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Tim Nau

Bier Pioniere - Spielefaible

Bier Pioniere

„Bier Pioniere“, bei Spielefaible erschienen, ist ein Worker-Placement-Spiel für 2 bis 4 Spieler von Thomas Spitzer.



Wir befinden uns in den 1850er Jahren und wollen unsere kleine Haus-Brauerei zu einer Großbrauerei entwickeln. Dazu müssen wir zunächst einmal die Kenntnisse erwerben, um weitere Biersorten brauen zu können. Doch allein die Kenntnis reicht nicht aus, da wir auch über die Technologien verfügen müssen. Doch mit der Zeit expandieren wir und auch unsere Mitarbeiter sammeln fleißig Erfahrung…

 

Ein Blick in die Spieleschachtel

Die Spieleschachtel ist prall gefüllt mit Material von wirklich guter Qualität. Die zahlreichen Holz-Marker sehen toll aus und sämtliches Pappmaterial hat eine ordentliche Dicke. Dazu gesellen sich viele Karten. Die klasse Illustrationen von Harald Lieske sorgen für eine angemessene Stimmung.



Die Anleitung erhält ein Sonderlob. Selten habe ich ein so gut strukturiertes Werk gelesen. Alles wird erklärt und es bleiben keine Fragen offen.

 

Das Spielsystem

Das Spiel überzeugt mit einem recht einfachen Spielsystem, einer zugigen Regelerklärung und auch der Aufbau ist schnell abgeschlossen. Ihr benötigt lediglich ein wenig mehr Platz auf dem Spieltisch.

 

Euer Ziel ist es, eure kleine Haus-Brauerei zu einer Großbrauerei aufsteigen zu lassen. Zu Beginn des Spiels seid ihr nur in der Lage Altbier zu brauen und damit lässt sich auf Dauer eben kein Blumentopf gewinnen. Ihr müsst eure Brauerei entwickeln.

 

Dies erledigt ihr mit Hilfe eurer Arbeiter, die ihr auf den Einsatzfeldern einsetzt und die korrespondierende Aktion durchführt. Bier Pioniere ist ein klassisches Worker-Placement-Spiel, welches aber durch sein durchdachtes Einsatzsystem positiv von der Konkurrenz absetzt.


Auf dem Tisch ist einiges los

Das Spielbrett unterteilt sich in unterschiedliche Bereiche. So gibt es die Brauleiste, den Reihenfolge-Bereich, den Bereich der Zielkarten, den Arbeiterbereich und den Bereich zum Einsatz des LKW. Jeder Spieler verfügt immer über zwei Arbeiter, mit denen er die „grundlegenden“ Arbeiteraktionen durchführen kann. Des Weiteren verfügt jeder Spieler noch über einen Arbeiter im Reihenfolge-Bereich, über einen Arbeiter in seinem persönlichen Verwaltungsbereich, über zwei kleine Bonusarbeiter und über einen LKW. In welcher Reihenfolge ihr die Arbeiter einsetzt ist komplett euch überlassen.

 

Bevor wir uns nun die Aktionsmöglichkeiten mit den unterschiedlichen Arbeitern anschauen, müssen wir einen Blick auf das Firmentableau werfen, da sich anhand dieses Tableaus vieles erklären lässt.


Eure Brauerei zu Beginn des Spiels

Im rechten Bereich findet ihr die freien Slots, an die ihr Anbauten legt. Mit dem Bierfilter, dem Fuhrpark, der Kühlanlage, dem Labor, der Malzfabrik und der Maschinenhalle stehen euch 6 unterschiedliche Ausbauplättchen zur Verfügung, die euch alle individuelle Vorteile bringen.

 

Neben diesem Bereich befindet sich Bereich für Arbeiter, die ihr in Rente geschickt habt. Dies geschieht, wenn ihr einen Mitarbeiter aufwertet.


Direkt daneben befindet sich euer Fasskeller. In diesem lagert ihr euer gebrautes Bier und Fässer. Zu Beginn stehen euch lediglich 4 freie Plätze zur Verfügung. Weitere Plätze spielt ihr frei indem ihr Mitarbeiter in Rente schickt und dann das danebenliegende Plättchen entfernen dürft, was euch dann zusätzlich einen Bonus bringt. Macht das früh im Spiel, da Platz sehr wichtig ist.

