Dinosaur Island – Wir bauen unseren Jurassic Park
„Dinosaur Island“, 2017 bei Pandasaurus Games und ab September 2019 bei Feuerland erschienen, ist ein Worker-Placement-Spiel für 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren von Jonathan Gilmour und Brian Lewis.
Wissenschaftlern ist es gelungen, Dinosaurier zu klonen. Investoren haben nun die Möglichkeit erkannt, Dinosaurierreservate in Themenparks umzubauen. Wir sind Manager eines solchen Parks und wollen erfolgreicher sein, als unsere Mitstreiter.
Dazu müssen wir aber hart arbeiten. Es gilt Dinosaurierbaupläne zu erforschen, Mitarbeiter einzustellen und auch Attraktionen zu bauen, um die meisten Besucher in seinen Park zu locken.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Schon die Verpackung sticht mit ihrer knallig-bunten Aufmachung und dem comicartigen Stil sofort ins Auge. Diese Farbgestaltung setzt sich beim gesamten Spielmaterial fort. Man muss es mögen – ich stehe total drauf.
Öffnet man die Verpackung ist man erst einmal von der Materialfülle erschlagen und mir ist es bis heute nicht gelungen, dass umfangreiche Material vernünftig in die Packung zu bekommen, um diese komplett zu schließen. Das Spielmaterial hat eine erstklassige Qualität und ist absolut hochwertig produziert. Sämtliches Pappmaterial ist auf dicker Pappe gedruckt. Die double layered Spielerboards sehen nicht nur toll aus sondern erfüllen auch hervorragend ihren Zweck. Die Würfel zur Kennzeichnung der Bedrohung und der Sicherheit können nicht verrutschen. Sonderlob erhalten die Würfel, die eine tolle Farbgestaltung haben und einfach schön anzusehen sind.
Die Anleitung ist phänomenal. Dank zahlreicher, bebilderter Beispiele für jede einzelne Aktion reicht einmaliges Lesen, um nicht nur mit dem Spiel beginnen zu können, sondern auch dazu, die Regeln einem Mitspieler zu erklären.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist, dank der tollen Anleitung, sehr schnell verstanden. Es dauert dann auch tatsächlich nur maximal 2 Spiele, um tief im Spiel zu sein und seine eigene Taktik zu spielen. Die doch etwas längere Aufbauzeit und den Platz den das Spiel benötigt, sollte man bei der Planung seines Spieleabends berücksichtigen. Wenn 4 Spieler spielen, dann benötigt man schon einen recht großen Tisch.
Jede Runde unterteilt sich in 5 Spielphasen, die ich euch nachfolgend kurz vorstellen möchte. Das Spiel hat kein Spielbrett, sondern einzelne Aktionstafeln, die beliebig auf dem Tisch angeordnet werden können. Das finde ich klasse und jede Tafel ist auch noch mit der Nummer der Phase gekennzeichnet, die auf dieser durchgeführt wird.
Die Runde startet mit der
Forschungsphase und dem Werfen der DNS-Würfel durch den Startspieler. In Spielerreihenfolge setzt nun jeder Spieler einen seiner verfügbaren Wissenschaftler ein. Dieser Einsatz kann auf drei unterschiedlichen Feldern erfolgen. So könnt ihr DNS nehmen, euer Kaltlager vergrößern oder einen Dinobauplan erforschen. Des Weiteren ist es auch möglich zu passen. In diesem Fall nehmt ihr einen Wissenschaftler und legt ihn umgedreht zu euren verfügbaren Arbeitern. Dieser steht euch nun als zusätzlicher Arbeiter in der dritten Spielphase zur Verfügung. Von dieser Aktion wurde in meinen Spielrunden oftmals Gebrauch gemacht.
Man wendet in dieser Phase einen interessanten Kniff an. So stehen euch nämlich drei Wissenschaftler mit den Werten 1 bis 3 zur Verfügung. Diese Werte bestimmen quasi die Stärke des jeweiligen Wissenschaftlers. Wollt ihr einen Bauplan, so müsst ihr einen Wissenschaftler mit entsprechendem Wert auf entsprechendem Feld platzieren – „stärker“ geht natürlich immer. Bei den Aktionen DNS nehmen und Kaltlager vergrößern bestimmt der Wert des Wissenschaftlers die Stärke der entsprechenden Aktion. Setzt ihr, zum Beispiel, einen Wissenschaftler mit Wert 3 bei der Aktion DNS nehmen ein, so dürft ihr euch 3-mal die angezeigte DNS nehmen. Natürlich nur bis zu dem Maximum, welches euer Kaltlager zulässt. So bedarf die Planung ein klein wenig Überlegung und man steht oftmals vor der Frage, ob man nun einen großen Raubsaurier nimmt oder den dreier-Wissenschaftler lieber für das Nehmen von DNS oder zu Vergrößerung des Kaltlagers nutzt.
