Catan Energien - Kosmos
- Tim Nau
- 13. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Catan Energien - ein alter Klassiker, der nun in der Neuzeit angekommen ist
Catan Energien, bei Kosmos erschienen, ist eine in der Neuzeit angekommene Variante von Catan, bei der das Thema Umweltschutz eine zentrale Rolle spielt. Das Spiel von Klaus und Benjamin Teuber richtet sich an 3 bis 4 Personen.

In Catan hat sich einiges verändert. Die Dörfer sind mittlerweile zu komplexen Forschungsstädten herangewachsen und mit der Deckung des Energiebedarfs steht man vor einer neuen Herausforderung.
Meinung
Da wohl jeder Leser Catan kennen wird, werde ich hier nicht auf Regeln eingehen, sondern mich auf die Unterschiede zum "normalen" Catan beschränken und versuchen zu klären, ob ihr denn auch zu dieser Version greifen müsst bzw. um darzulegen was diese Variante besser oder vielleicht auch schlechter macht.
Das Spielmaterial ist erstklassig und insbesondere die Holzmaterialien können absolut überzeugen. Hier ist alles in bester Ordnung.

Auch die Anleitung ist klasse und nach einmaligen Lesen ist alles verstanden.
Das grundlegende Spielprinzip von Catan wird beibehalten und jeder der Catan bereits gespielt hat, wird sich sofort heimisch fühlen. Doch auch wenn man noch nie Catan gespielt hat, wird man schnell im Spiel drin sein.
So, da wären wir also beim Thema Umweltschutz angekommen und diese Thematik ist eine der wichtigsten Aspekte in unserer heutigen Zeit. Und in der Neuzeit ist jetzt auch Catan angekommen und wir müssen uns mit dieser Problematik auseinandersetzen.

Ganz neu ist jetzt die globale Verschmutzungsleiste, die alle Spieler gemeinsam im Blick behalten müssen. Je nach Position des Markers muss zu Beginn eines jeden Zuges eine bestimmte Anzahl an Plättchen aus dem Beutel gezogen werden. Die Anzahl der zu ziehenden Plättchen richtet sich nach der Verschmutzung, die auf Catan herrscht und diese ergibt sich aus der Umweltbilanz der einzelnen Spieler. Das ist sehr gut gelöst. Immer dann, wenn ihr irgendetwas baut und das entsprechende Gebäude von eurem Tableau nehmt, kommt ein "+" oder ein "-" zum Vorschein. Wobei ein "-" nur beim Bau eines grünen Kraftwerks erscheint. Ihr schiebt dann den Marker einfach um eine Position nach vorne oder nach hinten.
Das ist auch eine wesentliche Neuerung, denn normalerweise wird ja als erstes um die Erträge gewürfelt. Dieser Schritt kommt hier auch aber eben erst nach dem Ziehen aus dem Beutel. In diesem Beutel befinden sich 43 braune Chips. Im Anschluss an das Ziehen wird der Chip auf seine entsprechende Position an den Spielfeldrand gelegt. Für jeden Chip gibt es 3 oder 4 Ablagefelder und wenn das letzte Feld belegt wird, wird ein Ereignis ausgelöst. Ereignisse können, zum Beispiel, eine Umweltkatastrophe, Luftverschmutzung oder Starkregen und Überflutung sein. Bei diesen Ereignissen wird meistens der Spieler mit der schlechtesten Umweltbilanz "bestraft". Beim Bau von grünen Kraftwerken, wir kommen gleich noch auf diese zu sprechen, kommt ein grüner Ereignischip des Spielers in den Beutel. Kommt es zum Auslösen dieser Ereignisse gibt es positive Effekte für die beste Umweltbilanz bzw. für die meisten gebauten grünen Kraftwerke.
Ich stehe diesem System ein wenig skeptisch gegenüber und finde nicht, dass es komplett funktioniert. Für mich hat dies mehrere Gründe. Da wäre zum einen der Preis zum Bau eines grünen (also eines sauberen) Kraftwerks, der 3 Forschungskarten beträgt, was immens teuer ist, wohingegen ein braunes (also ein dreckiges) Kraftwerk nur eine Forschungskarte kostet. Baut man ein grünes Kraftwerk, so sinkt die globale Verschmutzung, wohingegen diese steigt, wenn man ein braunes Kraftwerk baut. Wie dargelegt wird das vorzeitige Spielende ausgelöst, wenn kein Chip mehr aus dem Beutel gezogen werden kann. In diesem Fall hat dann der Spieler mit der größten Differenz zwischen grünen und braunen Kraftwerken gewonnen. Doch in all meinen Partien ist es noch nie vorgekommen, dass kein Chip mehr aus dem Beutel mehr gezogen werden konnte. Dies reduziert deutlich die Bereitschaft, sich auf grüne Kraftwerke zu konzentrieren. Wobei dies auch damit zusammenhängen kann, dass sich die Spieler immer darauf konzentriert haben, dass die "Gefahr" eines vorzeitigen Spielendes nicht besteht. Insbesondere wurden im späteren Spielverlauf immer durch die "schmutzigen" Spieler eigene braune Kraftwerke abgerissen. Aber eben erst nachdem diese den Spielern schon einige Vorteile durch Energiemarker gebracht haben. Und eben genau deise Marker sind recht mächtig. Ich komme auf die unterschiedlichen Möglichkeiten mit den Markern gleich noch zu sprechen.

