Caylus 1303
„Caylus 1303“, bei HUCH erschienen, ist ein Workerplacementspiel für 2 bis 5 Spieler von William Attia. Es handelt sich hier um die Neuauflage des Klassikers „Caylus“.
Im Jahre 1303 ist der Krieg gegen England zwar vorbei, aber das nahe an der Grenze gelegene Schloss von Caylus muss modernisiert und seine Mauern verstärkt werden. Als Baumeister errichten wir nun Gebäude und versorgen die Baustelle mit Materialien, Nahrungsmitteln sowie Arbeitskräften mit dem Ziel, der einflussreichste Baumeister zu werden.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist durchweg gut und die Anleitung ist klasse geschrieben. Hier gibt es keinen Grund zur Klage. Dazu gibt es noch ein gelungenes Inlay, welches die Materialverstauung deutlich erleichtert.
Das Spielsystem
„Caylus“ ist ein klassisches Workerplacementspiel und verfügt über einen recht einfachen Spielmechanismus, der allerdings sehr viel taktischen Tiefgang mit sich bringt.
Der Spielaufbau ist recht schnell erledigt und auch die Regeln lassen sich in gut 15 Minuten erklären. Gelungen am Spielaufbau ist die kleine Variabilität bei den zur Verfügung stehenden Gebäuden. So wird von den jeweils 9 Start-, Holz- und Steingebäude ein Gebäude gezogen und mit der Startseite nach oben auf die Baustelle gelegt. Des Weiteren wird jeweils ein Holz- und Steingebäude auf die vorgedruckten Felder platziert.
Das Spiel verläuft über 9 Spielrunden, die in jeweils 4 Phasen unterteilt sind, die ich euch nachfolgend etwas näherbringen möchte.
In der Planungsphase setzen wir
nacheinander immer einen unserer Arbeiter ein - die Aktivierung geschieht in dieser Phase allerdings noch nicht. Grundsätzlich dürfen wir diese auf jedem Gebäude einsetzen, Ausnahmen stellen Residenzen, Monumente und die drei Gebäude auf der Baustelle dar. Setzen wir einen Arbeiter auf einem Gebäude ein welches durch einen Gegenspieler errichtet wurde, erhält dieser einen Prestigepunkt.
Des Weiteren können wir unsere Arbeiter auch auf der Baustelle einsetzen, um Ressourcen zu liefern.
Kann oder möchte man keinen Arbeiter einsetzen, so wird einfach gepasst. Das Passen ist kein unwichtiges Element, da der erste Spieler der passt den Startspielermarker erhält. Des Weiteren versetzt er sein Haus auf den ersten Platz der Gildenbrücke. Die anderen Spieler können nun weiter ihre Arbeiter einsetzen. Allerdings ist für jeden Arbeiter, der auf einem Gebäude oder der Baustelle eingesetzt wird nun ein weiterer Arbeiter ins Camp zu schicken.
Haben alle Spieler gepasst endet die Planungsphase.
Nun geht es in die Aktivierungsphase, in der ein Gebäude nach dem anderen aktiviert wird. Die Reihenfolge der Gebäude ist hierbei immer die gleiche und erfolgt entlang der Straße bis zum Standpunkt des Vogts. Dies bedeutet, dass man Ressourcen, die man im Rahmen der Aktivierung erhält für spätere Aktivierungen einsetzen darf, was in der Planungsphase berücksichtigt werden muss. Je nach Gebäude erhaltet ihr Ressourcen, oder Arbeiter, könnt Ressourcen tauschen oder neue Gebäude bauen.
Mit dem Erreichen der Gildenbrücke erfolgt dann der zweite wesentliche Schritt, den man berücksichtigen muss. Von links nach rechts kann nun jeder Spieler den Vogt um 1 bis 3 Felder vor oder zurückversetzen. Jede Bewegung kostet allerdings einen Arbeiter. Gerade im Spiel ab 4 Spielern ist dies ein zentrales Element. Aktiviert werden nämlich nur die Gebäude bis zum Standort des Vogts.
Nach allen Aktivierungen erfolgt in der dritten Spielphase die Lieferung an die Baustelle. Liefern dürft ihr hier eine euch überlassene Anzahl an Bündeln. Jedes Bündel besteht aus drei unterschiedlichen Ressourcen, von denen eine Ressource Nahrung sein muss. Ausnahmen kommen durch die Charaktere ins Spiel, auf die ich später eingehe.
Der Spieler, der die meisten Bündel geliefert hat – bei Gleichstand entscheidet die Position des Arbeiters – erhält zur Belohnung einmal Gunst. Gunst ist ein wichtiges Spielelement. Erhaltet ihr Gunst, könnt ihr entweder einen Charakter eines Gegenspielers nehmen oder ihr entscheidet euch für die Aktivierung eines Gebäudes der Baustelle und könnt dann, sofern verfügbar, einen der ausliegenden Charaktere nehmen. Wichtig hierbei ist, dass ihr in den ersten drei Spielrunden nur das erste Gebäude, in den Runden 4 bis 6 zusätzlich noch das zweite Gebäude und erst ab Runde 7 auch den Effekt des dritten Gebäudes aktivieren dürft.
In der Verwaltungsphase werden nun zunächst Startgebäude zu Residenzen, wenn ein Spieler ein entsprechendes Gebäude aktiviert hat. Hierzu wird das Startgebäude umgedreht und von nun an steht der eigentliche Effekt nicht mehr zur Verfügung. Der Spieler dem die Residenz gehört erhält, je Residenz, in der Anwerbung einen zusätzlichen Arbeiter.
