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Findorff - 2F-Spiele

Tim Nau

Findorff - Das Heimatstadt-Spiel von Friedemann Friese

„Findorff“, von 2F-Spiele, ist eine Mischung aus Enguine-Building- und Ressourcenmanagement-Spiel für 1 bis 5 Spieler ab 12 Jahren von Friedemann Friese.

Findorff ist einer der 23 Stadtteile Bremens und wir entwickeln diesen Stadtteil in den Jahren 1803 bis 1916. Der Fokus liegt auf der Errichtung der 25 historischen Gebäude. Zeit bleibt uns dafür, bis die Eisenbahn nach Hamburg fertiggebaut ist.


Ein Blick in die Spieleschachtel

Uns erwartet viel Material, welches sich durch gute Qualität auszeichnet. Die Masse des Materials ist aus dicker Pappe und kann absolut überzeugen. Dazu gibt es noch einiges an Holzmarkern und schöne Karten, die mit guten Illustrationen versehen sind. Dazu gibt es noch ein überdimensional großes Spielbrett. Dies hätte es, aus meiner Sicht, eigentlich nicht gebraucht, da ihr auf dieses lediglich die Schienen legt und die Gebäude-Plättchen auf die entsprechenden Nummern platziert. Aber es sieht auf dem Tisch schön aus und mir persönlich gefällt die, für 2F-Spiele übliche, Optik mit den sehr erdigen Farben.

Die Anleitung ist gut strukturiert und nach einmaligen Lesen kann mit dem Spielen auch schon begonnen werden.


Das Spielsystem

Das Spielsystem ist recht einfach gehalten und auch eine Regelerklärung dauert nicht lange.


Schauen wir uns kurz ein paar Besonderheiten des Spiels an, bevor wir zu den einzelnen Aktionen kommen.

Aufbau einer 2-Personen-Partie

Das Spiel verläuft über eine unbestimmte Anzahl an Zügen der Spieler. Der aktive Spieler bewegt seine Spielfigur um 0 bis 3 Felder auf seinem Aktionstableau, welches eine Art Rondell darstellt und führt anschließend die entsprechende Aktion durch. Die Besonderheit hier ist es, dass ihr die jeweilige Aktion so oft durchführen dürft, wie ihr Anzahl an Aktionsplättchen an eben dieser Aktion liegen habt. Eine Fokus des Spiels liegt darauf hier geschickt zu managen, um den Gegenspielern zeitlich immer voraus zu sein.


Elementares Spielziel in Findorff ist der Gebäudebau. Ihr baut im Rahmen des Spiels nämlich die 25 historischen Gebäude Findorffs. Jedes Gebäude kostet eine bestimmte Anzahl an Talern und oftmals noch eine bestimmte Anzahl an Schienen und/oder Ziegeln. Wichtig ist es, dass die benötigten Ressourcen aus eurem Lagerhaus kommen müssen. Schienen werden dabei, zumindest im Regelfall, auf das nächste freie Gleisfeld gelegt. Einige Gebäude weisen eine Besonderheit und ihr legt die Schienen auf die Felder des Gebäudes. Dadurch treibt ihr den Gleisbau, der für die Einleitung des Spielendes ausschlaggebend ist, nicht voran. Das gebaute Gebäude liefert euch dann einen Sofort-Effekt, einen dauerhaften Effekt, Taler als Einkommen oder eine Ware, wenn ihr die Aktion Produktion durchführt.


Beim Legen der Schienen und später auch im Rahmen der Bürokratiephase des Spiels kommt dann auch der historische Kontext des Spiels zum Tragen. Die Wirtschaft mit dem Torf ist eines der wesentlichen Spielelemente. Zu Beginn des Spiels, beim Bau der ersten Strecke, ist der Torfbedarf der Stadt noch hoch und aus dem gemeinsamen Torf-Markt müsst ihr immer Torf entfernen, wenn dies am entsprechenden Gleisstück steht. In der zweiten Spielphase geht es dann genau umgekehrt und ihr müsst Torf aus dem allgemeinen Vorrat in den Torf-Markt legen.


Werfen wir nun gemeinsam einen Blick auf die unterschiedlichen Aktionen und gehen hierbei von oben nach unten vor.

