Evacuation
„Evacuation“, von Delicious Games, ist ein komplexes Eurogame für 1 bis 4 Personen von Vladimir Suchy.
Die alte Welt steht vor der endgültigen Zerstörung durch die Sonne. Doch es gibt Hoffnung, denn Lichtjahre entfernt wurde eine neue Welt entdeckt, die besiedelt werden kann. Doch es bleibt nur wenig Zeit, die Welt zu besiedeln und die alte Welt zu evakuieren…
Ein Blick in die Spieleschachtel
Die Schachtel ist prallgefühlt mit Material von guter Qualität. Sämtliches Papp-Material hat eine ordentliche Dicke und die zahlreichen Karten, die die Masse des Materials ausmachen, können mit gelungenen Illustrationen überzeugen. Des Weiteren gibt es noch zahlreiche Holz-Tokens.
Sonderlob erhält die Anleitung, die alles sehr verständlich erklärt. Dennoch sollte sie von einem Spieler gelesen werden, der Erfahrung mit Spielen auf diesem Level hat.
Das Spielsystem
Ich werde hier die einzelnen Aktionen und Möglichkeiten nur anschneiden, da euch das Lesen ansonsten wohl ermüden würde. Vielmehr werde ich versuchen, euch die komplexen Zusammenhänge des Spiels darzulegen damit ihr bewerten könnt ob das Spiel etwas für euch bzw. für eure Gruppe ist.
Bevor wir uns die einzelnen Aktionsmöglichkeiten kurz anschauen, möchte ich mit euch ein paar Konzepte des Spiels durchgehen.
Die alte und neue Welt
Zu Beginn des Spiels bevölkert ihr die alte Welt und verfügt auch schon über die Ressourcen, die ihr dort produziert. Doch eure Zeit ist knapp und euer Ziel ist die Bevölkerung der neuen Welt.
Grundsätzlich müsst ihr euch merken, dass alles was ihr an Ressourcen zur Bezahlung benötigt auch auf der Welt verfügbar sein muss, auf der ihr es produzieren wollt. Dies wird nicht immer möglich sein. Zum Glück gibt es da den Shuttle-Service, welcher in der dritten Spielphase durchgeführt wird. Doch um diesen nutzen, benötigt ihr natürlich zunächst ein Raumschiff, welches ihr euch kaufen müsst. Das macht ihr am besten schon in Runde 1, da euch die Ressourcen dafür zur Verfügung stehen und das Schiff dann in der dritten Phase direkt fliegen kann. Beachtet hierbei nur, dass zur Durchführung des Flugs Energie benötigt wird. Die Kosten für den Flug zur neuen Welt sind auf dem Raumschiff angegeben. Der Rückflug zur alten Welt kostet für jedes Schiff aber „nur“ eine Energie.
Die Fortschrittsleiste
Euer eigener Fortschritt ist einer der wesentlichen Faktoren des Spiels. Um diesen zu kennzeichnen, nutzt ihr zwei Tracker. Grundsätzlich merken müsst ihr euch, dass niemals zwei Tracker auf einem Feld stehen dürfen und das sich zwischen euren eigenen Trackern immer maximal ein Wendepunkt befinden darf. Auf vielen Feldern findet ihr Symbole. Dies sind zum einen Boni und zum anderen Symbole, die bedeutend für eure Besiedlung der neuen Welt sind. Eigene Felder haben nämlich Zugangsvoraussetzungen und ihr dürft dieses Feld nur dann besiedeln, wenn ihr die Voraussetzungen erfüllt. Im Moment der Besiedlung müssen sich eure Tracker demnach auf Feldern der Fortschrittsleiste befinden, die diese Symbole zeigen.
Phase 5 einer Runde ist die Fortschrittsphase und in dieser bewegt ihr eure Tracker vorwärts. Doch woraus ergibt sich nun die Anzahl an Feldern, die ihr eure Tracker nach vorne ziehen dürft?
