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  • Tim Nau

Hadrianswall - Schwerkraft Verlag

Hadrianswall

„Hadrianswall“, beim Schwerkraft Verlag erschienen, ist ein Flip & Write-Spiel für 1 bis 6 Spieler Spieler ab 14 Jahren von Bobby Hill.



Wir befinden uns im Jahre 122 nach Christi und schlüpfen in die Rolle eines römischen Generals mit der Aufgabe, ein Meilenkastell sowie eine Grenzmauer zu bauen. Über 6 Jahre bauen wir, ziehen Zivilisten an oder sorgen für Unterhaltung. Doch gleichzeitig müssen wir das Reich auch vor den Angriffen der Pikten schützen. So sammeln wir Ansehen, Frömmigkeit, Tapferkeit und Disziplin, um dann hoffentlich zum Legatus Legionis gekürt zu werden.


Ein Blick in die Spieleschachtel

Die Spieleschachtel ist recht schwer. Das liegt natürlich an den 2 Spielblöcken mit je 200 Seiten – genug also für zahlreiche Spiele. Die Bögen sind dabei sehr schön illustriert und auch übersichtlich gestaltet – ok, die Übersichtlichkeit erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Die Spielertableaus sind aus dicker Pappe und die Ressourcen aus Holz. Dazu gibt es noch 120 Karten, in guter Qualität.

Die Anleitung ist klasse geschrieben und Fragen bleiben keine offen.


Das Spielsystem

Das grundlegende Spielsystem von „Hadrianswall“ ist sehr einfach. So setzt ihr eure zur Verfügung stehenden Arbeiter (Soldaten, Bauarbeiter, Diener und Zivilisten) sowie eure Ressourcen einfach ein und malt das entsprechende Feld aus. Wenn sich auf eurem Feld eine Figur oder ein anderes Symbol befindet, so nehmt ihr die Figur oder führt den entsprechenden Effekt aus. Ihr merkt schon, dass das Spiel von seinen Kettenreaktionen lebt.


Kommen wir kurz zum eigentlichen Spielverlauf. Im Spiel gibt es Schicksalskarten und den persönlichen Kartenstapel, der aus 12 Karten besteht. Alle Karten sind Multifunktionskarten.


Zunächst wird die oberste Karte des

Schicksalskartenstapels aufgedeckt. Jeder Spieler erhält die in der unteren Kartenhälfte abgebildeten Arbeiter und Ressourcen aus dem allgemeinen Vorrat. Nun zieht jeder Spieler 2 Karten seines persönlichen Decks. Eine dieser Karten muss er als Pfadkarte wählen. Die andere Karte wird seine Planungskarte für dieses Jahr. Die Pfadkarte wird unter das Spielertableau geschoben und zwar so, dass nur der obere Teil der Karte sichtbar ist. Über die Pfadkarten generiert ihr am Ende des Spiels zusätzliche Siegpunkte. Ich komme später noch kurz auf die Pfadkarten zu sprechen. Anschließend erhält jeder Spieler noch die auf seiner Planungskarte links unten abgebildeten Arbeiter und Ressourcen. Zum Abschluss des Jahresbeginns erhält jeder Spieler dann noch Arbeiter und Ressourcen in Abhängigkeit von bestimmten Bereichen des Spielerbogens.


Nun setzt jeder seine zur Verfügung stehenden Arbeiter und Ressourcen ein und führt die entsprechenden Aktionen durch.


Diese Phase endet, sobald alle Spieler keine Aktionen mehr durchführen wollen oder können. Beachtet, dass ihr keine Ressourcen oder Arbeiter mit in das nächste Jahr nehmen dürft.


Alle Karten sind Multifunktionskarten

Nun folgt der Angriff der Pikten. Dazu

wird eine bestimmte Anzahl an Karten - abhängig vom Jahr und vom Schwierigkeitsgrad - vom Schicksalskartenstapel aufgedeckt. Von Interesse sind in dieser Phase nur die Pfeile ganz oben auf der Karte. Jede Karte simuliert einen Angriff gegen die linke, mittlere oder rechte Kohorte. Jeder Spieler prüft nun, ob seine Kohorten stark genug sind, um den Angriff abzuwehren. Ihr müsst hierzu einfach eine gleich hohe oder höhere Anzahl an ausgefüllten Feldern der entsprechenden Kohorte haben.