Die Einkaufs-Aktion bietet auch drei Optionen. So könnt ihr Aktions-Plättchen kaufen. Wie kurz erklärt bestimmt die Anzahl an Plättchen die Häufigkeit der möglichen Durchführung. Ihr bezahlt einfach die entsprechende Anzahl an Talern (die Plättchen werden immer teurer) und legt es rechts an die entsprechende Aktion. Des Weiteren könnt ihr Produktionsplättchen kaufen. Ihr kauft eines der Plättchen und könnt dann, im Rahmen der Produktionsphase, die entsprechende Ressource produzieren. Zu Spielbeginn habt ihr bereits ein Plättchen, welches euch die Produktion von 2 Torf ermöglicht. Außerdem könnt ihr noch ein Bauwerk in Findorff errichten. Entweder wählt ihr eines eurer Handkarten oder eines aus der offenen Auslage. Entscheided ihr euch für ein Gebäude aus der offenen Auslage, müsst ihr dies durch ein Gebäude aus eurer Hand ersetzen. Beim Kauf eines Gebäudes kommt ein weiterer toller Effekt des Spiels zum tragen. Ihr schiebt nämlich den Rabatt-Marker um eine Position weiter. Der Pfeil zeigt immer auf eine Jahreszahl. Beim Bau von Gebäuden, deren Jahreszahl diesem Wert entspricht oder darunterliegt, erhaltet ihr 5 Taler Rabatt beim Bau, was ihr in eure Planungen auf jeden Fall mit einbeziehen solltet.


Das Aktionsfeld darunter ist das der Einstellung. Entsprechend der Anzahl an zu Verfügung stehenden Symbolen stellt ihr neue Arbeiter ein.


Diese Arbeiter benötigt ihr dann für die Produktion. Je Aktions-Symbol wählt ihr ein Produktionsplättchen, stellt die benötigte Anzahl an Arbeitern auf das oder die Plättchen, nehmt euch die entsprechenden Ressourcen und legt diese in euer Lagerhaus.

Das letzte Symbol ist das des Verkaufs. Hier könnt ihr entweder bis zu 2 Torf oder 1 Schiene aus eurem Lagerhaus verkaufen. Torf wird auf die nächsten freien Felder des Torf-Markts und die Schiene auf das nächste freie Gleis gelegt. Die Ressourcen müssen aus eurem Lagerhaus kommen. Außerdem könnt ihr, gegen Abgabe von einem Ziegel, noch ein Haus in Findorff bauen.


Eine weitere Besonderheit ist die Bürokratie. Diese Spielphase wird immer dann ausgelöst, wenn euer Vorarbeiter das Aktionstableau verlässt und ihr wieder eine der Aktionen durchführen möchtet.


In dieser Phase des Spiels müsst ihr zunächst für jedes Haus, welches ihr in Findorff gebaut habt, einen Torf aus dem Markt entfernen, um dieses zu heizen. Anschließend erhaltet ihr für jedes eigene Paar aus Haus und Arbeitskraft 4 Taler und müsst eine Schiene auf das nächste freie Gleisfeld legen. Nun nehmt ihr eure Arbeitskräfte von den Produktionsplättchen und eine Arbeitskraft stirbt an Altersschwäche. Anschließend erhaltet ihr noch das Einkommen gem. eurer gebauten Gebäude.


Die optimale Spielerzahl

Das Spiel ist konzipiert für 1 bis 5 Spieler. Auf den Solo-Modus gehe ich gleich kurz gesondert ein.


Je nach Spieleranzahl müsst ihr zunächst die Aktionsplättchen und Karten sortieren, was ein wenig administrativen Aufwand darstellt.


Der eigentliche Spielspaß ist anschließend dann komplett unabhängig von der Teilnehmerzahl. Grund hierfür ist es auch, dass das eigentlich Spiel dann sehr solitär verläuft und Interaktion nur ganz bedingt stattfindet.


Die Spieldauer liegt so ca. zwischen 75 und 90 Minuten.


Auch an die Solo-Spieler wurde gedacht. Die Regeln unterscheiden sich hier nur marginal zum Spiel mit mehreren Personen. Zu Beginn der Partie werden 25 Schienen in den Vorrat des Stadtrats von Findorff gelegt. Nach jedem Zug des Spielers wird eine Schiene auf das nächste Gleisfeld gelegt. Folglich habt ihr nur 25 Runden Zeit, um die Anforderungen zu erfüllen.


