Life of the Amazonia - Strohmann Games
- Tim Nau
- 7. Juli
- 7 Min. Lesezeit
Life of the Amazonia
„Life of the Amazonia“, von Bad Comet und als deutsche Version bei Strohmann Games erschienen, ist ein Bag-Building-Spiel für 1 bis 4 Personen von Jamie Bloom mit wundervollen Illustrationen von Sophia Kang.

Der Amazonas Regenwald ist einer der artenreichsten und vielfältigsten Ökosysteme der Erde und Heimat einer Vielzahl von Lebewesen. Wir starten im Rahmen einer gemeinnützigen Organisation ein Projekt für den Erhalt des Regenwaldes. So pflanzen wir Bäume, Wasserrosen und siedeln Tiere an.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Der erste Blick fällt auf das Cover. Und was wir hier zu sehen bekommen, ist für mich persönliches eines der schönsten Brettspiel-Cover. Überhaupt sind die Illustrationen, zum Beispiel auf den Karten, einfach sensationell. Sämtliche Token sind auf dicker Pappe und die Holztiere sehen toll aus und sind von erstklassiger Qualität. Für die Token gibt es zwei extra Schalen, die man vor der ersten Nutzung zusammenbauen muss. Dies kann man auch noch mit einem Deckel verschließen, so dass immer alles im entsprechenden Fach bleibt. Zumindest ist es die Idee, dass diese im entsprechenden Fach bleiben. In der Praxis fallen diese leider oftmals durch schmale Öffnungen wieder heraus. Doch das ist Jammern auf einem hohen Niveau.
Ein Wort auch noch zum Wasserfall, der ebenfalls aus Pappe ist. Diesen müsst ihr vor jedem Spiel neu aufbauen, da er aufgebaut eben nicht in die Spieleschachtel passt. Das ist ein wenig nervig. Was ich allerdings nicht bestätigen kann ist, dass er von schlechter Qualität und sehr wackelig ist, was ich öfter gelesen habe. Auch nach, mittlerweile sehr häufigem, Ab- und Aufbau hält dieser immer noch sehr gut. Bei den Booten bin ich allerdings enttäuscht. Bereits beim ersten Zusammenbau ist mir hier bei 2 von 4 Booten die Pappe gerissen.

Insgesamt ist das Material gut und die Tischpräsenz ist wundervoll. Man freut sich am Ende des Spiels immer den eigenen Dschungel und die der Gegenspieler anzuschauen.
Die Anleitung ist sehr gut und vor allem verständlich geschrieben. Zahlreiche Beispiel sorgen dafür, dass keine Verständnisschwierigkeiten aufkommen.
Das Spielsystem
Das reine Spielsystem ist sehr einfach gehalten und die Regeln schnell verinnerlicht. Der Aufbau nimmt ein klein wenig Zeit in Anspruch und ihr müsst auch ein wenig Platz auf dem Tisch bereithalten.
Schauen wir uns als erstes einmal überblicksartig den Zug eines Spielers an.

Sämtliche Aktionen werden mit den aus dem eigenen Beutel gezogenen Token durchgeführt. Ihr zieht immer grundsätzlich 5 Token und könnt, in Abhängigkeit von der Größe eures Lagers, noch Token aus der vorherigen Runde übrighaben. In einer Aktionsphase nutzt ihr beliebig viele Aktionen, die ihr mit den Tokens „bezahlen“ müsst. Ihr werft die Tokens dabei nicht ab. Genutzte Token legt ihr in das eigene Boot und sobald euer Beutel leer ist, wandern diese wieder in den Beutel. Generell gilt, dass ihr 2 beliebige Token als ein anderes Einer-Token nutzen dürft. Wichtig sind hier auch noch die Samen. Samen könnt ihr als Joker für eine beliebige 1er-Ressource einsetzen. Samen kommen nach Nutzung allerdings nicht in das Boot, sondern in den allgemeinen Vorrat.
Wie bei einem Bag-Builder üblich wollt ihr euren Beutel stärker machen. Dies geht über die Aktion Ressourcen kaufen. Hierfür benötigt ihr Geld. Auf den Sortierkästen steht immer der Preis, der zu entrichten ist. Ihr bezahlt für die entsprechende Ressource und legt alles in das eigene Boot. Je höher der Wert der neuen Ressourcen ist, desto teurer ist diese eben. Ihr müsst hierbei allerdings beachten, dass ihr bei jeder Aktionsnutzung nur Ressoucen einer Art kaufen dürft und kein Rückgeld erhaltet.