Könnt ihr den Angriff komplett abwehren, so erhaltet ihr Tapferkeit entsprechend der Zahl auf der grauen Flagge und markiert dies auf der Tapferkeitsleiste aus. Wenn ihr dadurch Arbeiter erhaltet, so dürft ihr diese mit in das nächste Jahr nehmen.


Wohlwollen, welches ihr durch verschiedene Aktionen erhalten könnt, könnt ihr bei der Verteidigung gegen die Pikten einsetzen. Je eingesetztes Wohlwollen, dürft ihr eine Karte ignorieren.


Könnt ihr nicht alle Angriffe abwehren, so erhaltet ihr eine Kombination aus Tapferkeit und Missgunst.


Missgunst kostet euch am Spielende Siegpunkte. Doch im Verlaufe des Spiels habt ihr, mithilfe eurer Bäder, die Möglichkeit, euch von Punkten zu entledigen.


Nach 6 Jahren endet eine Partie „Hadrianswall“ und nach einer übersichtlichen Schlusswertung zeigt sich dann, wer den Titel Legatus Legionis für sich beanspruchen darf.

Unglaubliche Aktionsvielfalt

Die Aktionsvielfalt

Die Aktionsvielfalt ist unglaublich. So erwarten euch, unglaubliche, 22 unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten. Ich werde jetzt nicht auf die Aktionen im Detail eingehen, da euch dies wahrscheinlich ermüden würde.


Grundsätzlich gilt, dass ihr für die meisten Aktionen eine unterschiedliche Kombination aus Arbeitern und/oder Ressourcen abgeben müsst. Anschließend malt ihr dann das Feld bzw. die Felder aus. Wenn sich auf eurem gewähltem Feld ein Symbol befunden hat, führt ihr den entsprechenden Effekt aus. So erhaltet ihr, zum Beispiel, Arbeiter oder Ressourcen. Einige Felder weisen ein #-Symbol auf. Hier müsst ihr die aktuelle Jahreszahl eintragen, da ihr diese Aktion nicht unbegrenzt oft ausführen dürft.


Euer Ziel ist es, möglichst viel Frömmigkeit, Ansehen, Tapferkeit und Disziplin zu sammeln, da dies die Masse eurer Siegpunkte ausmacht. Neben diesen Punkten sammelt ihr zusätzliche Punkte durch eure Pfadkarten.


Die Pfadkarten

Am Ende der Partie liegen 6 Pfadkarten unter eurem Spielertableau. Diese stellen euch bestimmte Bedingungen. Je besser ihr diese erfüllt, desto mehr Punkte erhaltet ihr. So gibt es, zum Beispiel, Punkte für die gebauten Wahrzeichen, für gebaute große Gebäude, für vollständige Mauerabschnitte oder vollständige Bürgerleisten.

Pfadkarten bringen am Spielende zusätzliche Siegpunkte

Jeder Spieler verfügt über den gleichen Kartensatz und nach einigen Partien kennt ihr die Karten und wisst auch, dass alle irgendwann ins Spiel kommen. So ist es möglich, dass man sich auf eine gewisse Strategie konzentriert. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn die Karten weisen zusätzlich noch Symbole für Handelswaren und Spähermuster auf, welche ihr für die Markt- und Späheraktion benötigt.


Fazit

Ich nehme es vorweg. „Hadrianswall“ ist für mich persönlich ein absolutes Highlight und gehört mit zu den besten Solo-Spielen die ich kenne. Moment, es ist doch ein Spiel für 1 bis 6 Personen, oder? Das ist richtig und es lässt sich auch problemlos in jeder Konstellation spielen, wenn es für jeden teilnehmenden Spieler in Ordnung ist, dass das Spiel absolut solitär verläuft. Es gibt in dem Spiel nämlich rein gar keine Interaktion und Kommunikation unter den Spielern findet auch nicht statt – es sei denn man unterhält sich zwischen den einzelnen Jahren mal über Gott und die Welt. Ansonsten ist man nämlich mit seinen Aktionen beschäftigt und tief in seinen eigenen Gedankengängen, denn die Möglichkeiten bei „Hadrianswall“ sind mannigfaltig und man kann viel überlegen, was denn nun der optimale Einsatz seiner Figuren ist. Man baut halt seinen eigenen Abschnitt der Hadrianswall.