Die nächste Phase ist die Marktphase,
deren Aktionen auf dem Markttableau durchgeführt werden. Hier könnt ihr Experten einstellen, Attraktionen bauen, Laborausbauten oder DNS kaufen und auch passen. Entscheidet ihr euch für das Passen, so erhaltet ihr 2 Dollar. Zwei Aktionen kann jeder Spieler in der Marktphase durchführen.
Wollt ihr einen Experten einstellen, so richtet sich dessen Preis nach der Reihe, in der dieser liegt. Außer ein anderer Effekt besagt dies, könnt ihr maximal drei Experten einstellen, deren Vorteile ihr dann nutzen könnt.
Viele Experten-Karten sind zweigeteilt. Wenn auf eurer Karte ein Meeple mit einem Pluszeichen zu sehen ist bedeutet dies, dass ihr einen zusätzlichen Arbeiter in einen Vorrat nehmen dürft. Des Weiteren liefert die Karte einen Effekt, den ihr, zum Beispiel, am Anfang jeder Runde ausführen dürft. Die Experten sind ein toller Bestandteil des Spiels und sorgen für große Variabilität und auch für Individualität der eigenen Spielweise.
Der Preis für den Bau einer Attraktion richtet sich nach der entsprechenden Reihe und dem aufgedruckten Preis der entsprechenden Attraktion. Ihr nehmt die Attraktion und legt diese auf einen freien Platz in eurem Park. Attraktionen bringen euch Siegpunkte und/oder ihr könnt auch Besucher auf diesen platzieren.
Ein wesentlicher Faktor des Spiels ist euer eigenes Labor. Auf dem Markt könnt ihr für diese Ausbauten erwerben. Ausbauten verstärken eure Aktionen oder bieten euch neue Möglichkeiten.
Des Weiteren könnt ihr noch DNS kaufen.
Die nun folgende Arbeitsphase führt ihr parallel durch. In dieser setzt ihr eure Arbeiter in eurem eigenen Labor ein. So veredelt ihr DNS, erschafft Dinosaurier, erhöht die Gehegekapazität oder eure Sicherheit oder erhaltet Geld. Des Weiteren nutzt ihr hier eure Laborausbauten.
Es folgt die Parkphase. In dieser strömen, zumindest hoffentlich, die Besucher in euren Park. In Zugreihenfolge zieht ihr nun, entsprechend eurer Parkattraktivität, Besucher aus dem Beutel und organisiert die Warteschlange.
Pech ist nur, dass sich auch Rowdys unter die Besucher geschlichen haben. Diese bezahlen keinen Eintritt und drängeln sich vor. Zunächst erhaltet ihr einen Dollar je zahlendem Besucher (gelbe Meeple), den ihr gezogen hat. Anschließend platziert ihr die Besucher auf freie Felder eurer Attraktionen und Dinosaurieranlagen. Hier müsst ihr die Rowdys (pinke Meeple) als erstes platzieren. Sind alle freien Felder belegt, müssen die nun nicht platzierten Besucher leider in der Warteschlange am Eingang stehen bleiben.
Nun gilt es euren Sicherheitswert zu überprüfen. Wenn dieser nicht mindestens eurem Bedrohungswert entspricht, brechen eure Dinosaurier aus und haben eure Besucher zum Fressen gern. Die Anzahl gefressener Besucher entspricht der Differenz aus Bedrohungs- und Sicherheitswert. Zunächst werden die zahlenden Besucher gefressen und dann die Rowdys. Reicht das immer noch nicht, machen sich die Dinosaurier auch über die Besucher in der Warteschlange her. Für jeden gefressenen Besucher müsst ihr euch einen Siegpunkt abziehen. Nun erhaltet ihr noch 1 Siegpunkt je zahlenden Gast, der sich in eurem Park befindet.
