Nunantak - Tempel aus Eis
„Nunatak“, von Kosmos, ist ein kartenbasierendes Set-Collection-Spiel für 1 bis 4 Personen von Kane Klenko.

Wir sind Angehörige einer alten Zivilisation und wollen den größten Tempel bauen, den die Menschheit je gesehen hat. Dafür benötigen wir Werkzeuge und Lastentiere und wollen den Tempel natürlich auch mit schönen Verzierungen versehen.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist absolut erstklassig und die Schachtel ist damit prall gefüllt. Die Masse des Platzes benötigen die tollen 72 Eisblöcke in 4 Spielerfarben. Dazu kommt noch einiges an Material auf dicker und stabiler Pappe sowie ein paar Markierungssteine und zahlreiche Karten, die eine ordentliche Qualität haben und schön illustriert sind.

Die Anleitung ist super geschrieben und es kommt zu keinen Verständnisschwierigkeiten.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist super einfach und die Regeln in 5 Minuten erklärt. Der Aufbau benötigt ein klein wenig Zeit, da die Bodenplatten und Karten immer nach der Nummer auf der Rückseite sortiert und gemischt werden müssen.
Ich gehe hier auf die Regeln für das Spiel ab 3 Personen ein. Die Besonderheiten des 2-Personen-Spiels schauen wir uns dann gemeinsam bei der optimalen Spielerzahl an.
Ein Spielzug verläuft super einfach. So nehmt ihr eine Baukarte und platziert einen Eisblock auf einer Bodenplatte mit dem entsprechenden Symbol. Anschließend erhaltet ihr dann gegebenenfalls noch Punkte und/oder rückt euren Markierungsstein auf der Baumeisterleiste vor. Doch schauen wir uns das ein klein wenig genauer an.

Zunächst müsst ihr euch für eine der vier offen ausliegenden Baukarten entscheiden. Insgesamt gibt es 6 unterschiedliche Kartenarten. Diese Wahl ist elementar wichtig, da es am Ende des Spiels Punkte für die Erfüllung von Anforderungen gibt. Ihr dürft allerdings nur Karten wählen, wenn noch ein freier Bauplatz auf einer der Bodenplatten vorhanden ist. Anschließend platziert ihr einen Eisblock auf einer Bodenplatte mit dem entsprechenden Symbol. Habt ihr einen Arbeiter genommen so dürft ihr, vor dem Setzen eures Eisblocks, eine Bodenplatte mit einem Arbeitersymbol mit einer beliebigen anderen Bodenplatte vertauschen. Warum dies wichtig ist, werdet ihr im Laufe der Rezension verstehen. Habt ihr euch für eine Ältesten-Karte genommen, so nehmt ihr euch eine der beiden offen ausliegenden Segen-Karten. Segen-Karten bringen euch einen Sofort- oder Einmal-Effekt oder sind für die Schlusswertung von Interesse.
Nun erhaltet ihr einen Punkt je Unterstützungs-Eisblock in eurer Spielerfarbe. Dies sind die Eisblöcke unter der Bodenplatte, auf die ihr euren neuen Eisblock gesetzt habt. Folglich erhaltet ihr diese erst, wenn ihr euch auf der zweiten Ebene befindet. Der Tempel entwickelt sich ja zu einem sehr schönen 3-D-Modell.
War der gesetzte Eisblock der letzte in einer Reihe, so rückt ihr euren Markierungsstein auf eurer Baumeisterleiste um ein Feld vor. Habt ihr eine Reihe sowohl waagerecht als auch senkrecht vervollständigt, so erhaltet ihr 2 Punkte auf der Baumeisterleiste.
Habt ihr mit dem gesetzten Eisblock ein 2x2-Quadrat aus Eisblöcken vollendet, so erhält der Spieler mit den meisten Eisblöcken in diesem Quadrat jetzt 5 Siegpunkte und der mit den zweitmeisten Eisblöcken immerhin noch 2 Punkte.

So geht es reihum, bis der vierte Eisblock auf die Bodenplatte der obersten Ebene gesetzt wird.
Nun geht es an die Schlusswertung. Jetzt werdet ihr auch erkennen, warum das Nehmen der Baukarten das wichtigste Element des Spiels ist.
Zunächst einmal aber darf der Spieler der die meisten Eisblöcke an die Außenseiten des Tempels platziert hat, die Tempelkuppe auf dem Tempel platzieren und erhält dafür 7 Siegpunkte.
Nun kommt es zur Wertung der einzelnen Baukarten.
Arbeiter: Hier entscheidet die Mehrheit.
Eisschnitzer: Ihr erhaltet Punkte entsprechend der Anzahl an Eisschnitzern. Hier könnt ihr hervorragend mit einer Segen-Karte kombinieren, wenn ihr diese in euren besitz bringt.
Handwerker: Ihr Punkte entsprechend der Anzahl an Handwerkern mit gleichem Werkzeug aber ebenfalls erhaltet ihr Sonderpunkte je Set aus drei Werkzeugen.
Lastentiere: Ihr erhaltet Punkte entsprechend des Multiplikators aus Kartenanzahl und Symbolen auf den Karten.
Baumeisterin: Multiplikator aus Anzahl der Karten und Position auf der Baumeisterleiste.
Älteste: Entsprechend der Symbole auf den Ältesten-Karten erhaltet ihr einen Punkt je Karte im eigenen Besitz.
Nun erhält jeder Spieler noch die Punkte der Segen-Karten mit einer Bedingung für die Schlusswertung.
Des Weiteren erhaltet ihr noch 2 Punkte je ungenutzter Segen-Karte und 10 Punkte für jedes vollständige Set aus einer Karte der 6 Kartenarten.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen.
Die gerade dargestellten Regeln waren für das Spiel mit 3 Personen. Schauen wir uns als erstes die Besonderheiten des Spiels mit 4 Personen und anschließend dann für das Spiel zu zweit an.
Jeder Spieler erhält nur 13 anstelle von 18 Eisblöcken. Des Weiteren kommt eine der 6 Abschlusskarten ins Spiel. Neben diese Karte stellt jeder Spieler einen weiteren Eisblock. Verfügt keiner der Spieler mehr über einen Eisblock, so befinden sich mit Spielende noch 2 Karten in der Auslage. Nun wird geschaut, welcher Spieler die oberste Anforderung der Abschlusskarte (z. B. „Die meisten Lastentiere mit einem Symbol“) am besten erfüllt. Dieser Spieler darf sich eine der beiden Karten nehmen und seinen Eisblock platzieren. Wer die Anforderung am zweitmeisten erfüllt, macht dies mit der übrig gebliebenen Karte.

