Fabelland – Auf in den magischen Vergnügungspark
„Fabelland“, von Mirakulus, ist ein Familienspiel für 2 bis 5 Spieler ab 10 Jahren von Moritz Schuster mit Illustrationen von Lukas Siegmon.
Wir befinden uns im Fabelland, einem wirklich magischen Vergnügungspark. Unser Ziel ist es, möglichst viele Gäste glücklich zu machen. So bauen wir Attraktionen und nutzen Influencer, um die Gäste in unsere Fahrgeschäfte zu locken.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spiel überzeugt mit sehr schönem Spielmaterial und erstklassigen Illustrationen. Hier gibt es keinerlei Kritikgründe. Besonders die Influencer-Karten und die Attraktions-Karten sind mega toll illustriert. Hier erkennt man viel Liebe zum Detail. Schaut euch insbesondere mal die grünen Influencer-Karten mit den missglückten Selfies an. Man könnte zunächst meinen, dass die Karten mit verwackeltem Gesicht Fehldrucke sind. Doch natürlich ist das so gewollt und echt eine super lustige Idee. Auch das ganze Pappmaterial hat eine klasse Dicke. Vor der ersten Partie müsst ihr noch die Aktionsauswahlräder zusammenbauen. Hier war ich kurz irritiert, weil der Zusammenbau so möglich ist, dass der Pfeil entweder nach rechts oder nach links zeigt. Es ist hier egal, wie ihr euch entscheidet.
Die Anleitung ist als Aufbau- und Losspielanleitung konzipiert. Das heißt, dass ihr während des Lesens das Spiel aufbaut und auch schon spielt. Sowohl Autor als auch Verlag sagten, dass dies in den Testgruppe klasse funktioniert hat, was ich natürlich auch glaube. Mir persönlich, als jemand der abends im Bett oder auf der Couch Anleitungen liest, gefällt das nicht. Ich mag es, wenn die Anleitung strukturiert also am besten in einzelnen Spielphasen aufgebaut ist. Aber das ist letztendlich eine Frage des Geschmacks. Des Weiteren liegt dem Spiel ein Nachschlagewerk bei. Dieses System der 2 Anleitungen finde ich erstklassig.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist super schnell verstanden und auch die Regelerklärung nimmt nicht viel Zeit in Anspruch.
Bevor ich euch die einzelnen Spielphasen kurz vorstelle, möchte ich ein paar Worte zum Purzeln der Gäste verlieren. Dies ist ein Element des Spiels, welches ihr immer wieder durchführen müsst. Ihr nehmt hierfür die entsprechende Anzahl von Gästen in die Hand, haltet diese etwa eine Handbreit über den zentralen Spielplan oder über eines der Karussells und lasst dann die Figuren einfach fallen. Oftmals wird es passieren, dass die Gäste dann über die Begrenzung des Plans herausfallen. Verlängert in Gedanken einfach die Begrenzungslinien. Wenn ihr euch nicht sicher oder einig seid, dann wiederholt das Purzeln einfach. Dieser Mechanismus hat mich zunächst echt genervt. Doch je öfter ich es dann gemacht habe, desto lustiger war es und desto besser hat es auch funktioniert. Dem Spiel liegt auch noch eine Plastikabsperrung bei, die ihr zusammenstecken müsst und um den Plan setzen könnt. Ich habe diese nicht genutzt, weil ich es einfach nicht schön finde. Dennoch gibt es natürlich Alternativmöglichkeiten. In der Anleitung gibt es eine Alternativregel für Purzelmuffel - ja, diese heißt tatsächlich so und darüber habe ich herzhaft gelacht. Hier setzt ihr die Gäste einfach in zufälliger Reihenfolge in das Karussell oder auf den zentralen Plan. Grundsätzlich wäre auch ein Würfelmechanismus möglich. Dies habe ich einmal getestet und dann habe ich die Idee aber sofort wieder verworfen, weil es einfach zu lange dauert. Macht euch einfach den Purzelspaß!
Nun möchte ich euch kurz die Attraktions-Karten vorstellen. Die Influencer-Karten werde ich euch in einem gesonderten Absatz erklären. Jede Karte zeigt eine erstklassige Illustration einer Attraktion. Links oben erkennt ihr den Preis und rechts unten sind die entsprechenden Gäste angezeigt, die in dieser Attraktion glücklich werden. Je wertiger die Attraktion ist, desto schwieriger ist es, die Bedingung zu erfüllen. Liegt bei der Phase des Einsteigens an der Kante eine Attraktion steigen immer, mit Ausnahme einer Influencer-Karte, alle Passagiere eines Abteils in die Attraktionen ein. Hierbei ist es egal, ob es sich dabei um eure oder die Attraktion eines Mitspielers handelt.