Zumal allerdings auch noch hinzukommt, dass die Forschungskarten zum Handkartenlimit zählen und man somit weniger Platz für die so dringend benötigten Ressourcen hat. Auf das Glück, dass keine 7 gewürfelt sind, kann bzw. sollte man sich nicht verlassen. Und dann wäre da auch noch der Punkt, und das ist sogar mein Hauptaspekt, dass die Belohnungen (für den "saubersten" Spieler) bzw. die Bestrafungen (für den "schmutzigsten" Spieler) einfach viel zu gering sind. Es bringt ganz einfach keinen Benefit, sich auf grüne Energie zu konzentrieren. Oftmals müssen Umweltschäden auf Gebäuden oder Feldern platziert werden. Leigt so ein Schaden auf einem feld, so bringt das Feld bzw. das entsprechende Gebäude in der nächsten Runde keinen Ertrag. Dann wird aber auch der Marker schon wieder entfernt.

Nach dem Ziehen wird dann mit den beiden Würfeln gewürfelt und es können Erträge eingesammelt werden. Zumindest dann, wenn man an dem entsprechenden Zahlenfeld gebaut hat oder die Summe der beiden Würfel nicht 7 beträgt. Was bei Catan Dörfer und Städte waren sind hier Dörfer und Forschungsstädte. Im Unterschied zu Catan, wo eine Stadt zwei Ressourcen als Belohnung ausgeschüttet wurden, gibt es bei der Forschungsstädte eine Ressource und eine Forschungskarte. Im Falle eines Kraftwerks, um ein Dorf kann ein Kraftwerk und und um eine Forschungsstädte können 3 Kraftwerke gebaut werden, erhält der entsprechende Spieler noch einen Energiemarker. Die Energiemarker stellen eine sehr interessante Neuerung dar, da diese auf unterschiedliche Art und Weise genutzt werden können. So können 2 Marker gegen eine Rohstoff- oder Forschungskarte getauscht werden oder es kann das Lagerhaus gebaut werden. Mit einem Marker kann ein Umweltschaden entfernt werden oder es kann ein braunes Kraftwerk abgerissen werden.
Beim angesprochenen Würfelwert von 7 kommt bei Energien nicht der Räuber sondern der Umweltinspektor, der allerdings die gleiche Funktion hat. Wie auch beim ursprünglichen Catan gilt ein Handkartenlimit von 7. Im Falle eines gebauten Lagerhauses erhöht sich das Limit auf 10.

Anschließend geht es dann in die Phase des Tauschens und des Bauens. So könnt ihr Dörfer bauen, die dann später in Forschungsstädte umgebaut werden können oder auch Straßen. Ganz neu ist nun die Möglichkeit des Bauens von Kraftwerken, die ich oben ja bereits angesprochen habe. Im Zug darf ein Kraftwerk gebaut werden. Ansonsten hat sich auch in diesem Bereich nichts geändert. Das Spiel endet, wenn ein Spieler 10 Siegpunkte erreicht hat.
Genial finde ich die Siegpunktleiste, die sich nun auf dem Spielbrett befindet. So muss man nicht immer schnell ausrechnen, bei wie vielen Siegpunkten jeder einzelne Spieler steht.
Prinzipiell hat sich folglich nichts verändert. Das Spielprinzip bleibt erhalten und Catan ist weiterhin eine Mischung aus Strategie und Glück. Draufgepackt wurde der Umweltaspekt. 3 oder 4 Spieler wetteifern weiter bei Catan um den Spielsieg und eine Partie dauert ca. 90 Minuten.

Die interessanteste Frage dürfte wohl sein ob man das Spiel denn nun braucht, wenn man Catan bereits besitzt oder zu welcher Version man greifen sollte, wenn man noch kein Catan in der eigenen Sammlung hat. Selbstverständlich ist die Beantwortung dieser Frage rein subjektiv. Ich persönlich würde jederzeit bei der Ursprungsvariante mit Erweiterungen, insbesondere Städte und Ritter sowie Seefahrer, bleiben. Mich persönlich hat diese Variante nicht abgeholt. Ein Grund ist mit Sicherheit die Nostalgie. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Stunden wir während des Studiums mit Catan verbracht haben. Der andere Grund ist, dass mir die Umsetzung des Umweltthemas hier einfach nicht zusagt, was ich hoffentlich plausibel oben dargestellt habe. So würde ich auch Neueinsteigern in Catan zu der Ursprungsvariante raten.




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