 

Oberhalb des Fasskellers befindet sich neuer Fasslager. Baut ihr den Fuhrpark könnt ihr dieses aufwerten und dann stehen euch auch mehr Plätze zur Verfügung.

 

Im linken Bereich des Tableaus befinden sich die ganzen Biersorten die ihr brauen könnt und in der Mitte davon eure Fortschrittsleiste. Zu Beginn des Spiels sind alle Biersorte, außer Alt, mit einem Token und zusätzlich noch mit einer Abdeckplatte abgedeckt. Dieses System gefällt mir sehr gut. Die Tokens, die ihr auch auf drei der Aktionen im Verwaltungsbereich findet, stehen für Wissen, welches ihr zunächst noch erwerben müsst und die Abdeckplatten symbolisieren noch fehlende Technik, die ihr zum Brauen der entsprechenden Biersorten benötigt. Nach und nach werdet ihr euer Tableau freispielen.

 

Ganz unten findet ihr den Verwaltungsbereich. In diesem befindet sich ebenfalls ein Arbeiter, den ihr nur für diese 4 Aktionen, von denen euch zu Beginn der Partie aber nur eine zur Verfügung steht, verwenden könnt.


Unterschiedliche Ausbauten stehen zur Verfügung

Werfen wir nun einen Blick auf die „normalen“ Arbeiter, die im Arbeiter-Bereich auf dem Spielbrett eingesetzt werden. Grundsätzlich stehen euch immer 2 eigene Arbeiter zur Verfügung – es werden auch nicht mehr. Die auf den Figuren aufgedruckte Zahl steht für die Erfahrung des jeweiligen Arbeiters. Ihr startet das Spiel mit einem Arbeiter der Stufe 1 und einem Arbeiter der Stufe 2. Diese Stufen sind relevant für eine eventuelle Bonusaktion. Euch steht eine Aktion zur Verfügung, mit der ihr Arbeiter aufwerten könnt. Diese Aktion ist elementar wichtig. Auf jedem Einsetzfeld steht nämlich ebenfalls eine Zahl zwischen 2 und 4. Ergibt die Addition der Stufe eures eingesetzten Arbeiters und der Zahl auf dem Einsatzfeld mindestens 6, dürft ihr nach der eigentlichen Aktion noch eine Bonusaktion durchführen. Wir kommen auf die Bonusaktionen noch zu sprechen. Durch diese Arbeiten könnt ihr Bier brauen, Drehungen (die Anzahl durchzuführender Drehungen bestimmt die Dauer des Brauprozesses) durchführen, Wissens-Tokens entfernen, auf der Fortschrittsleiste vorangehen, Fässer erhalten, Fässer in den Fasskeller bringen, den weißen Bereich der Karten nutzen (die Karten werde ich euch in einem separaten Abschnitt erklären), Arbeiter aufwerten, Ausbauplättchen kaufen, Geld erhalten oder eine Tauschaktion durchführen.

 

Die Einsatzfelder für den LKW befinden sich im unteren Bereich. Hier könnt ihr Geld erhalten, den lilafarbenen Kartenbereich (Auftragserfüllung) nutzen, Fässer erhalten, Fässer in den Fasskeller transportieren, eine Karte nehmen oder eine Tauschaktion durchführen.


Der Reihenfolge-Bereich mit seinen Aktionsmöglichkeiten

Außerdem verfügt ihr noch über einen Arbeiter, der im Reihenfolge-Bereich steht und den ihr auch nur dort, auf einem der 8 Felder, einsetzen könnt. Die Aktionen werden von links nach rechts stärker. Allerdings bestimmt sich über diese Leiste auch die Zugreihenfolge der nächsten Runde. Je weiter links sich der Arbeiter befindet, desto schneller seid ihr in der nächsten Runde wieder dran.

 

Dann wären da noch die kleinen Bonus-Arbeiter, von denen wir zu Spielbeginn bereits über 2 verfügen und 2 weitere können wir über den Bau der Maschinenhalle bekommen. Diese Arbeiter erfüllen immens wichtige Funktionen und sind vielfältig einsetzbar.

 

So benötigen wir diese um die Bonusaktion durchführen zu können, wenn der Erfahrungswert des auf dem Spielbrett eingesetzten Arbeiters 6 oder mehr beträgt. Dies ist auch der einzige Fall, bei dem wir unseren eingesetzten Bonus-Arbeiter am Ende der Runde wieder zurückerhalten.