Das geniale Aktionssystem
Die Anzahl an Feldern richtet sich nach den Aktionsslots, in die ihr in dieser Runde eure Karten gespielt hat. Reihum spielen die Spieler immer eine Aktionskarte in einen Slot und führen eine der zur Verfügung stehenden Aktionen aus. Von Interesse sind hierbei die Zahlen über den einzelnen Slots. Es gibt 4 Slots mit den Werten von 1 bis 4. Ihr addiert nun einfach die Punkte und erhaltet als Ergebnis die Anzahl an Felder, die ihr eure Tracker vorziehen dürft. Liegen in einem Slot mehrere Karten, erhaltet ihr für jede Karte die entsprechenden Punkte. Wie ihr die Punkte auf eure beiden Tracker aufteilt ist euch überlassen. Es ist auch erlaubt, nur einen der beiden Tracker zu bewegen.
Das Energiekonzept
Die Ressource Energie benötigt ihr am meisten zur Durchführung von Aktionen. Wollt ihr eine Aktion durchführen, schiebt ihr als erstes den Marker um ein Feld vor und spielt dann eine Aktionskarte in den gewünschten Slot. Hierbei sind die ersten beiden Aktionen umsonst. Zur Durchführung der dritten Aktion müsst ihr schon eine Energie bezahlen, bei der vierten Aktion schon zwei und ab dann immer drei. All eure Aktionsplanung muss immer auf die euch zur Verfügung stehende Energie ausgerichtet sein. Doch bedenkt hierbei auch immer, dass ihr noch Energie benötigt, falls ihr Raumschiffe nutzen möchtet, da man diesen Punkt sehr leicht vergisst und dann steht man in der Transportphase wie der Ochs vorm Berge.
Doch es kommt noch eine Besonderheit ins Spiel. Befinden sich beide eure Tracker auf der Fortschrittsleiste noch vor dem zweiten Wendepunkt, muss die Energie aus der alten Welt bezahlt werden. Mit Überschreiten des Punktes durch einen Marker ändert sich dies dann und ihr dürft die Kosten aus beiden Welten bezahlen. Überschreitet auch euer zweiter Tracker den Wendepunkt, so müssen die Kosten komplett durch Energie der neuen Welt beglichen werden. Wichtig ist es, dass sich dieses Konzept nur auf die Energiekosten zur Aktionsdurchführung bezieht.
Dieser Mechanismus ist absolut genial und vor allem innovativ.
Das Transportkonzept
In Phase 3 des Spiels kommt es zum Transport. Für den Transport benötigt ihr Raumschiffe, die ihr natürlich erst einmal kaufen müsst. Da es darauf ankommt, Produktionsstätten von der alten Welt zu evakuieren empfiehlt es sich immer, die Raumschiffe mit Ressourcen der alten Welt zu bezahlen, um diese in dieser Phase bereits zur Verfügung zu haben. Beachtet immer die Energiekosten. Der Transport von der alten zur neuen Welt ist auf dem Raumschiff angegeben. Der Rückflug, der erst in der Folgerunde möglich ist, kostet bei jedem Raumschiff eine Energie.
Jedes Raumschiff weist Baukosten auf und verfügt über Platz für Produktionsstätten und/oder Gebäude (Stadien oder Fabriken) und/oder Ressourcen. Wichtig ist es auf den Landschaftstypen zu achten, weil das Raumschiff eben nur Produktionsstätten evakuieren kann, die diesem Landschaftstyp entsprechen.
Die Evakuierung ist dann super wichtig. Ihr beladet euer Raumschiff mit den entsprechenden Dingen und dieses fliegt dann zur neuen Welt, wo ihr die Gegenstände abladet. Wenn ihr eine Produktionsstätte evakuiert, dreht ihr das entsprechende Plättchen um und legt 2 Bevölkerungsmarker in euer Raumschiff oder eben eine Fabrik. Bei den Gebäuden könnt ihr Stadien oder Fabriken in die neue Welt bringen. So ist es auch möglich, durch diesen Platz eine Fabrik auf der alten Welt zu evakuieren.
Die einzelnen Spielphasen und Aktionsmöglichkeiten
Schauen wir uns nun die einzelnen Phasen und die unterschiedlichen Aktionen kurz im Überblick an.
