Willkommen im Krankenhaus für Würfel – Willkommen im Dice Hospital Groß war die Vorfreude, als ich zum ersten Mal vom Spiel „Dice Hospital“ gehört habe, da es sich um ein recht unverbrauchtes Thema mit großem Realitätsbezug handelt. Dank der Spieleeschmiede gibt es Dice Hospital auch auf deutsch.
Die Spielidee Wenn man Spiele mit vielen Würfeln sieht, denkt man unweigerlich an ein Dice-Management-Spiel. Doch dies ist hier nicht der Fall. Die Würfel, die in drei unterschiedlichen Farben vorhanden sind, symbolisieren durch ihre Augenzahl lediglich die Schwere der Verletzung. Rein vom Kern liegt ein klassisches Worker-Placement-Spiel auf unserem Tisch.
Wir sind quasi der Würfeldoktor und müssen die verletzten Würfelpatienten in unserem Krankenhaus heilen, um sie gesund entlassen zu können und dann am Ende des Spiels über die meisten Siegpunkte verfügen.
Ein Blick in die Spieleschachtel Wir bekommen eine sehr gut gefüllte Spieleschachtel auf den Tisch, die zudem noch sehr schön gestaltet ist.
Beim Öffnen fällt sofort auf, dass wir
einen tollen Sortiereinsatz in der Schachtel vorfinden – ein toller Service und ich frage mich, warum das so selten der Fall ist. Hier hat alles seinen Platz und man muss die Materialien nicht in endlos viele Tüten verpacken und diese dann einfach in die Schachtel werfen. Besonders gelungen sind die Holzfiguren die die Arbeiter, im Falle von Dice Hospital eben zum Beispiel Krankenschwestern, Ärzte oder Anästhesisten, symbolisieren. Auch die weiteren Materialien sind sehr hochwertig und schön designt.
Das Spielsystem Dice Hospital wird über 8 Runden gespielt und am Ende siegt jener Spieler, der die meisten Siegpunkte erringen konnte. Im Falle von Dice Hospital bedeutet das, dass man versuchen muss, möglichst viele Patienten aus seinem Krankenhaus zu entlassen, denn das bringt die Punkte. Zu Beginn startet jeder Spieler lediglich mit drei Schwestern und einem vorgegebenen Krankenhaus, welches über die unterschiedlichsten Einrichtungen verfügt. Diese gilt es nun im Laufe des Spiels zu erweitern und neue Spezialisten einzustellen, um die Patienten effektiver behandeln zu können.
Zu Beginn jeder Runde werden je nach Spielerzahl eine unterschiedliche Anzahl Spezialistenkarten und neue Räume für das Krankenhaus aufgedeckt. Des Weiteren kommen jede Runde neue Patienten in das Krankenhaus. Diese gilt es nun möglichst schnell zu pflegen und wieder zu entlassen. Dies geschieht über den Einsatz der Spielfiguren, die einfach auf einer der Stationen einsetzt werden und dort den entsprechenden Effekt, der meistens die Heilung um eine Stufe ist, ausführt. Führt man den Effekt mit einem Spezialisten aus, so erhält man je nach Spezialist noch einen Zusatzeffekt. Hierdurch und in Kombination mit den Räumen lassen sich tolle Ketten bilden. Ein wenig Grübelarbeit ist hier von Nöten, um den maximalen Erfolg zu erreichen.
Hier muss betont werden, dass dieser Kern des Spiels, also der Einsatz der Figuren, ohne jegliche Kommunikation ablaufen kann. Jeder arbeitet an seinem Krankenhaus und man kann dem Gegner nicht in die Quere kommen. Dies muss jedem Spieler klar sein, der Dice Hospital spielen möchte.
Heilt man einen Würfel, der bereits eine 6 zeigt, so ist dieser wieder kerngesund und kann auf den Entlassungsbereich gelegt werden. Je mehr Patienten sich dort sammeln, desto höher ist die Punktzahl, die dann auf der Siegpunkttafel übertragen wird. Doch es wird dem Spieler nicht gelingen in jeder Runde alle Patienten zu behandeln oder gar zu entlassen. Hier wird es dann auch wieder ein wenig kompliziert. Man darf nicht einfach auf Entlassung spielen, sondern muss sich um alle seine Würfel kümmern. Nach der Punktevergabe kommt es nämlich dazu, dass Patienten um die sich in der Runde nicht gekümmert wurde, als vernachlässigt gelten und sich der Gesundheitszustand um eine Augenzahl verschlechtert. Geschieht dies nun bei einem Patienten, der bereits den Zustand 1 aufweist, so verstirbt dieser und muss in das Leichenhaus gelegt werden. Jeder verstorbene Patient bedeutet am Ende des Spiels dann zwei Minuspunkte. Hier muss ich einen kleinen Kritikpunkt äußern. In der „normalen“ Variante ist es definitiv zu einfach, den Tod eines Patienten zu verhindern. In meinen gespielten Partien habe ich bis dato noch keinen Patienten ins Leichenhaus transportieren müssen. Hier wäre ein wenig mehr Druck auf den Spieler schön gewesen.
Doch die Expertenversionen des Spiels sorgen hier für eine Erhöhung des Schwierigkeitsgrades. So gibt es zum Beispiel einen Superkeim der dafür sorgt, dass sich in der Phase der Vernachlässigung der Gesundheitszustand bei Patienten die nicht behandelt wurden, um 2 Punkte nach unten verschlechtert. Oder es gibt eine Pandemie die dafür sorgt, dass immer ein zusätzlicher Patient im Krankenhaus aufgenommen werden muss. Hier wird das Spiel dann deutlich schwieriger.