Der Solo-Modus macht Spaß und ihr müsst eine komplett andere Taktik spielen und euch zu Beginn auf Aktionsplättchen konzentrieren, da euch die Zeit im Nacken sitzt.


Solo dauert eine Partie so ca. 45 Minuten.

Fazit

Findorff ist ein Spiel, welches mich zunächst einmal aufgrund seines Themas und der Aufmachung angesprochen hat. An allen Ecken und Enden des Spiels merkt man dem Spiel den Lokalkolorit an, der in diesem steckt. Man spürt förmlich, wie sehr Friedemann Friese seine Heimat liebt und wie viel dieser Liebe hier in dieser Umsetzung steckt.


Dazu gesellt sich ein sehr übersichtliches Regelwerk welches dafür sorgt, dass man sehr schnell im Spiel drin ist. Findorff ist ein Spiel, an welches sich problemlos auch Familienspieler wagen können, die ein wenig tiefer in den Spielebereich eintauchen möchten.


Im Kern ist Findorff ein Enguine-Builder, in welchem man schnell drin ist und welcher einige Möglichkeiten bietet.


Highlight an Findorff ist der klasse Aktionsauswahlmechanismus, der großen Spaß macht. Hier gilt es, seinen Rhythmus zu finden und die Aktionen entsprechend seiner festgelegten Spieltaktik anzupassen. Die Kunst besteht hier darin Aktionen optimal zu nutzen, um keine Aktionsschritte zu vergeuden und den Gegenspielern dadurch einen Schritt voraus zu sein.


Doch es gibt auch ein paar Punkte, die mich nicht so überzeugen und dafür sorgen, dass ich Findorff schlussendlich "nur" gut finde.


Hat man die Enguine erst einmal ans Laufen bekommen, so ist das Spiel eigentlich nur noch ein Wettlauf um das schnellste Bauen. Und das Bauen ist unendlich wichtig, denn ein Gebäude bringt euch satte 50 Siegpunkte ein. Ich persönlich hätte mir hier eine Abstufung in der Wertigkeit der Gebäude gewünscht, um diesem "Wettkaufen" ein wenig entgegenzuwirken. Auch der Schlusswertung hätte dies gutgetan, denn in 99 % der Spiele braucht ihr gar keinen Punktestand mehr von Spielern zu errechnen, die weniger Gebäude gebaut haben als der Spieler mit den meisten Gebäuden, weil diese 50 Punkte kaum einholbar sind. Das wirkt dann doch sehr unbefriedigend für die unterlegenen Spieler.


Für Kennerspieler besteht aus meiner Sicht die Gefahr, dass diese sich ein wenig unterfordernd fühlen. Das liegt daran, dass das Spiel einen nie vor eine Herausforderung stellt, da die Ressourcen fließen und auch das Geld in die Kasse kommt.


Auch das System des Torf-Markts, was ich eigentlich als geniale Idee betrachte, wirkt irgendwie nur halbgar. Eine wirkliche "Torf-Not" gibt es nie und der Torf-Preis kann den Spielern eigentlich egal sein. In der Masse der Spiele habe ich Torf höchstens mal zwischendurch verkauft und manchmal auch gar nicht. Dazu kommt noch, dass in der zweiten Spielhälfte, wenn die Spieler schon einige Gebäude gebaut haben, der administrative Aufwand den der Markt mit sich bringt schon ein wenig nervige Arbeit ist - Torf zum Heizen weg und dann kommt der Schienenbau und man muss wieder Torf auf dem Markt verteilen. Das artet dann in einem schier endlosen hin und herschieben aus.


Ein weiterer Punkt, den ich als sehr unglücklich empfinde, ist das Balancing der Karten. Der Spieler, der das Glück hat und den Schlachthof zu Beginn erhält, muss sich über Geld schon zu Beginn des Spiels keine Sorgen mehr machen, denn dieser garantiert ihm nach Bau 20 Taler als Einkommen. Das hat in Partien für ein wenig Unmut gesorgt.


Insgesamt ein Spiel welches ich Familienspielern, die ein wenig tiefer eintauchen möchten, dennoch empfehlen kann. Reine Kennerspieler sollte lieber erst einmal Probe spielen.






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Wir sind Nina und Tim und gemeinsam sind wir die Gaming Wolves.

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