Das Spiel startet mit der Einkommens- und Kostenphase. Hierzu zählt ihr auf der alten Welt einfach die Symbole von Eisen, Energie und Nahrung und erhaltet die entsprechende Anzahl der einzelnen Ressourcen. Auf der neuen Welt schaut ihr auf welcher Nummer sich die einzelnen Marker befinden. Wie immer gilt, dass ihr das Konzept neue und alte Welt beachten müsst und euch eben nicht aussuchen dürft, auf welche Welt ihr nun welche erhaltenen Ressourcen legt. Anschließend müsst ihr die Nahrungskosten bezahlen. Hier gefällt mir sehr gut, dass sich die Verteilung eben im Spiel wandelt. Des Weiteren müsst ihr darauf achten, dass die Menschen auf der neuen Welt Erlebnis in Form von Stadien wollen. Zu Beginn der dritten Runde müsst ihr mindestens ein Stadion auf der neuen Welt besitzen. Zu Beginn der vierten Runde dann zwei und am Ende des Spiels drei. Immer dann, wenn ihr irgendetwas nicht leisten könnt, müsst ihr euch einen Malus-Marker nehmen, der euch am Ende Punkte kostet.
Anschließend geht es dann mit der Aktionsphase in die Herzphase des Spiels.
Schauen wir uns die einzelnen Aktionsmöglichkeiten kurz an.
Die Aktion Technologie erforschen gibt es zweimal. Im Aktionsslot 1 erhaltet ihr zusätzlich noch eine beliebige Ressource. Mit dieser Aktion schreitet ihr auf eurem persönlichen Technologiebaum voran. Grundsätzlich müsst ihr von unten nach oben erforschen. Die unterste Ebene verlangt nur einen Marker, wohingegen die zweite und dritte Ebene jeweils zweimal erforscht werden müssen, um diese zu aktivieren.
Ebenfalls zweimal gibt es die Aktion Industrie entwickeln und einmal erhaltet ihr wieder eine zusätzliche Ressource. Industrien sind elementar wichtig. Nutzt ihr diese Aktion, so dürft ihr zweimal die Aktion Industrie entwickeln durchführen. So könnt ihr, zum Beispiel, zwei ausliegende Industrien auf die Hand nehmen oder aber auch nur eine Industrie nehmen und diese dann sofort mit der zweiten Aktion ausspielen. Die Kosten für das Ausspielen stehen oben links. Industrien müssen in die neue Welt gespielt werden. Jede Industrie stellt euch eine Bedingung, die es zu erfüllen gilt, um den angezeigten Bonus zu erhalten. Und dieser Bonus sind immer Schritte mit dem Produktionsmarker auf der neuen Welt. Versucht dies in einer sehr frühen Phase des Spiels schon zu machen und bleibt am Ball, da die Position des Markers, der sich auf dem geringsten Wert befindet, am Ende über eure Punktzahl entscheidend.
Eine Aktion ermöglicht euch dann das Nehmen einer Ressource und anschließend dürft ihr, bis zu dreimal, Ressourcen tauschen. Auch hierbei ist selbstredend wieder das Konzept der Welten zu beachten. Will heißen, dass wenn ihr ein Stahl von der alten Welt gegen Energie tauschen möchtet, muss die Energie anschließend auch auf die alte Welt gelegt werden.
Des Weiteren könnt ihr eine Fabrik, entsprechend der Ressourcen gibt es Stahl-, Energie- und Nahrungsfabriken, vorbereiten. Die Vorbereitung ist auf beiden Welten möglich. Empfehlen tut es natürlich die Fabrik gleich auf der neuen Welt vorzubereiten, da ihr diese zur Besiedlung dort auch benötigt und euch so den Transport spart.
Ebenfalls zur Besiedlung wichtig ist die Bevölkerung. Mit der Aktion Bevölkerung Klonen könnt ihr, gegen Abgabe von einer Nahrung, zwei Bevölkerungssteine auf die neue Welt legen, die euch dann zur Besiedlung zur Verfügung stehen.
Schauen wir uns nun einmal die Besiedlung der neuen Welt an. Besiedeln könnt ihr die neue Welt mit Bevölkerung und/oder Fabriken. Was auf welchem Feld benötigt wird, ist immer an den Symbolen ersichtlich. Wichtig ist es, dass ihr ein Feld immer komplett besiedeln müsst und natürlich die Zugangsvoraussetzungen für dieses erfüllen müsst. Anschließend platziert ihr die entsprechenden Komponenten von der neuen Welt auf den Spielplan. Platziert ihr Bevölkerung, so kostet dies einmal Stahl je Bevölkerungsstein. Unmittelbar nach der Platzierung erhöht ihr die entsprechenden Produktionsmarker.