Besonders gefällt mir, dass neben den dargelegten Expertenmöglichkeiten noch weitere Varianten möglich sind. So liegen dem Spiel Ereigniskarten bei, die optional integriert werden können. Entscheidet man sich für das Spiel mit den Ereigniskarten, so wird zu Beginn einer jeden Runde eine Ereigniskarte aufgedeckt, die dann zum Beispiel die Entlassung von roten Würfeln in dieser Runde mit einem Extrapunkt belohnt. Eine Variante, die zwar sehr zufallsbestimmt ist aber großen Spaß macht und auch für ein mehr spontane Umplanung sorgt, da man zum Beispiel die zusätzlichen Punkte für rote Würfel ergattern möchte.
Des Weiteren gibt es noch Verwalterkarten, die ebenfalls optional sind. Jeder Spieler kann zu Beginn der Partie zwei Verwalter ziehen und sich für einen der beiden entscheiden. Jeder Verwalter hat einen speziellen Effekt (zum Beispiel kann man in der „Vernachlässigungsphase" einen gelben Patienten unberücksichtigt lassen), der bis zum Ende des Spiels genutzt werden kann.
Ich persönlich empfehle die Nutzung beider Varianten, da die Ereigniskarten einfach für eine unvorhersehbare zusätzliche Bedingung sorgen und die Verwalter eben über einen Spezialeffekt verfügen, den ich nutzen kann und dadurch mein Spiel ein wenig mehr planen kann.
Familienspiel oder Kennerspiel? Auf der Spieleschachtel ist als Alter 10+ zu lesen. Dieser Einschätzung würde ich mich anschließen. Es handelt sich bei Dice Hospital um ein gehobenes Familienspiel, an dem auch Kinder mit ein wenig Einarbeitung große Freude haben werden. Dennoch ist auch taktischer Tiefgang bei diesem Spiel durchaus vorhanden und dieser erhöht sich vor allem auch durch das Spielen der zusätzlichen Varianten. Diese sorgen für mehr Druck auf den Spielern und die Grübelarbeit wird größer. Es ist schon beachtlich, welchen Einfluss der Superkeim auf die Spielweise hat da es elementar ist, ob sich der Zustand nur um einen Punkt oder sogar um 2 Punkte verschlechtert. Aus meiner Sicht werden somit auch Kennerspieler bedient und werden Freude am Spiel haben.
Der Solomechanismus Ich gehöre zu den Leuten, die recht oft ein Spiel auch in der Solo-Variante spielen und so freut es mich immer, wenn diese Möglichkeit gegeben ist. Bei Dice Hospital kann man sich auch als Solo-Würfel-Doktor betätigen. Dies funktioniert durch zusätzliche Karten, die ausschließlich in der Solo-Variante in das Spiel kommen. Diese „Ärztlicher Befund“ Karten stellen dem Spieler jeweils eine Aufgabe.
So muss er die auf den Karten
entsprechende Würfelfarbe in einer Spielrunde entlassen, um in den Genuss der zusätzlichen Siegpunkte zu kommen. Sechs solcher Karten gilt es zu bearbeiten. Übriggebliebene Karten bedeuten am Ende der Partie die entsprechende Anzahl an Minuspunkten.
Rein vom Mechanismus ändert sich beim Solo-Spiel nichts. Es fallen lediglich die Krankenwagen weg. Stattdessen werden zu
Beginn einer neuen Runde vier Würfel gezogen und man darf von diesen drei in sein Krankenhaus aufnehmen. Nun spielt man exakt so wie beim Mehrspielerspiel und versucht lediglich zusätzlich die beschriebenen Aufträge auf den Karten zu erfüllen, um so eine möglichst hohe Punktzahl zu ergattern.
Mir persönlich macht die Solo-Variante großen Spaß und ich werde sie noch einige Male spielen. Lediglich einen Kritikpunkt möchte ich loswerden: Es wäre schön gewesen, wenn man Punktekorridore vorgegeben bekommen hätte, die man erfüllen muss um zu wissen, wie gut man denn schlussendlich ist. Ein gutes Beispiel ist hier „Neom“. Dieses System hätte man übernehmen können und dem Solo-Arzt einen entsprechenden Rang für eine Punktezahl geben können. So versuche ich nur, mich in jeder Partie wieder selbst zu übertreffen. Doch dies ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Dice Hospital ist auch in der Solo-Variante eine klare Empfehlung.
Fazit Dice Hospital ist ein Spiel auf der Niveaustufe eines gehobenen Familienspiels, welches mir persönlich in jeder Spieleranzahl große Freude bereitet hat. Durch die zusätzlichen Varianten steigert sich auch noch einmal der Komplexitätsgrad, so dass auch Kennerspieler gut bedient werden.
Vor dem Kauf muss man sich darüber im Klaren sein, dass es sich um ein recht solitäres Spiel handelt. Interaktion im Rahmen des Spiels findet kaum statt, da jeder seine Patienten selbst behandelt und sich die Spieler eigentlich nicht in die Quere kommen können bzw. sich dabei austauschen müssen. Lediglich zu Beginn bei der Patientenaufnahme kann man den Spielpartnern ein wenig die Suppe versalzen Macht einem dies nichts aus, so bekommt man ein Spiel auf den Tisch, welches man sehr schön und flott runterspielen kann.
Dice Hospital eignet sich somit klasse für ein Zwischenspiel im Rahmen eines Brettspielabends oder eben auch für eine schnelle Partie zwischendurch. Und dies eben auch mit maximaler Spieleranzahl, da die Down-Time nicht unerträglich lang wird, da man parallel seine Planungen betreiben kann.
Bewertung
+ unverbrauchtes Thema
+ unterschiedliche Varianten spielbar
- wenig Interaktion
- das Versterben von Patienten zu vermeiden ist in der Standardvariante zu einfach
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