Für die nächsten drei Aktionen die ich euch zeigen möchte, müsst ihr auf den Wasserfall schauen. Dies sind die Aktionen „Dschungelteil platzieren“, Baum platzieren“ und „Wasserblume platzieren“. Die Kosten hierbei findet ihr immer unterhalb des Feldes auf den ihr dann euren Marker als nächstes verschiebt. Die oben zu sehenden Zahlen sind die Siegpunkte, die ihr am Ende des Spiels erhaltet. Des Weiteren findet ihr auf den Leisten noch Belohnungen. Die unteren Belohnungen erhält hierbei jeder Spieler wohingegen die Belohnungen, die unterhalb der Siegpunkte zu sehen sind, nur der erste Spieler erhält, der diese erreicht.
Ihr bezahlt einfach die Kosten, nehmt euch das entsprechende Teil und platziert es. Ein Baum müsst ihr auf einem Waldfeld stellen, eine Wasserblume gehört ins Wasser und ein Dschungelteil müsst ihr mit mindestens 2 Feldern an ein bereits liegendes Teil anlegen.

Tiere platziert ihr mit der Aktion „Tier platzieren“. Auch bei dieser Aktion bezahlt ihr die Kosten und platziert das Tier in eurem Dschungel. Schauen wir uns nun die Tier-Karten an. Links oben findet ihr die Gebietsanforderungen. Dieser sagt euch, wo ihr das Tier platzieren müsst. Links unten befinden sich die Kosten. Im rechten Bereich der Karte erkennt ihr die Tierklasse und die Wertungsbedingungen. In der Auslage liegen immer 8 Karten mit den unterschiedlichen Tieren. Es gibt, zum Beispiel, Tamarine, Aras, Jaguare oder Riesenotter. Für jedes Tier gibt es 4 unterschiedliche Standard-Tierkarten. Diese unterscheiden sich in den Bedingungen, für die ihr am Spielende dann die Punkte erhaltet. Ihr könnt die Karten beliebig miteinander kombinieren. Für das erste Spiel wird empfohlen mit dem A-Set zu spielen. Von jeder Tierart steht eine bestimmte Anzahl zur Verfügung, die sich nach der Spieleranzahl richtet. Ihr erkennt das rechts unten auf der Karte.
Eine Besonderheit stellt das Spezial-Tier da. Jeder Spieler wählt zu Spielbeginn eines der zur Verfügung stehende Tiere. Hier gibt es, zum Beispiel, die Anakonda, den Hoatzin oder den Leguan. Jedes dieser Tiere belohnt euch mit einem Spezialeffekt der greift, sobald das Tier platziert werden konnte. Um euer Tier zu platzieren, müsst ihr die Platzierungsregel erfüllen und dürft dann das Tier in den Dschungel stellen.

Außerdem könnt ihr noch Naturkarten erwerben. Hier gibt es Landschaftskarten, die euch am Spielende Siegpunkte für das Erfüllen der Bedingung bringen und Insektenkarten, die euch einmalige Effekte geben.
Zu Beginn der Rezension habe ich das Lager bereits angesprochen. Zu Beginn des Spiels könnt ihr ein Token lagern und dieses eben mit in die nächste Runde nehmen, was natürlich eure Möglichkeiten erweitert. Ihr könnt euer Lager zweimal erweitern und dementsprechend dann 2 oder sogar 3 Token einlagern. Auch hier bezahl ihr einfach die Kosten und verschiebt euren Marker. Ich selbst versuche mein eigenes Lager immer möglichst früh im Spiel auf die zweite Stufe zu bringen und bin mit dieser Strategie nie schlecht gefahren.
Ansonsten gibt es noch die Option euch einen Bonus zu kaufen. Ich glaube, dass ich von dieser Möglichkeit allerdings noch nie Gebrauch gemacht habe, da die Kosten hierfür doch recht hoch sind. Einzig die Möglichkeit des Umsiedelns, welche 4 Geld kostet, empfinde ich als attraktiv. Hier habt ihr eben die Möglichkeit ein Lebewesen im Dschungel auf ein anderes, freies Feld zu verschieben.

Wenn man keine Aktion mehr ausführen kann oder möchte endet die Runde und es folgt die Aufräumphase. In dieser werden nicht genutzte Ressourcen gelagert (Lagerkapazität beachten) bzw. in das Boot gelegt und 5 neue Token aus dem Beutel gezogen. Anschließend ist dann auch schon die nächste Person am Zug.
Das Spielende wird eingeleitet, sobald es zu 5 der 8 Standard-Tierkarten keine Tiere mehr im Reservat gibt. Die Person die das letzte Tier der fünften Karte nimmt, erhält das Endbonus-Plättchen. Nun sind alle Folgespieler noch einmal dran und anschließend erfolgt die Schlusswertung.
Die Schlusswertung geht, dank des wirklich guten Wertungsblock, recht schnell. Ihr erhaltet Punkte für eure Standard-Tiere, für die Landschaftskarten, die Dschungel-, die Baum- und die Wasserblumenleiste sowie noch einen Punkt je Samen, den ihr noch übrighabt.

