Bone Wars - Giant Roc
- Tim Nau
- 21. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Bone Wars – Die Knochenjäger
„Bone Wars“, in Deutsch erschienen bei Giant Roc, ist ein Expertenspiel für 1 - 4 Spieler welches von Wim Goossens entwickelt wurde. Die Spielzeit liegt zwischen 90 - 180min und hängt sehr von der Anzahl der Spieler ab.

Wir schlüpfen in die Rollen von Paläontologen im späten 19. Jahrhundert, verstrickt in den historischen „Knochenkriegen“ zwischen Edward Cope und Othniel Marsh. Unsere Aufgabe: Wir graben nach Fossilien in verschiedenen US-Bundestaaten, entdecken neue Dinosaurierarten und veröffentlichen Forschung – um uns Ruhm und Loyalität unserer Förderer zu sichern
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist liebevoll gestaltet und die Schachtel ist damit prall gefüllt.
Für jeden Spieler gibt es ein Bürotableaus und Holzmeeple in den Spielerfarben Gelb, Rot, Türkis und Blau. Dazu kommt eine Vielzahl von Karten, Knochenplättchen und vielen verschiedenen Pappmarkern, die einen sehr variablen Spielaufbau ermöglichen.
Die Anleitung ist zwar ziemlich lang, weil es so viele Aktionen und Möglichkeiten gibt, aber trotzdem gut nachvollziehbar. Schon der Anhang mit den Erklärungen zu Karten, Plättchen und Symbolen geht über mehrere Seiten. Das Regelwerk ist komplex, aber beherrschbar – der Lernaufwand gerade zu Beginn ist hoch, lohnt sich aber. Der Spielplan ist sehr groß und benötigt entsprechend viel Tischfläche – besonders bei voller Besetzung. Aufgrund der vielen anfangs unbekannten Symbole hätte ich mich über eine Spielerübersicht für jeden Mitspieler gefreut.

Das Spielsystem
Die Hauptelemente des Spiels verteilen sich auf folgende Mechaniken:
1. Worker Placement und Kartenmanagement
Wir spielen Team-, Paläontologen- oder Gattungskarten in Slots unter unserem Büro-Tableau, um Aktionen auszulösen – sei es Fossiliensuche, Forschung, Veröffentlich-ungen oder Provokation
2. Ressourcen Management (Karten, Knochen, Geld, Zeit)Knochen dienen als Währung beim Veröffentlichen; Geld und Arbeitsstunden sind knapp, was Ressourcenentscheidungen nötig macht
3. Loyalitätsdynamik & Mehrfach-WertungenWir wählen zunächst ob wir Cope oder Marsh folgen, können aber im Spiel die Loyalität wechseln. Punkte erhaltet wir, wenn wir eine Anzahl Veröffentlichungen mit unseren Loyalitäten multiplizieren.
4. Interaktion & KonfliktDurch Wiederlegung von Forschungsergebnissen, Auszeichnungen, Blockaden von Feldern oder das Abgreifen von Karten beeinflusst wir aktiv die Konkurrenz

Der Spielablauf
Das Spiel erstreckt sich über 4 Runden, die jeweils in eine variable Anzahl an Zügen unterteilt sind. Zu Beginn jeder Runde entscheiden wir uns für eine Aufgabe und bekommen unterschiedliche Belohnungen. Außerdem legt die Höhe des gewählten Bereichs unsere Spielerreihenfolge fest. In unserem Zug führen wir jeder genau eine Aktion durch, dann ist der nächste Spieler an der Reihe. Sobald man keine Aktionen mehr durchführen kann oder möchte passt man. Am Ende der zweiten Runde gibt es eine Zwischenwertung und am Ende der vierten Runde erfolgt die Schlusswertung.
In Zugreihenfolge spielen wir je 1 unserer Handkarten an unser Bürotableau und entscheiden uns abhängig von der Kartenart für eine Teamaktion oder Paläontologenaktion.

🛠️ 1. Team‑Aktionen (Worker Placement)
Die Aktionen spiegeln das historische Setting der Knochenkriege wider. Die Grabungen, Speziesentdeckungen, Publikationen und Widerlegungen finden stets im Wettstreit zwischen Cope und Marsh statt. Wir Spieler wechseln, wenn nötig die Seiten um Loyalität aufzubauen oder gezielt zu sabotieren.
Wenn du eine Team- oder Spezieskarte in einen Team-Aktionsslot legst, erhältst du eine gewisse Anzahl von Aktionspunkten, mit denen du das Team auf dem Spielplan steuerst und verschiedene Aktionen ausführst:
Knochen ausgraben – Sammle Knochenmarker von deinem aktuellen Ausgrabungsort.
Spezieskarte aufnehmen – Erwirb neue Dinosaurierkarten, die später für Publikationen nötig sind.
Graben erweitern – Baue weiter an deiner Ausgrabungsstelle für effizientere Ausgrabungen.
Team bewegen – Bewege dein Team zwischen Ausgrabungsstätten.
Basislager errichten – Schalte Boni frei:
Ermöglicht dort spätere Ausgrabungen
Erhöht Mobilität oder Kapazität der Kartensammlung
Upgrade dein Team – Erhöhe die Aktionspunkte deiner Teamkarten für effizienteres Agieren

