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  • Tim Nau

Kleine Völker großer Garten - Board Game Circus

Kleine Völker großer Garten

„Kleine Völker großer Garten“, bei Board Game Circus erschienen, ist strategisches Aufbauspiel mit Area-Control-Elementen für 2 bis 4 Spieler von Nathalie und Rémi Saunier.

Vier kleine Völker, die aus dem Wald vertrieben wurden, finden Zuflucht in einem verlassenen Garten und wollen eine neue Stadt errichten. Natürlich möchte sich jeder in den Gebieten ausbreiten und möglichst die Kontrolle haben…


Ein Blick in die Spieleschachtel

Zunächst einmal muss man sagen, dass die Illustration auf der Schachtel wunderschön ist und die Vorfreude auf das Öffnen dadurch schon einmal steigt. Das Spielmaterial ist absolut erstklassig. Absolutes Highlight sind die 80 Stockwerke (20 in jeder Spielerfarbe), die 19 Dächer und last but not least der wunderschöne Schildkrötenkran. Die Stockwerke jeder Farbe haben eine individuelle Gestaltung und der Schildkrötenkran strotzt vor Detailliebe. Dazu gibt es noch ein modulares Spielbrett, schön illustrierte Karten und tolle Holzmarker. Das weitere Plastikmaterial weist eine gute Dicke auf.

Sonderlob auch für die Anleitung, die keine Fragen offenlässt. Es reicht tatsächlich, diese einmal zu lesen, um dann mit dem Spiel zu beginnen.


Das Spielsystem

Das Spielsystem ist schnell verstanden und zum Aufbau werden keine 10 Minuten benötigt. Dazu kommt noch, dass man das Spiel super schnell neuen Spielern beibringen kann.


Jeder Spieler wählt eines der vier Völker und erhält das zugehörige Spielmaterial. Die Wahl des Volkes ist prinzipiell vollkommen irrelevant, da sich die Völker vollkommen gleichen. Des Weiteren erhält jeder Spieler noch 4 geheime Bauvorhaben aus denen er sich für 2 entscheiden muss, die allerdings nicht zur selben Gruppe gehören dürfen.


Bevor ich zu den Aktionen komme, möchte ich euch kurz einen der Clous des Spiels vorstellen. Das Spielbrett, also der Garten, besteht aus 7 kleinen Teilgärten. In welchem der Teilgärten die Aktion durchgeführt wird, richtet sich nach dem wunderschönen Schildkrötenkran, der nach jeder Aktion weiterwandert.


Ihr müsst eure Aktion immer im Teilgarten durchführen, indem der Schildkrötenkran steht. Lediglich durch eine der List-Aktionen könnt ihr diesen versetzen. Auf diese Aktion gehe ich später ein. Wohin die Figur dann nach der Aktion bewegt wird ist abhängig vom Feld, auf dem die Aktion durchgeführt wird. Jeder Teilgarten besteht aus 7 Feldern. Der Kran wird auf den Teilgarten gesetzt, der sich angrenzend zum Feld eurer Aktion befindet. Führt ihr die Aktion auf dem mittleren Feld durch, müsst ihr den Kran auf den Teilgarten in der Mitte versetzen. Die Figur bleibt hingegen im Teilgarten stehen, wenn ihr eine Aktion auf einem Feld durchführt, an welchem kein Garten angrenzt. Dieses System ist super eingängig und sofort verstanden. Es ist ein ganz tolles taktisches Element und absolut innovativ.


Der aktive Spieler kann aus lediglich zwei Aktionen wählen. Entweder wird ein Stockwerk gebaut oder ein Gebäude wird abgerissen. Ich werde jetzt nicht weiter erwähnen, dass natürlich der Schildkrötenkran in dem Gebiet stehen muss und werde auch nicht mehr erwähnen, dass dieser nach jeder Aktion weiterzubewegen ist.

Der wunderschöne Schildkrötenkran

Bauen könnt ihr auf jedem freien Feld oder auf einem bereits gebauten Stockwerk der eigenen Farbe. Nicht bauen dürft ihr auf einem Stockwerk, wenn sich ein Dach auf diesem Gebäude befindet. Ich gehe auf das Dach später gesondert ein. Der Preis, der bei diesem Spiel in Bevölkerung bezahlt wird, entspricht der Zahl, die auf eurem gewünschten Feld angegeben ist. Stehen auf dem Feld bereits Stockwerke von euch, so erhöht sich die Summe um jeweils eine Bevölkerung je bereits stehendem Stockwerk. Bevölkerung ist auch die einzige Ressource, die bei diesem Spiel verwendet wird.