Nun können Residenzen zu Monumenten umgebaut werden. Monumente liefern euch Prestigepunkte und ggfs. einen weiteren Effekt.
Im Rahmen der Anwerbung erhält nun jeder Spieler 3 Arbeiter aus dem Camp, 1 Arbeiter je Residenz und weitere 2 Arbeiter, wenn er das Monument „Garten“ gebaut hat. Der Kornspeicher und die Manufaktur würden in diesem Zuge Ressourcen liefern.
Nun wird lediglich noch der Vogt auf das Feld vor dem letzten Gebäude versetzt und der Rundenanzeiger um ein Feld weiter nach vorne geschoben. Nach der 9. Runde endet dann das Spiel und der erfolgreichste Baumeister wird ermittelt.
Die unterschiedlichen Gebäude
Zu Spielbeginn liegen lediglich die Startgebäude sowie ein Holz- und ein Steingebäude aus. Weitere Steingebäude könnt ihr erst bauen, wenn ein Spieler den Maurer gebaut hat. So liefert euch jedes Gebäude eine bestimmte Anzahl an Prestigepunkten und nach Platzierung kann der Effekt des Gebäudes durch Aktivierung genutzt werden.
So gibt es bei den Holzgebäuden, zum Beispiel, den Steinbruch, welcher euch 2 Steine bringt, das Herrenhaus, welches euch einmal Gunst bringt oder die Markthalle, durch die man sich, nach Aktivierung, 3 Arbeiter aus dem Camp nehmen darf.
Richtig interessant wird es dann mit den Steingebäuden, da nun Gold als Ressource in das Spiel kommt. Und Gold wird benötigt, um Monumente zu bauen. Des Weiteren bieten Steingebäude die Möglichkeit Prestigepunkte zu generieren. So könnt ihr in der Kirche Arbeiter abgeben oder beim Juwelier Gold und erhaltet dafür Prestigepunkte. Der Aufbau kleinerer Ketten ist möglich, auch wenn bei „Caylus“ nicht die Priorität auf Kettenaktionen gelegt ist.
Des Weiteren gibt es, wie oben bereits erwähnt, noch die Monumente, die euch Prestigepunkte und ggfs. einen zusätzlichen Effekt bringen.
Die Charaktere
Die 12 unterschiedlichen Charaktere sind ein wenig das Salz in der Suppe und ermöglichen dem „Besitzer“ einen besonderen Effekt, der die Regeln ein wenig verändert. Die Anzahl an genutzten Charakteren beträgt immer Spieleranzahl + 3. Dies sorgt dafür, dass immer unterschiedliche Charaktere ins Spiel kommen was wiederum dafür sorgt, dass keine Partie gleich ist und die eigene Taktik immer auf die Charaktere abgestimmt sein muss. Zumindest dann, wenn man das Optimum für sich herausholen möchte.
In der Anleitung ist eine empfohlene Kartenauswahl für die erste Partie angegeben. Ich selbst habe sofort mit allen Charakteren gespielt und würde euch dies auch empfehlen.
So gibt es, zum Beispiel, den Nachtarbeiter der dafür sorgt, dass ihr keinen zusätzlichen Arbeiter abgeben müsst nachdem ein Spieler gepasst hat, den Dieb, durch dessen Hilfe der Gegner keine Prestigepunkte erhält, wenn ihr eines seiner Gebäude nutzt oder die Händlerin dank derer Hilfe ihr einmal pro Runde bereits besetztes Feld ebenfalls besetzen dürft. Die Händlerin hat mir immer sehr zugesagt und ich empfinde diesen Effekt als sehr stark.
Die optimale Spieleranzahl
Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 5 Personen. Ich persönlich fand das Spiel mit 2 Spielern ok. Würde es aber nicht regelmäßig in dieser Besetzung spielen. Grund hierfür ist einfach, dass auf dem Spielbrett zu wenig passiert, weil einfach zu wenig Gebäude ins Spiel kommen, was die Möglichkeiten einschränkt. Des Weiteren spielt der Vogt in dieser Konstellation eigentlich immer nur eine absolut untergeordnete Rolle. Zu dritt ist das Spiel gut und noch besser dann zu viert oder in Vollbesetzung. Wobei man hier allerdings berücksichtigen muss, dass gerade in den ersten zwei Spielrunden noch relativ wenig Gebäude zur Verfügung stehen, was die Einsatzmöglichkeiten stark einschränkt. Doch dies ändert sich dann sehr schnell.
Egal in welcher Spieleranzahl, es wird ein wenig Sitzfleisch benötigt. Grund hierfür sind natürlich die 9 Spielrunden, was recht viel ist. So dauert die Planungsphase dann gelegentlich recht lange. Selbst mit 2 Spielern haben wir immer gut 75 Minuten benötigt. In weiteren Besetzungen waren dann Spielzeiten von zweieinhalb Stunden keine Seltenheit.
Fazit
„Caylus“ ist ein schönes Workerplacementspiel, welches ich im unteren Kennerspielebereich einordnen würde. Die Einstiegshürde ist recht niedrig und es kann sehr schnell mit dem Spiel gestartet werden. Nach und nach entdeckt man dann die zahlreichen Möglichkeiten und entwickelt seine eigenen Spieltaktiken. Somit ist dies auch ein schönes Spiel, um in den Bereich der Kennerspiele einzutauchen.
Auch wenn Partien länger dauern können, ist die eigentliche Downtime meist recht gering und man ist sehr schnell wieder am Zug, was für einen sehr angenehmen Spielfluss sorgt.
Insgesamt ist „Caylus“ ein gelungenes Workerplacementspiel, welches ich sehr gerne spiele.
Comments