Jede Runde ist in 3 Phasen eingeteilt. In der ersten Spielphase lässt der Startspieler so viele Gäste wie Spieler am Tisch sitzen auf das am wenigsten besetze Karussell purzeln. Anschließend wird dann ein Ereignis gezogen. Die Ereignisse gelten für alle Spieler und das Aufdecken ist immer ein toller Moment. So könnt ihr, zum Beispiel, zusätzliche Ballons bekommen, dürft einen erschöpften Influencer wieder startklar machen oder erhaltet Zusatzballons, wenn es euch gelingt eine bestimmte Figurenfarbe in eine fremde Attraktion einsteigen zu lassen.
In der zweiten Spielphase stellt nun jeder geheim seinen gewünschten Aktionsbuchstaben auf dem Auswahlrad ein. Diese werden dann anschließend gleichzeitig auf den Tisch gelegt. Jede Aktion darf nämlich nur einmal besetzt werden. Begonnen wird grundsätzlich beim Startspieler, der seine Figur auf das entsprechende Feld setzt. Anschließend ist der nächste Spieler an der Reihe. Ist das gewünschte Feld besetzt, so erhält entsprechender Spieler 2 Ballons. So geht es dann weiter, bis jeder Spieler seine Figur gesetzt hat oder den Ausgleich erhalten hat. Nun sind wieder die Spieler an der Reihe, die noch kein Aktionsfeld besetzt haben. Diese dürfen nacheinander entweder nun ein noch freies Aktionsfeld oder die Ersatzaktion am Fabelland-Eingang besetzen. Durch die Ersatzaktion könnt ihr entweder einen ausliegenden Influencer oder eine Attraktion kaufen. Es kann taktisch also durchaus auch ein probates Mittel sein, bewusst eine Aktion zu wählen, von der man sehr sicher ist, dass ein Vorgänger diese ebenfalls einstellen will.
Nun kommt es zum Kern des Spiels und die Spieler führen ihre Aktionen aus. Hierbei wird in alphabetischer Reihenfolge vorgegangen. A bis C sind hierbei die Karussellaktionen und D bis F sind die Aktionen am zentralen Spielbrett.
Bei den Karussellaktionen dreht ihr das entsprechende Karussell soweit ihr möchtet. Nun folgt das Einsteigen, welches ich oben dargelegt habe. Habt ihr eine Attraktion vollständig mit den geforderten Gästen gefüllt, so erhaltet ihr die aufgedruckten Punkte, falls es sich um eure eigene Attraktion handelt. Füllt ihr die Attraktion eines Gegenspielers, erhält dieser die Punkte. Als Belohnung erhaltet ihr zumindest einen Ballon. Die Gäste aus den vollbesetzten Attraktionen werden anschließend auf den zentralen Plan gepurzelt.
Die Aktionen D bis F ermöglichen es euch bis zu zweimal einzukaufen. An jeder der drei Seiten des Parks liegen immer 2 Attraktionen und 2 Influencer. Wichtig ist, dass gekaufte Karten sofort nachgezogen werden. Es macht also durchaus Sinn zu kaufen, dann zu ziehen und dann erst wieder zu kaufen. Kauft ihr eine Attraktion könnt ihr bzw. müsst ihr ja auch eine alte mit dieser überdecken. Dadurch reduziert sich dann der Kaufpreis um die Kosten der alten Attraktion.
Hat jeder Spieler seine Aktion durchgeführt, wird der Beutel an den nächsten Startspieler weitergegeben.
Das Spiel endet am Ende der Runde, in der ihr die letzte Ereigniskarte „Letzter Tag der Saison“ aufgedeckt habt. Nun erhaltet ihr noch Ballons entsprechend des Werts eurer Attraktionen und Ballons für die gesammelten Influencer-Sets.
Die Influencer-Karten
56 Influencer-Karten liegen dem Spiel bei. Diese sind so etwas wie das Salz in der Suppe und zentrales Element, um das Spiel zu gewinnen, da sie über sehr starke Effekte verfügen, die auch noch kombinierbar sind. In eurem Zug dürft ihr bis zu 2 Karten, vor, während oder nach eurem Zug, nutzen. Genutzte Karten sind anschließend zu erschöpfen und können auch nur aufgrund eines Ereignisses noch einmal genutzt werden
Schauen wir uns kurz gemeinsam die Karte an. Links oben ist der Preis angegeben, rechts daneben erkennt ihr die Häufigkeit der Kartensorte, unten steht der Effekt und darüber sind die Punkte für das Sammeln von Sets.