Bonusaktionen und der Rundenende-Bereich - Einsatzmöglichkeiten der Bonus-Arbeiter

Des Weiteren benötigt ihr die kleinen Bonus-Arbeiter noch, wenn ihr ein Ziel erfüllt habt. In diesem Fall müsst ihr den Arbeiter auf der Karte platzieren. Des Weiteren ist ein Arbeiter auf dem Rundenende-Tableau zu platzieren, wenn ihr das Labor baut.

 

Nun ist es an der Zeit, einen Blick auf die Karten zu werfen. Es handelt sich um Multi-Use-Karten und die Karten weisen drei unterschiedliche Bereiche auf. Dies bringt es natürlich mit sich, dass ihr euch für eine der Optionen entscheiden müsst, was oftmals sehr schwer ist. Wichtig ist es, dass ihr im Falle des Nehmens einer Karte immer nur auf die Karten Zugriff habt, die eurer Stufe auf der Brauleiste und niedriger entsprechen.


So befindet sich oben der beige-braune Bereich. Diese Karten spielen wir aus und legen sie in unseren Spielerbereich. Auf einigen Karten findet ihr ein Glühbirnen-Symbol. Dies ist aus zwei Gründen enorm wichtig. Habt ihr 2 Glühbirnen-Symbole ausliegen, dürft ihr nämlich zum einen die verbesserte Bonusaktion durchführen und zum anderen ist dies elementar wichtig für das Spielende. Achtet immer darauf, dass ihr mindestens zwei Glühbirnen-Symbole ausliegen habt. Wir kommen im Rahmen der Schlusswertung darauf zurück. Die anderen sichtbaren Symbole bestimmen wie viele Fässer ihr erhaltet bzw. in den Fasskeller befördern dürft und wie viele Drehungen ihr durchführen dürft, wenn ihr die entsprechende Aktion durchführen dürft. Die Werte auf den Karten werden hierbei immer addiert. Ergo: Viele ausgespielten Karten sind gut.

 

Der nächste Bereich ist der weiße Kartenbereich. Hier gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten. Auf jeder Karte befindet sich das Bild einer Persönlichkeit aus dem Bier-Bereich. Ist die Persönlichkeit auch mit einem weißen Bereich umrahmt, so wird diese Karte unter euer Tableau geschoben und ihr erhaltet den auf der Karte angegebenen Effekt dauerhaft. Zumindest solange, bis ihr eine andere Karte ausspielt und in diesen Bereich legt, da immer nur eine Persönlichkeit eure Brauerei unterstützen kann. Ist die Persönlichkeit nicht weiß umrahmt, so spielt ihr die Karte aus, löst den Effekt einmalig aus und die Karte wird abgeworfen.

 

Dann wäre da noch der lilafarbene Bereich. In diesem findet ihr eine Lieferbedingung. Ihr gebt einfach das geforderte ab und erhaltet die entsprechende Belohnung.

 

Das Spielende wird ausgelöst, sobald ein Spieler 20 Punkte erreicht. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt. Nun kommen noch zwei kleine Schritte, die aber über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Pro Glühbirnen-Symbol in eurer Kartenauslage könnt ihr noch ein Bierplättchen aus eurem Keller abgeben und erhaltet je Plättchen einen Siegpunkt. Habt ihr außerdem noch das letzte Feld der Brauleiste erreicht, dann könnt ihr außerdem jetzt noch je Glühbirnen-Symbol eine Münze gegen einen Punkt tauschen. In meinen Partien gab es dadurch oftmals noch ein großes Erwachen.


Die optimale Spielerzahl

Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 4 Spieler. Leider verfügt das Spiel über keinen Solo-Modus. Schade, dass wäre wirklich für mich als Solo-Fan noch das Tüpfelchen auf dem „i“ gewesen.

 

Eine Anpassung in Bezug auf die Spielerzahl erfolgt über die Aufbaukarten. Hier wird eine gezogen und dann werden bestimmte Felder abgedeckt, die nicht zur Verfügung stehen.

 

Insgesamt funktioniert durch dieses System das Spiel in jeder Spierzahl und macht immer gleich viel Spaß.