Nun geht es an die Aufräumphase. In dieser wird zunächst die Zugreihenfolge, die sich nach den Siegpunkten orientiert, angepasst. Der Markt wird neu aufgefüllt. Hierzu werden einfach die nicht beanspruchten Angebote aus der 2-Dollar-Reihe abgeworfen und die anderen nach oben geschoben. Nun nicht mehr gefüllte Plätze werden nachgefüllt. Auch dieser Mechanismus ist sehr gut da so, zum einen, dafür gesorgt wird, dass immer ein neues Angebot besteht und zum anderen dafür, dass teure Dinge auch preiswerter werden, was natürlich in eure Planungen einbezogen werden sollte. Bei den Dinosaurierbauplänen werden dort neue aufgedeckt, wo kein aufgedeckter mehr liegt. Nun werden noch alle Wissenschaftler und Arbeiter zurückgeholt und sämtliche Besucher, auch die in der Warteschlange, zurück in den Beutel geworfen. Ggfs. werden nun noch die Variationskarten abgehandelt.
Anschließend geht es in die nächste Runde.
Eine Partie wird über eine unbestimmte Anzahl an Runden gespielt. Das Spielende wird eingeläutet, wenn nur noch eine Auftragskarte unerfüllt ist. Nachdem die laufende Runde zu Ende gespielt wurde, geht es an die Schlusswertung.
Große Variabilität durch Variationen und
Aufträge
Diese beiden Kartenarten sorgen für eine enorme Variabilität und dafür, dass keine Partie der anderen gleicht.
Dem Spiel liegen 11 Variationskarten bei, von denen beim Aufbau 2 gezogen werden. Diese bringen neue Regeln ins Spiel, die bis zum Spielende gültig sind. Diese Karten sind grundsätzlich positiv für euch. So gibt es, zum Beispiel, eine Karte, durch die ihr am Ende jeder Runde eine komplexe DNS erhaltet.
Großartig ist das System der Aufträge. Insgesamt liegen dem Spiel 39 Auftragskarten bei – 13 je gewünschter Spiellänge. Zu Spielbeginn müsst ihr euch für eine kurze, mittlere oder lange Spieldauer entscheiden und zieht dann Karten entsprechend eurer Spieleranzahl. Dies sind die Aufträge im Spiel, die durch euch zu erledigen sind. Erfüllt ihr einen Auftrag, dann legt ihr euren Unternehmensmarker auf die entsprechende Karte, um dies zu kennzeichnen. Bis zum Ende derselben Phase haben nun die anderen Spieler noch Gelegenheit, den Auftrag auch zu erfüllen. Erfüllte Aufträge geben am Spielende Siegpunkte.
Die unterschiedlichen Aufträge verlangen immer eine andere Taktik und geben dem Spiel eine große Varianz.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich später kurz gesondert ein.
Unterschiede aufgrund der Spieleranzahl in Bezug auf den Spielspaß konnte ich nicht feststellen. Die Marktphase profitiert allerdings deutlich von einer höheren Spieleranzahl, da hier deutlich mehr Stress aufkommt, weil jeder die besten Plättchen oder Experten ergattern möchte und da ein echter Kampf entbrennt. Des Weiteren kommen natürlich deutlich mehr Plättchen und Experten ins Spiel. Im 2-Personen-Spiel kann es passieren, dass immer nur die 2-Dollar-Auslage entfernt wird, weil niemand etwas kaufen möchte. Das kann mitunter etwas frustrierend sein.
Ansonsten gefällt mir das Spiel in jeder Konstellation.
Sensationell gut funktioniert auch der Solo-Modus und ich empfehle jedem Freund dieser Spielweise einen Blick auf dieses Spiel zu werfen.
Eine Partie erstreckt sich über 7
Spielrunden und ihr spielt hier mit den 16 Auftragskarten für das Solo-Spiel. Von diesen 16 Karten zieht ihr 10 und wählt aus diesen dann 7 Aufträge aus, mit denen ihr euer Spiel bestreitet. Die 3 übrig gebliebenen Karten werden mit den 6 anderen Karten gemischt und bilden das Solo-Deck. In der Forschungsphase deckt ihr, nachdem ihr die DNS-Würfel geworfen habt, die oberste Karte des Solo-Decks auf. Auf dieser ist nun angegeben, welche DNS-Würfel, Dinobaupläne etc. ihr aus der Auslage entfernen müsst. Anschließend spielt ihr die Forschungs-, die Markt- und die Arbeitsphase genau wie im Mehrpersonenspiel. Die Parkphase unterscheidet sich lediglich dadurch, dass ihr gefressene, zahlende Besucher, nicht zurück in den Beutel legt. Am Ende der Aufräumphase wird geschaut, ob man einen oder mehrere Aufträge erfüllen kann. Dies kann man tun und erhält dann, abhängig von der Runde in der man sich befindet, Siegpunkte. In jeder Runde, in der man keinen Auftrag erfüllen konnte, muss ein unerfüllter Auftrag in die Schachtel zurückgelegt werden.
