend die Berserkerin bewegen muss und eine „normale“ Biene würde dann auf dem Zweierstapel liegen bleiben, was eigentlich nicht regelkonform ist. Folglich müsste ich den ganzen Stapel bewegen und die "gefangenen" Bienen wieder freilassen, was ja nicht in meinem Interesse ist.


Nun möchte ich Skellig Games ein ganz großes Lob zollen da ich mir dachte, dass ich das Spiel so nicht rezensieren kann bzw. auch nicht möchte und habe meinen Kontakt Thomas angeschrieben und ihm das Regelproblem dargelegt. Dieser meldete sich auch umgehend zurück. Wir haben an diesem Tag einige Male hin- und hergeschrieben und Thomas hat auch Autor Uwe eingeschaltet. Das ist für mich echtes kundenorientiertes Arbeiten – ich möchte mich sehr herzlich bei euch bedanken.


Tatsächlich ist es so, dass die Berserkerin den anderen Bienen „Kraft“ gibt und es deshalb, in diesem Ausnahmefall, möglich ist, dass auch eine „normale“ Biene anschließend auf dem gegnerischen Zweierstapel stehen bleiben darf. Dies verleiht dem Spiel natürlich zusätzliche taktische Varianz.


Ich gebe zu, dass mich diese Erklärung zunächst „erschreckt“ hat, da ich mich nicht damit anfreunden konnte, dass ich eben die Regel bezüglich der Sonderfähigkeit ignoriere und somit die Möglichkeit habe, auch mehrere Zweierstapel zu überdecken. Meine Frau jedoch fand diese Erklärung sehr einleuchtend.


Alternativ haben wir das Spiel vorher nämlich anders gespielt und ich möchte euch diese Hausregel nicht vorenthalten. Im Falle des Überdeckens durch die Berserkerin haben wir es vorher so gespielt, dass die Berserkerin stehen bleiben muss und nur die anderen Bienen weiterziehen dürfen. So bleibt es dabei, dass nur die Überdeckung eines gegnerischen Zweierstapels möglich ist und man die Regel der Sondereigenschaft nicht konterkariert.


Hier kann jeder wählen, nach welcher Regel er denn zu Hause spielen möchte.


Die optimale Spieleranzahl

„Ambrosia“ ist konzipiert für 2 bis 4 Spieler. Hier möchte ich ein großes Lob aussprechen, da es komplett gelungen ist, dass die Anzahl der Mitspieler überhaupt keinen Einfluss auf das Spielvergnügen hat.

Dies wird durch den unterschiedlichen Aufbau des Rundkurses erreicht. Die Wiese setzt sich, je nach Spieleranzahl, nämlich aus einer unterschiedlichen Anzahl an Wiesenteilen zusammen. Bei 2 Spielern besteht sie Wiese aus 4 Teilen, bei 3 Spielern aus 6 und bei 4 Spielern aus 8 Wiesenstücken, die jeweils 4 unterschiedliche Blumen aufweisen.


Mein Eindruck ist allerdings, dass das Spiel zu zweit deutlich taktischer geprägt ist, als mit mehr Spielern. Dies liegt vor allem daran, dass hier deutlich besser geplant werden kann. Auf den Spaß beim Spiel hat dies aber keinen Einfluss.


Fazit

Liebe auf den zweiten Blick trifft es bei mir wohl am besten. Als ich „Ambrosia“ das erste Mal gespielt habe dachte ich, dass es halt „nur“ ein nettes Spiel für mal eben zwischendurch ist. Der Mechanismus ist einfach und man kann sofort drauf losspielen und eine Partie dauert im Schnitt ca. 40 Minuten.


Doch die wirklichen Tiefen und Möglichkeiten kommen erst nach und nach, durch immer weitere Partien, ans Tageslicht. Wählt man in den ersten Partien noch recht planlos seine Sonderbiene und die darauf folgenden, so erkennt man später, dass diese Wahl entscheidenden Einfluss auf das eigene Spiel bzw. die taktischen Möglichkeiten hat. Bei wenigen Spielen ist es mir so stark aufgefallen, dass Erst- oder Zweitspieler so gut wie keine Chance gegen jemanden haben, der das Spiel schon öfter gespielt hat.


Klasse finde ich es auch, dass man die Tiefe des Spiels, durch die Zunahme der Ereigniskarten und durch die Verwendung der Spielteilrückseiten, variieren kann und so auch mit etwas ungeübteren Spielern schnell in ein tolles Erlebnis eintauchen kann. Von daher eignet sich das Spiel für Familien- wie auch für Kennerspieler.


Bei uns landet „Ambrosia“ immer wieder auf dem Tisch.

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