4 unterschiedliche Influencer stehen zur Wahl. Der grüne Influencer hat keinen Effekt. Hier erhaltet ihr nur die Punkte durch das Sammeln. Sie kosten euch nur einen Ballon und im Idealfall sammelt ihr 5 Stück und habt schon einmal satte 18 Punkte auf der Haben-Seite. Der orangene Influencer verdoppelt die Anzahl an Ballons, die ihr für eine voll besetzte Attraktion erhaltet. Sehr lohnenswert natürlich, wenn ihr über eine Attraktion der „Stärke“ 6 verfügt und zwei orangene Influencer. Sofort gibt es lohnende 18 Punkte. Beim blauen Influencer dürft ihr ein beliebiges Karussell drehen und Gäste steigen nur bei euch ein. Durch den lilafarbenen Influencer könnt ihr 2 Gäste vom zentralen Plan auf 1 Attraktion setzen.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 5 Personen.
Tatsächlich finde ich nicht, dass man dieses Spiel unbedingt mit 4 oder 5 Personen spielen muss. Das Spiel funktioniert mit jeder Teilnehmerzahl gut. Ja, aufgrund der Interaktion macht es mit Sicherheit ein wenig mehr Spaß. Aber eine Anpassung sorgt dafür, dass auch viel Freude im Spiel zu zweit aufkommt. Wie auch im Spiel mit drei Personen wird das dritte Karussell weggelassen, so dass nur mit den Aktionen A und B gespielt wird. Mit zwei Personen erhält jeder Spieler zwei Spielfarben. Das bedeutet, dass jedem von euch 2 Kanten je Karussell zur Verfügung stehen. Erst ab 4 Spielern wird also mit allen drei Karussells gespielt.
Die Spielzeit liegt bei ca. 60 Minuten.
Fazit
Nachdem mir von Moritz Schuster schon Dream Cruise – Mein Königreich für ein Pferd habe ich aufgrund des Themas übersprungen – hervorragend gefallen hat, musste ich bei Fabelland zugreifen. Tatsächlich gibt es auch Parallelen und man fühlt sich irgendwie sofort heimisch. Doch keineswegs ist es ein Abklatsch, da das Spielsystem sich deutlich unterscheidet und Fabelland auch ein komplett anderes Spielgefühl bringt.
Vor Beginn meiner ersten Partie war ich zunächst allerdings aufgrund des „Purzelmechanismus“ sehr skeptisch, da ich solche Elemente ganz einfach nicht mag und ich mich gefragt habe, ob das Fallenlassen der Meeple denn überhaupt funktionieren kann. Doch ich wurde, zum Glück, eines Besseren belehrt.
„Fabelland“ ist vom Kern her ein einfaches Familienspiel, welches zunächst einmal mit tollen Illustrationen überzeugt. Dazu kommt ein wirklich zugängliches Spielsystem, welches zumindest in den Grundaktionen sehr repetitiv ist. Entweder dreht ihr eines der Karussells und lasst Gäste einsteigen oder ihr kauft eben neue Attraktionen oder Influencer. Im Idealfall passt ihr beim Drehen noch darauf auf, dass eure Gegenspieler nicht zu viele Punkte machen. Doch sehr schnell merkt man, dass durch den Einsatz der Influencer auch eine schöne Portion Tiefe im Spiel steckt. Die Influencer kosten, mit Ausnahme des grünen, relativ viel und man muss schon genau überlegen, welche man sich hier kauft um dann durch geschicktes Nutzen der Aktionen auch noch einige Punkte machen. Hier kann man mit ein wenig Planung schon punkten.
Sensationell gut ist auch immer die Ereignisphase. Dadurch, dass es 15 unterschiedliche Karten gibt, gleicht hier kein Spiel dem anderen.
Reine Kennerspieler sind mit Sicherheit nicht die Zielgruppe dieses Spiels, da durch das Purzeln oder das Ziehen von Karten einfach zu viele Zufallskomponenten ins Spiel kommen. Aufgrund der dargestellten taktischen Tiefe werden auf alle Fälle aber auch gehobene Familienspieler angesprochen.
Insgesamt ein wirklich schönes Spiel, welches eine Empfehlung erhält.
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