In jedem Teilgarten befindet sich ein Dornenbuschfeld. Wollt ihr auf diesem Feld bauen, so nehmt ihr euch einfach ein noch zur Verfügung stehendes Bodenplättchen, legt dieses auf den Dornenbusch und könnt nun bauen. Der Preis hier liegt immer bei 5 Bevölkerung.


Im Verlaufe des Spiels werdet ihr auch Gebäude abreißen. Wählt dazu einfach ein Gebäude und reißt es komplett ab. Es können auch Gebäude mit Dach abgerissen werden. Ihr erhaltet den doppelt gezahlten Baupreis. Damit ihr diesen nicht immer ausrechnen müsst, befindet sich rechts oben auf eurem Spielertableau eine Tabelle.


Bevor wir nun zu den Bauvorhaben kommen, schauen wir uns gemeinsam den Reihenfolge-Mechanismus an.


Der Reihenfolge-Mechanismus

Diesen Mechanismus kann man schon als recht innovativ bezeichnen und er ist ein absolut tolles Instrument.


Es gibt keine konkrete Spielerreihenfolge. Stattdessen bestimmt der Start-Spieler nämlich den Spielern, der als nächstes am Zug ist, was natürlich taktische Möglichkeiten bietet. Kann nämlich Spieler X auf dem Feld mit Schildkrötenkran eine tolle Aktion durchführen, so wählt man einfach einen anderen Spieler. Im Spiel mit 2 Personen ist dies natürlich nicht möglich, da hier die Spieler abwechselnd am Zug sind. Im Spiel mit 4 Personen bestimmt der zweite Spieler dann den dritten Spieler.


Des Weiteren wird der letzte Spieler immer auch Start-Spieler der nächsten Runde und hat damit 3 Aktionen nacheinander zur Verfügung, was immer in die Planung mit einbezogen werden muss.


Die offenen und geheimen Bauvorhaben

Die geheimen Bauvorhaben sind erst am Spielende von Interesse. Diese geben euch einen guten Anhalt für eure Spieltaktik, da durch diese viele Punkte zu holen sind.


Siegpunkte während des Spiels sammelt ihr ausschließlich durch die Erledigung der offenen Bauvorhaben. Während des Spiels könnt ihr in jedem Zug ein offenes Bauvorhaben erfüllen. 4 Vorhaben liegen immer offen aus. Zur Erfüllung müsst ihr immer eine bestimmte Anzahl von Stockwerken auf bestimmten Bodenarten bauen. Hier kommt ein weiterer, erstklassiger, Mechanismus zum Tragen.

Ihr dürft ein Bauvorhaben nämlich immer nur mit dem gerade gebauten Stockwerk erfüllen und müsst dann ein Dach auf das Stockwerk setzen. Von nun an kann dieses Gebäude nicht mehr zur Erfüllung weiterer Vorhaben genutzt werden und mit Ausnahme der Gebietskontrolle auch nicht mehr für die geheimen Vorhaben. Deshalb bedarf dies einiger Überlegung und nicht immer ist es ratsam, ein Vorhaben zu erfüllen. Gut, dass es durch die List-Plättchen noch die Möglichkeit gibt, ein Dach zu verschieben. Auf die List-Plättchen gehe ich nun ein.


Die List-Plättchen

Jeder Spieler verfügt über 4 List-Plättchen und kann diese, beliebig, auf drei unterschiedliche Arten nutzen. Eine Regel gibt es hier nicht. So kann man auch eine der Aktionen viermal nutzen.


So besteht die Möglichkeit ein Dach zu verschieben. Voraussetzung hier ist es, dass der Schildkrötenkran im Gebiet stehen muss indem sich das Gebäude mit dem Dach befindet, welches man verschieben möchte. Ist dies der Fall, darf man das Dach auf ein anderes Gebäude verschieben, welches aber auf einem Feld der gleichen Bodenart stehen muss. Diese Aktion ist super wichtig und kann euch, Voraussetzung ist natürlich, dass ihr diese clever einsetzt, viele Punkte bringen.


Des Weiteren könnt ihr den Schildkrötenkran in das Gebiet mit der nächsthöheren oder nächstniedrigeren Zahl versetzen und von dort aus eure Aktion dann durchführen.


Im Gegensatz zu den beiden dargestellten Aktionen, die ihr zusätzlich zu eurer eigentlichen Aktion durchführt, handelt es sich bei der List-Aktion des Gebäude Überfallens um eine eigenständige Aktion. Durch diese Aktion könnt ihr das Gebäude eines Gegenspielers komplett übernehmen. Allerdings ist dies mit enormen Kosten verbunden. Der Preis ist nämlich doppelt so viel Bevölkerung wie zum Bau des Gebäudes bezahlt wurde. Die Person der das Gebäude gehörte erhält den gezahlten Preis. In meinen ganzen Partien wurde diese Aktion eher selten verwendet, da sie teuer ist und man schon sehr genau Kosten-Nutzen abwägen sollte. Meistens war es einfach zu teuer.