Fazit
Life of the Amazonia ist nicht nur ein optischer- sondern auch ein spielerischer Leckerbissen. Ich habe jetzt zahlreiche Runden gespielt und bin immer wieder begeistert. Auch wenn viele meinen, dass sich das Thema Tiere mittlerweile ein wenig abgenutzt hat, begeistert mich dieses Thema immer wieder.
Zunächst einmal ist das Spiel ein klassischer und vom reinen Handling her auch recht einfacher Bag-Builder, der sich aber vom Komplexitätsgrad aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten auf dem Niveau eines Kennerspiels befindet.
Schon der Anfang weiß zu begeistern, denn die Auswahl des Spezial-Tiers ist das erste Highlight. Hier entsteht eine, wenn auch kleine, Asymmetrie, da die Wahl des Tiers die eigene Start-Spielstrategie beeinflusst. Es empfiehlt sich nämlich schon sein Tier recht frühzeitig ins Spiel zu bringen, um vom Effekt profitieren zu können.

Die erste Phase des Spiels verläuft recht gemächlich und es dauert eine gewisse Zeit, bis die ersten Tiere gekauft werden, weil man sich meistens zunächst auf den eigenen Beutel konzentriert. Dann nimmt das Spiel aber sehr schnell an Fahrt auf und es entwickelt sich ein kleiner Wettlauf.
Sehr hoch ist der Widerspielreiz und dieser Punkt macht viel bei einem Spiel aus. Das Spiel erhält durch die unterschiedlichen Tier-Karten eine extrem hohe Varianz, da eben immer andere Platzierungsvoraussetzungen eingehalten werden müssen. So müsst ihr in jedem Spiel euren Dschungel entsprechend der Voraussetzungen bauen, um am Ende des Spiels Punkte zu bekommen. Für ein Tier, welches nicht die Voraussetzungen erfüllt, bekommt ihr einfach keine Punkte. Dazu kommen noch die unterschiedlichen Naturkarten und eben das Spezial-Tier.

Klar muss euch allerdings sein, dass es sich hier um ein sehr solitäres Spiel handelt und Interaktion kaum stattfindet. Ja, man konkurriert ein wenig um die Tiere und es entwickelt sich ein kleiner Wettlauf. Doch dieser kommt dann eher zum Ende der Partie zum Tragen, da man zunächst einmal, recht gemütlich, mit dem Aufbau des eigenen Dschungels beschäftigt ist.
Ein weiterer Pluspunkt an diesem Spiel ist es, dass der Spielspaß unabhängig von der Teilnehmerzahl ist. Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich im Anschluss kurz gesondert ein. Durch die Anpassung der zur Verfügung stehenden Tiere entsteht immer der gleiche „Konkurrenzdruck“ bzw. ein Wettrennen, wenn jeder Spieler auf das gleiche Tier geht, was allerdings selten vorkommt. Ca. 30 Minuten pro Spieler muss man für eine Partie schon einplanen.
Auch an die Solo-Spieler wurde gedacht und man hat dem Spiel einen Solo-Modus spendiert. Hier muss man gegen einen vom Spiel gesteuerten Gegner antreten, der auf den Namen Strohmann hört. Ihr habt die Wahl aus 9 unterschiedlichen Szenarien, die in ihrer Schwierigkeit aufsteigend sind. Am Ende des Spiels könnt ihr anhand der erzielten Punkte sehen ob es euch gelungen ist eine Bronze-, Silber- oder sogar Goldmedaille zu erhalten.

Die Regeln sind super einfach und die Erledigung des Automa-Zugs dauert keine 30 Sekunden. Grundsätzlich spielt ihr 20 Züge hintereinander. Am Ende der Aufräumphase wird dann der Marker auf der Strohmann-Karte ein Feld weitergeschoben. Zeigt das Feld einen Strohmann, so zieht ihr ein Strohmannplättchen aus dem Beutel und handelt beide Seiten ab. Die eine Seite zeigt ein Tier und müsst dieses Tier in der entsprechenden Anzahl entfernen und die andere Seite zeigt einen Baum oder eine Wasserblume. Ihr rückt einfach auf der entsprechenden Leiste vor. Des Weiteren entfernt ihr meistens eine Naturkarte.
Die anzuwendende Taktik im Spiel allein unterscheidet sich signifikant von der im Spiel mit mehreren Personen, da ihr hier zeitlich begrenzt seid und genau planen müsst, was ihr wann tuen möchtet.
Auch alleine ist das Spiel ein echter Knaller und dauert zwischen 40 und 60 Minuten.
Insgesamt gefällt mir Life oft he Amazonia außerordentlich gut und das Spiel erhält eine klare Empfehlung.




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