Die letzten beiden Aktionsmöglichkeiten sind der Bau von Raumschiffen oder Stadien. Jeweils 3 liegen in der offenen Auslage. Gegen die Abgabe von einer Ressource könnt ihr, genau wie bei den Unternehmen auch, die Auslage erneuern. Das Konzept der Raumschiffe haben wir uns schon oben angeschaut. Widmen wir uns kurz den Stadien. Die Menschen auf der neuen Welt möchten unterhalten werden. Zu Beginn des Spiels verfügen wir bereits über ein Stadion, welches sich in der alten Welt befindet. Zu Beginn des dritten Jahres benötigen wir 1 Stadion und zur Beginn des vierten Jahres 2 Stadien auf der neuen Welt. Im Rahmen der Wertungsphase benötigen wir dann drei Stadien, um an der Wertungsphase der Zufriedenheit teilnehmen zu dürfen.
Anschließend erfolgt die Transportphase, di wir uns oben bereits angeschaut haben.
Im Anschluss an diese geht es dann in die Bestimmung der Zugreihenfolge. Hier entscheidet die Zufriedenheit. Haben alle Spieler gleich viel Zufriedenheit, wird die Reihenfolge untereinander getauscht.
Es folgt die Fortschrittsphase, die wir uns ebenfalls schon angeschaut haben.
In der 6. Phase erhalten wir eventuell einen Bonus. Zu Beginn des Spiels werden 4 Bonuskarte gezogen. Diese Bonuskarten weisen einen oberen und einen unteren Bereich mit einem Bonus auf, vor dem jeweils eine Zahl steht. Zu Beginn des Spiels könnt ihr euch zwischen der strikten und der großzügigen Bonuserteilung entscheiden. Bei der strikten Variante müsst ihr exakt die Summe an Machtpunkten (das ist wieder die Anzahl an Feldern, die ihr auf der Fortschrittsleiste vorziehen durftet) erreichen, wie auf der Karte angegeben. Bei der großzügigen Variante erhaltet ihr den Bonus, wenn ihr die exakte Anzahl oder weniger an Machtpunkten habt.
Das Jahr endet mit der Jahresendephase, in der ihr ein paar Aufräumarbeiten erledigt, bevor das Spiel in das nächste Jahr geht.
So spielt ihr bis zum Ende des vierten Jahres und führt dann die Schlusswertung durch. Hier gibt es auch noch einmal Punkte für eure drei Zielkarten, die zu Beginn des Spiels gedraftet wurden. Die bestmögliche Erfüllung dieser Karten garantiert euch eine gute Platzierung.
Module und unterschiedliche Spielmodi
Zunächst einmal könnt ihr euch zu Beginn der Partie entscheiden, ob ihr lieber im Punkte- oder Rennmodus spielen möchtet. Von der reinen Spielweise unterscheiden sich die beiden Modi nicht. Im Punktemodus endet das Spiel nach dem vierten Jahr. Im Rennmodus kann das Spielende vorzeitig ausgelöst werden da das Spiel endet, sobald einer der Spieler alle Produktionsmarker auf einen Wert von mindestens 8 gebracht hat und gleichzeitig mindestens 3 Stadien auf der neuen Welt besitzt.
Des Weiteren gibt es die Option mit den fortgeschrittenen Aktionen zu spielen. Für diese Variante teilt ihr jedem Spieler 7 Aktionskarten aus und die restlichen werden als Aktionsstapel neben das Spielbrett gelegt. Aus diesen 7 Karten wählt dann jeder Spieler 4, mit denen er das Spiel beginnt. Des Weiteren werden noch die Abdeckplättchen benötigt, mit denen jeder Spieler die Aktionen im Bereich 1 Machtpunkt abdeckt. Pro Jahr darf nur maximal einmal dieser Bereich genutzt werden.
Die Besonderheit ist es hier nun, dass sich die Spieler entscheiden dürfen entweder eine der „normalen“ Aktionen des Playerboards zu nutzen oder aber die Aktion auf der Karte. Am Ende des Zuges wird eine Aktionskarte vom Stapel nachgezogen, wobei das Handkartenlimit von 4 immer zu beachten ist. Am Ende des Jahres werden dann alle gespielten Aktionskarten abgeworfen und 3 Karten nachgezogen, so dass jeder Spieler dann wieder 7 Handkarten hat, von denen er sich für 4 Karten entscheidet, die im nächsten Jahr dann zur Verfügung stehen.