 

Eine Partie dauert zwischen 70 und 100 Minuten.

 

Fazit

Ja, ich gebe zu, dass ich gerne mal ein kühles Bier trinke. Von daher hatte es dieses Spiel aufgrund des Themas schon einmal recht leicht. Doch überzeugt das Spiel auch?

 

Ja, das tut es und zwar voll!!! Zunächst einmal überzeugt mich das Spiel mit seiner Gestaltung, die allerdings wohl nicht jedem gefallen wird. Ich mag diese dann doch recht neutrale Gestaltung. Der Aufbau ist super schnell abgeschlossen und auch die Regelerklärung dauert nur gut 10 Minuten.

 

Im eigentlichen Spiel ist man dann auch recht schnell drin und versteht zügig, was man denn zu erledigen hat.


Mit zunehmender Spieldauer baut ihr eure Brauerei aus

Als super gelungen empfinde ich den Arbeiter-Einsatz-Mechanismus. 2 Arbeiter, bzw. 3 wenn wir uns den Extra-Arbeiter holen, stehen für Aktionen auf dem Spielbrett zur Verfügung. Hier kommt es immer wieder zu einem Kampf um die begehrten Plätze. Ein Arbeiter steht im Reihenfolge-Bereich und kann nur dort eingesetzt werden. Das Problem hier ist es, dass die Aktionen, von links nach rechts, tendenziell stärker werden. So erhalten wir ganz rechts den neutralen Extra-Arbeiter, wohingegen wir ganz links nur eine Karte erhalten. Doch anhand dieser Aktionswahl bestimmt sich eben die Reihenfolge der nächsten Runde. Und dann gibt es ja auch noch den Punkt mit der Erfahrung der Mitarbeiter, was ein super cleverer Mechanismus ist und man versucht eben, möglichst oft 6 oder mehr Punkte zu erreichen, weil die Bonusaktionen stark sind. Doch hier kommt es zu einem Dilemma aufgrund der begrenzten Zahl an Bonusmitarbeitern, die wir ja auch noch für die Ziel-Karten und für das Rundenende-Tableau benötigen. Das ist alles super genial durchdacht und in sich stimmig. Des Weiteren verfügen wir noch über einen LKW, der nur auf den speziell gekennzeichneten Felder eingesetzt werden darf sowie über einen Mitarbeiter im Verwaltungsbereich. Immer wieder gilt es genau zu überlegen, wann man wo seinen Arbeiter einsetzt. 


Schlussendlich ist das Spiel ein Wettrennen und man kann es grob in zwei Spielphasen unterteilen. Zu Beginn kümmert man sich um die Entwicklung seiner Brauerei. Dies geschieht primär dadurch, dass man diese ausbaut. So verfügt man dann schnell über eine Kühlanlage, einen Bierfilter oder über eine Malzfabrik. Dadurch erhalten wir neue Techniken, was uns dann die Produktion von anderen Biersorten ermöglicht. Doch die Technik allein reicht nicht, da diese ohne Wissen nichts bringt. Das Wissen eignen wir uns an, indem wir die einzelnen Biersorten freischalten. Dieses Zusammenspiel gefällt mir richtig gut und es ist unheimlich thematisch.

 

In der zweiten Spielhälfte geht es dann primär um die Produktion von Bier und die Erfüllung von Aufträgen. Hier werden dann recht schnell die benötigten Punkte generiert.


Die erste Hälfte dauert deutlich länger. Man muss immer ein Auge auf die Mitspieler haben, denn das Spiel endet mit Abschluss der Runde, in der einer der Spieler die 20 Punkte erreicht. Und das kann unter Umständen sehr schnell gehen.


Nicht ganz klar ist mir, warum es auf der Punkteleiste einen negativen Bereich gibt. Bis dato gab es noch keine Situation, an der man Punkte hätte verlieren können. Des Weiteren frage ich mich, warum die Leiste nur bis 25 geht, da man oftmals auch mehr Punkte holt. Das sind jetzt keine großen Probleme aber diese Punkte irritieren mich trotzdem. Ich habe diese Frage auch an den Verlag gestellt aber leider noch keine Antwort erhalten.

 

Insgesamt ist Bier Pioniere eines meiner wirklichen Highlight-Spiele und es erhält eine klare Empfehlung.

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