Nach 7 Runden endet das Spiel.
Lediglich gewünscht hätte ich mir eine Tabelle, anhand derer ich meinen Erfolg ablesen kann. Ich finde es immer sehr schade, wenn ich nicht weiß, in welchem Bereich ich mich mit meiner erzielten Punktzahl befinde.
Fazit
„Dinosaur Island“ ist ein sehr schönes Worker-Placement-Spiel, welches leicht zu erlernen ist und mit einer gut funktionierenden Mechanik punkten kann, der sich angenehm von anderen Spieler dieser Art absetzt. Während die ersten beiden Phasen immer nacheinander abgehandelt werden, wird die eigentliche Worker-Placement-Phase parallel durchgeführt. Innerhalb dieser setzt jeder Spieler seine Arbeiter auf den entsprechenden Einsatzfeldern seines Labortableaus ein und führt die entsprechenden Aktionen durch. Natürlich könnt ihr auch nur den Einsatz parallel machen und die Ausführung dann durchführen, wenn alle fertig sind. So bekommt jeder Spieler dann mit, was die anderen so in ihrem Park machen. So haben wir das meistens gehandhabt.
Thematisch hatte mich dieses Spiel unmittelbar abgeholt und natürlich denkt jeder sofort an den Blockbuster „Jurassic Park“. So bauen wir Attraktionen, züchten Dinosaurier, stellen Personal ein und kümmern uns natürlich auch um die Sicherheit unserer Gäste. Die farbliche Gestaltung hierbei ist natürlich nicht jedermanns Sache. Ich glaube entweder man liebt diese oder man hasst diese. Ich finde den Stil echt klasse.
Das Spiel an sich verläuft recht gradlinig und prinzipiell ist in den einzelnen Phasen eigentlich immer recht klar, was nun zu tun ist. Kennerspieler werden hier eventuell die strategische Tiefe vermissen.
Freunde von viel Interaktion sollten aufpassen, denn diese findet nur begrenzt statt, auch wenn man seinen Kontrahenten Plättchen oder Experten vor der Nase wegschnappen kann. Im Großen und Ganzen werkelt jeder an seinem eigenen Park.
Absolut genial ist es, dass die Spielzeit,
durch die Wahl der entsprechenden Aufgabenkarten, recht variabel gestaltet werden kann. Ich empfehle allerdings mindestens die mittlere Spieldauer, da es bei einer kurzen Spieldauer dazu kommen kann, dass man noch gar nicht wirklich im Spiel ist und es dann auch schon wieder vorbei ist. Behaltet immer die Parks eurer Gegenspieler im Auge, denn die Auftragserfüllung ist auch ein knallhartes Wettrennen. Und ehe man sich versieht, ist dann plötzlich auch schon das Spielende erreicht. Dieser Wettlauf ist es auch, der die Spannung im Spiel erzeugt.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Dieser betrifft die Dinosaurierauswahl So gibt es mit den Pflanzenfressern sowie den großen und kleinen Raubsauriern zwar 3 unterschiedliche Dinosauriertypen, die sich aber leider nur aufgrund des Bedrohungslevels unterscheiden. So macht es überhaupt keinen Unterschied, welchen großen Raubsaurier ich in meinem Park unterbringe.
Ich hätte mir gewünscht, dass man unterschiedlichen Dinosauriern unterschiedliche Fähigkeiten gegeben hätte. So wäre es ja gut möglich gewesen das, zum Beispiel, ein T-Rex ein höheres Bedrohungslevel bekommt, dafür aber mehr Besucher anlocken kann. Aus meiner Sicht hätte man so deutlich größere Variabilität geschaffen, die aus einem guten Spiel ein sehr gutes Spiel gemacht hätte.
Auch etwas schade ist es, dass es lediglich einen Dinomeeple gibt. Doch unterschiedliche Figuren für die unterschiedlichen Dinosaurier wäre wohl auch mit einem deutlich höheren Preis einhergegangen.
Insgesamt ist „Dinosaur Island“ ein wirklich gutes Spiel, welches ich bedenkenlos empfehlen kann – also baut euren Jurassic Park!!!
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