Das sehr übersichtliche Spielertableau

Die Bevölkerungsphase und das Spielende

Nachdem jeder Spieler seine Aktionen durchgeführt hat, kommt es zur Bevölkerungsphase. In dieser Ermittelt ihr, separat für jeden Teilgarten, die Mehrheit. Dazu zählt ihr einfach die Stockwerke eines jeden Spielers. Wer über die meisten Stockwerke verfügt erhält 2 Bevölkerung und der zweitplatzierte Spieler immerhin noch eine Bevölkerung. Bei einem Gleichstand erhalten alle Beteiligten jeweils eine Bevölkerung.


Das Spiel endet nach der Runde, in der einer der Spieler sein letztes Stockwerk platziert hat. Wichtig ist es, dass das Spiel auch dann endet, wenn er innerhalb der gleichen Runde, durch Abriss von Gebäuden, Stockwerke zurückbekommt.


Nun gibt es noch Punkte für die geheimen Bauvorhaben und für den Bevölkerungsstand.


Die optimale Spielerzahl

Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 4 Personen. Eine Anpassung aufgrund der Spielerzahl erfolgt über die Anzahl der jedem Spieler zur Verfügung stehenden Stockwerke.


Das 2-Personen-Spiel macht Spaß. Allerdings finde ich persönlich, dass es erst mit 3 Spielern richtig gut funktioniert, da auf dem Spielbrett einfach deutlich mehr los ist und man durch den tollen Mechanismus der Spielerreihenfolge auch noch ein zusätzliches Element hat, um den Spielverlauf zu seinen Gunsten zu beeinflussen oder einfach nur, um einen Mitspieler zu ärgern. Zu einer Erhöhung der Downtime kommt es auch so gut wie gar nicht, da die Aktionen immer super schnell erledigt sind.


Egal in welcher Besetzung liegt die Spieldauer immer bei ca. 60 Minuten.


Fazit

Kleine Völker großer Garten ist ein Spiel, welches zunächst einmal durch seine tolle Optik und den wundervollen Spielkomponenten überzeugt. Auf dem Tisch aufgebaut, sieht das Spiel einfach wunderschön aus. Dazu kommt, dass die Regeln super einfach sind und sich innerhalb von 10 Minuten problemlos erklären lassen.


2 zentrale Elemente sind es, aus meiner Sicht, die das Spiel wirklich besonders machen. Da wäre der Schildkrötenkran (habe ich schon erwähnt, wie wunderschön dieser ist?) und der Dach-Mechanismus. Aufgrund des Schildkrötenkrans gilt es nämlich immer genau zu planen, wo man seine Aktion durchführt. Auch bei der Erfüllung der Aufträge muss man immer aufpassen, da ein Gebäude mit Dach nicht mehr für andere Aufträge und auch nicht mehr zur Erfüllung der geheimen Bauvorhaben (mit Ausnahme des Auftrages Gebietskontrolle) eingesetzt werden darf.


Das Spiel ist ein wirkliches Interaktionsmonster welches absolut berechenbar ist, da es keine Zufallselemente gibt. Einzige Zufallskomponente sind die offenen Bauvorhaben. Des Weiteren liegt die gesamte Spielsituation allen beteiligten Spielern offen. Lediglich die geheimen Bauvorhaben offenbaren sich erst mit der Schlusswertung. Meistens kann man aufgrund der Spielweise eines jeden Spielers allerdings erahnen, auf welche Ziele denn hin gespielt wird. Zumindest dann, wenn man alle geheimen Bauvorhaben kennt. Bei diesen Vorhaben wurde auch klasse gearbeitet, denn die Skalierung stimmt. Aus meiner Sicht kann es nicht zu der Situation kommen, dass man verärgert ist, weil man meint, dass ein anderer Spieler ein leichteres bzw. besseres Ziel hatte.

Auch wenn das Thema wirklich toll ist muss man ehrlicherweise sagen, dass von diesem nicht viel übrigbleibt und das Spiel auch problemlos mit irgendeinem anderen thematischen Aspekt überzeugt hätte. Schlussendlich ist es vollkommen egal, was ich denn jetzt auf den Plättchen baue. Ich persönlich finde das jedoch nicht schlimm.


Wenn ich überhaupt etwas kritisieren kann dann höchstens, dass ich es persönlich klasse gefunden hätte, wenn man jedem Volk eine Spezialfähigkeit gegeben hätte. Spontan würde mir „Experten für eine bestimmte Bodenart“ einfallen.



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