📜 2. Paläontologen‑Aktionen
Legst du eine Paläontologen- oder Spezieskarte in einen entsprechenden Slot, führst du klassische Worker-Placement-Aktionen aus, kannst aber nicht zweimal hintereinander die gleiche Aktion wählen.
Forschungsarbeiten veröffentlichen
Zahle Knochenmarker, um aus Spezieskarten Skelette zu bauen und diese an den oberen Bereich deines Tableaus zu legen
Lege die Karte als Publikation ab, platziere eine Forschungsarbeit und erhöhe deine Loyalität bei Marsh oder Cope
Forschungsarbeiten widerlegen
Bezahle passende Knochen, um gegnerische Theorien zu widerlegen
Drehe eine Forschungsarbeit auf die andere Seite und platziere sie im Bereich deines aktuellen Auftraggebers
Auszeichnungen beanspruchen/erhalten
Platziere Award‑Marker durch Erfüllung bestimmter Bedingungen, z. B. Kartensets und bekomme dafür Bonuspunkte oder Loyalität
Einen alltäglichen Fund machen
Sammle Bonuskärtchen, indem du Arten mit Archivsymbolen kombinierst – bringt Zusatzboni oder Loyalitätswerte
🔄 3. Rundenende & Passen
Wenn wir keine weitere Karte zum Ausspielen haben oder kein Geld um die Aktion zu bezahlen oder passen möchten beenden wir unsere gesamten Aktionen für die laufende Runde. Wir bekommen dann unsere Worker und unsere Handkarten zurück und dürfen uns erneut für eine Universität und dem mit ihr verbundenen Auftraggeber Marsh oder Cole entscheiden. Anschließend entscheiden wir uns für einen dauerhaften Bonus welcher uns in der folgenden Runde zur Verfügung steht und bekommen Loyalität auf der Seite unseres aktuellen Auftraggebers.

📏 4. Wertungen
Am Ende der Runden 2 und 4 finden Wertungen statt. Hierbei ist entscheidend wie viele Forschungsarbeiten die Kontrahenten Marsh und Cope bereits in ihrem Spielbereiche liegen, also veröffentlicht haben. Dazu wird die Glaubwürdigkeit der Beiden ermittelt und gemessen am Loyalitätswert der einzelnen Spieler mulitpliziert. Dadurch bekommen die Spieler Ansehen (Siegpunkte) welche zusammen mit dem Ansehen welches während der Aktionsphasen erworben wurde, am Ende den Gesamtsieger bestimmt.
Das Allgemeine System
Bone Wars erlaubt es dir, Teamkarten im Laufe des Spiels zu verbessern, um mächtigere Aktionen durchführen zu können. Dadurch erhöhen sich die Anzahl der verfügbaren Aktionen, die mit einer Karte ausführbar sind. Wenn wir Karten dauerhaft an den oberen Bereich unseres Spielerboards platzieren, werden dadurch Boni in Abhängigkeit der Kartenanzahl gewährt. Du kannst die Kosten für Bewegung reduzieren und die Anzahl an dauerhaft ausgespielten Karten erhöhen. Frühe Upgrades geben über mehrere Runden starke Vorteile. Sowohl die Kosten (Geldressourcen) als auch die Arbeitsstunden/Zeit (Aktionspunkte) sind hierbei immer knapp bemessen. Auch die Errichtung von Basislagern ist ein wichtiges Element im Spiel. Dadurch verhinderst du Reisezeiten und kannst an wichtigen Orten dauerhaft präsent sein. Die vom Spielertableau entfernten Camps, schalten wiederum dauerhafte Vorteile auf dem persönlichen Bürobereich frei.

Darüber hinaus benötigt man auch genügend Paläontologen, Spezieskarten und Knochenfunde um entsprechende Arbeiten und Veröffentlichungen durchführen zu können. Nur wer es schafft alle Elemente des Spiels zu verketten und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Platzieren der Basislager, der Verbesserung der Teamkarten und des Management der knappen Ressourcen zu erreichen hat eine Chance auf den Sieg. Zuletzt muss er dabei auch noch auf den erfolgreicheren Unterstützer in Person von Marsh oder Cope gesetzt haben um ausreichend Ansehen bei der Loyalitätswertung abzustauben.
Die Spieleranzahl
Die optimale Spieleranzahl würde ich bei 2 oder 4 Spielern einordnen, wobei das Spiel zu zweit ein starkes Duellgefühl und zu viert einen intensiven Wettstreit vermittelt indem der vorne liegende Spieler attackiert wird.
Der Solomodus ist gut umgesetzt und die Aktionen des Automa werden über ein Kartendeck gesteuert. Der Verwaltungsaufwand ist zugänglich und moderat, die Siegbedingungen sind eher einfach zu erreichen. Aufgrund der hohen Spielerinteraktion reizt mich der Mehrspielermodus deutlich mehr.
Fazit
Bone Wars ist ein sehr thematisches Spiel, welches auch noch mit einer tollen Tischpräsenz punkten kann. Die gelungene historische Einbettung des Themas wird durch das schöne Artwork und die gelungene Spielmechanik verstärkt. Als Spieler haben wir vielschichtige Entscheidungen zu treffen und eine hohe Interaktion, die den Mitspielern und mir, den ein oder anderen Fluch über die Lippen gehen ließ. Durch die vielen variablen Karten, Aktionsmarker und unterschiedlichen Auszeichnungen hat das Spiel einen tollen Wiederspielreiz. Der Einstieg ist durchaus anspruchsvoll, sodass man nach Möglichkeit mit denselben Mitspielern mehrere Partien anstreben sollte. Dann entfaltet Bone Wars seine volle Stärke.
Für mich punktet es mit seinem ungewöhnlichen Thema, seiner strategischen Tiefe und dem schönen Material. Wer Worker Placement mit historischer Rivalität und, Optimierung und Ressourcenmanagement mag, sollte sich Bone Wars näher ansehen.










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