Des Weiteren gibt es mit den Aufträgen und der Linienvorherrschaft noch zwei Module, die ihr in das Spiel integrieren könnt.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich gleich kurz gesondert ein.
Das Geniale an diesem Spiel ist, dass es in jeder Spieleranzahl großen Spaß macht, da es sich prinzipiell eher um ein sehr solitäres Spiel handelt. Mit mehr Spielern kommt es lediglich zu mehr Reibereien um Siedlungsplätze auf der neuen Welt – man muss anpassungsfähiger werden und auch mal mit dem vermeintlich schlechteren Ort beim Besiedeln leben können. Man muss sich allerdings bewusst sein, dass die Spieldauer enorm ansteigt und es zu einer recht großen Downtime kommen kann. Ich persönliche spiele dieses Spiel am liebsten mit zwei oder drei Personen. Sind alle Spieler mit den Regeln vertraut liegt die Dauer einer Partie bei ca. 75 bis 180 Minuten – die ersten Partien dauern bedeutend länger.
Der Solo-Modus funktioniert ebenfalls sehr gut und vor allem einfach. Die Steuerung erfolgt über ein Kartendeck. Ist der Gegner am Zug deckt ihr lediglich die nächste Karte auf und entfernt so Industrien und Raumschiffe aus der Auslage. Stadion legt er in den eigenen Vorrat. Des Weiteren besiedelt er auch die neue Welt. Die Durchführung der Gegner-Aktion dauert keine 10 Sekunden. Die Spielzeit eines Solo-Spiels liegt bei ca. 60 Minuten.
Fazit
Ja, ich gebe es zu. Ich bin befangen, weil ich die Spiele von Suchy, allen voran Woodcraft, einfach liebe. Auf der einen Seite neigt man wohl tendenziell dann eher zu einer wohlwollenden Bewertung aber auf der anderen Seite, muss das Spiel auch erst einmal die hohe Erwartungshürde überspringen.
Evacuation entführt uns in den Weltraum und überzeugt bereits zu Beginn mit einem klasse Kniff. Wir besitzen auf der alten Welt eine fertige Engine, die uns mit Ressourcen versorgt. Doch diese Engine müssen wir abreißen und auf der neuen Welt aufbauen, was uns vor allerhand Probleme stellt, die es zu bewältigen gilt. Denn ihr steht ja vor dem Dilemma, dass ihr euch quasi mit der Evakuierung von Produktionsstätten schadet, weil euch dann die Ressourcen fehlen. Gleichzeitig aber müsst ihr euch beeilen, weil ihr ansonsten enorm unter Druck geratet und nicht evakuierte Stätten euch satte Minuspunkte bringen.
Des Weiteren überzeugt Evacuation mit einer erstklassigen Umsetzung des Themas, was bei Eurogames oftmals nun einmal nicht der Fall ist, weil man den Mechanismus einfach beliebig über jedes Thema stülpen könnte. Hier ist der namensgebende Spieletitel Programm und der Mechanismus genau darauf zugeschnitten.
Evacuation ist ein Expertenspiel. Auch wenn die eigentlichen Regeln einem erfahrenen Spieler recht schnell beigebracht werden können, erschlägt das Spiel einen dann mit seinen Möglichkeiten und man möchte immer mehr machen, als denn möglich ist. Das Spiel verlangt Konzentration und erfordert Entscheidungen, die man gut überlegen muss. Oftmals ist es mir passiert, dass ich mich dann doch um eine Ressource verrechnet habe.
Der Wiederspielwert des Spiels ist nahezu unbegrenzt, da keine Partie der vorherigen gleicht. Speziell durch die unterschiedlichen Zielkarten müsst ihr euch immer anders fokussieren und eure Spieltaktik auf die aktuellen Gegebenheiten anpassen. Des Weiteren gibt es durch die Module weitere Möglichkeiten. Meine favorisierte Spielvariante ist der Punktemodus mit der Variante fortgeschrittene Aktionen und den Aufträgen.
Insgesamt hat mir Evacuation herausragend gut gefallen. Es ist ein super komplexes und ineinander verzahntes Optimierungsspiel, welches sich an Expertenspieler richtet. Auf meiner persönlichen Suchy-Skala hat es sich seinen Platz neben Woodcraft an der Spitze erkämpft.
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