Aufgrund der vielen Möglichkeiten muss man damit leben, dass ein Spiel mit mehreren Personen durchaus mal länger dauern kann. Ich habe es einmal in einer Vierer-Besetzung gespielt und da war einer dabei, der seinen Einsatz bis ins kleinste Detail durchdacht hat und das hat dann aber auch dementsprechend lange gedauert. So waren wir über zwei Stunden mit dem Spiel beschäftigt und das ist mir persönlich für ein Spiel ohne Interaktion dann tatsächlich zu lange. Dies kann allerdings auch in Zweierbesetzung passieren.


Alleine benötige ich ca. 50 bis 60 Minuten. Wenn jeder teilnehmende Spieler ungefähr die gleiche Zeit für seinen Zug benötigt, dann verläuft es natürlich sehr rund und das Spiel dauert dann, unabhängig von der Spieleranzahl, immer gleich lang. Doch das ist, zumindest aus meiner Sicht, nur realistisch, wenn man das Spiel und seine Möglichkeiten beherrscht. Das heißt, dass man es einige Male mit dem gleichen Personenkreis gespielt haben muss. Gemeinsam mit meiner Frau liege ich mittlerweile bei ca. 60 bis 70 Minuten pro Spiel.


So muss also jeder für sich persönlich entscheiden, ob er dieses Spiel mit in seine Spielegruppe nehmen möchte.

Aktionsmöglichkeiten in Hülle und Fülle

Normalerweise kommen Spiele, bei denen man irgendwas mit einem Stift ausmalt oder aufschreibt, in einer kleinen Box daher. In dieser befinden sich ein paar Zettel sowie eventuell noch Karten und/oder Würfel. Die Spieldauer ist eher gering und taktische Möglichkeiten sind Mangelware. Es handelt sich meistens um klassische Familienspiele. Doch das hier ist „Hadrianswall“ und all diese Punkte treffen nicht zu. „Hadrianswall“ ist ein Kennerspiel und vom Komplexitätsgrad kenne ich in diesem Bereich kein vergleichbares Spiel. Wie oben kurz dargestellt gibt es sage und schreibe 22 unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten, die auch noch ineinander verzahnt sind. Konzentration ist ein absolutes Muss, denn man kann enorm viel aus einem Zug herausholen und wahrscheinlich würde es auch immer noch ein wenig besser gehen. Auch von der Ikonografie ist man zu Beginn erst einmal förmlich erschlagen. Als ich die beiden Bögen das erste Mal nebeneinander vor mir liegen hatte habe ich mich wirklich gefragt, wie man da denn durchblicken soll. Doch dies legt sich tatsächlich sehr schnell und man ist zügig mitten im Geschehen.


Die größten Glücksgefühle entstehen bei diesem Spiel immer dann, wenn es wieder gelungen ist, eine tolle Kettenreaktion zu erzielen - davon lebt dieses Spiel. So platziert man, zum Beispiel, einen Arbeiter und erhält dadurch einen Punkt bei seiner Ressourcenproduktion und eine Ressource. Diese Ressource kann man dann beim Mauerbau einsetzen und dadurch wieder einen Arbeiter erhalten.


Bereits mit Erscheinen des Spiels ging eine große Preisdiskussion los. Ich habe mich nie an dieser beteiligt. Aus meiner rein persönlichen Sichtweise bekommen wir für unser Geld eine Menge geboten.


Insgesamt erhält das Spiel eine ganz klare Empfehlung. Solo-Spieler und alle Spielertypen, für die Interaktion nicht von großer Bedeutung ist, müssen zuschlagen.




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