Egal ob mit 3 oder 4 Personen spielt sich das Spiel gleich gut.
Kommen wir nun zum Spiel mit 2 Personen. Es werden noch die 18 Eisblöcke einer nicht verwendeten Farbe genutzt und unter euch aufgeteilt. Aus all euren Eisblöcken bildet ihr nun Dreier-Sets aus 2 Blöcken der eigenen Farbe und einem Eisblock der „neutralen“ Farbe. Insgesamt verfügt jeder Spieler dann über 9 Dreier-Sets. Am besten legt ihr diese Sets untereinander. Seid ihr nämlich am Zug müsst ihr die Blöcke immer von eurem aktuellen Set, nennen wir es das aktive Set, nehmen. Handelt es sich um einen der beiden Blöcke eurer Farbe, so nehmt ihr die Karten einfach in eure Auslage. Nutzt ihr die neutrale Farbe, so werden die Karten auf einen Ablagestapel gelegt. Handelt es sich allerdings um eine Arbeiter-Karte so legt diese separat, denn bei der Wertung werden diese Karten ebenfalls gezählt, als ob 3 Personen am Spiel teilnehmen würden.
Zunächst war ich skeptisch, ob das Spiel mit 2 Personen so funktionieren kann. Doch bereits nach meiner ersten Partie war ich Feuer und Flamme. Das System ist nämlich absolut genial und lässt ein super taktisches Spiel zu. Aus meiner Sicht ist das Spiel sogar deutlich taktischer als mit 3 oder gar mit 4 Personen. Ihr müsst immer genau überlegen ob ihr einen Block eurer Farbe oder der neutralen Farbe spielen wollt und auch die Platzierung ist absolut entscheidend, da ihr ja eurem Gegner Punkte „stehlen“ könnt, wenn ihr mit der neutralen Farbe ein Quadrat bildet oder diese so setzt, dass der Gegenspieler wenig Punkte durch unterstützende Blöcke erhält.

In allen Konstellationen beträgt die Spieldauer so ca. 45 bis 60 Minuten.
Nicht so sehr überzeugt hat mich allerdings der Solo-Modus. In diesem legt ihr 4 Karten in 12-, 3-, 6- und 9-Uhr Position aus und platzziert dann einen Markierungsstein von 2 weiteren Spielerfarben neben die linke und rechte Karte. Diese Markierungssteine werden am Ende jeder Runde immer im Uhrzeigersinn weitergeschoben. Seid ihr am Zug, habt ihr die freie Auswahl aus allen noch verfügbaren Karten, die erst am Ende der Runde nachgefüllt werden. Ist einer der Gegner am Zug nimmt dieser die Karte neben seinem Markierungsstein. Die Gegner wählen dann die Bodenplatte, für die es die meisten Punkte gibt. Mir persönlich ist das einfach alles viel zu zufällig.
Fazit
Nunatak ist ein super geniales Spiel, welches auch noch mit einer tollen Tischpräsenz besticht. Klar, der 3D-Effekt ist sekundär, sieht aber gut aus.

Das Spiel ist so einfach das man, zumindest theoretisch, sofort nach dem Auspöppeln losspielen kann. Man nimmt halt einfach eine Karte und platziert einen Eisblock. Dann noch auf eventuelle Punkte und die Baumeisterleiste achten und das war es auch schon. Da kommen auch Familienspieler voll auf ihre Kosten.
Doch bereits nach der ersten Partie merkt man, dass doch ein wenig mehr dahinter steckt und man konzentriert spielen muss. Ich will ja nicht einfach eine Karte nehmen, sondern das Maximum aus meinen Möglichkeiten herausholen. Hinzu kommt noch, dass man immer die Karten der Mitspieler im Auge behalten muss. Ich habe eine Partie gespielt und irgendwie nicht realisiert, wie viele Lastentiere meine Frau schon gesammelt hat und am Ende haben, zumindest fast, allein diese Punkte gereicht, um mich meilenweit hinter sich zu lassen.

Bei all meinem überschwänglichen Lob muss man aber auch fairerweise sagen, dass das Spiel keine wirklichen Neuerungen bringt. Man mischt bekannte Elemente einfach ein wenig anders zusammen. Mich persönlich stört das nicht, da ich gerne Spiele dieser Art zwischendurch spiele. Des Weiteren spielt das Glück eine große Rolle spielt. Es kann vorkommen, dass ein Spieler einfach immer die gewünschte Karte bekommt und man selbst leer ausgeht. Doch auch mit diesem Faktor muss man bei Spielen dieser Kategorie eben leben.
Insgesamt gefällt mir Nunatak ausgesprochen gut. Es ist ein Spiel, welches man problemlos mit Familienspielern und Kennerspielern gleichermaßen gut spielen kann und welches mit seiner 3D-Optik besticht.
Wir haben gestern Nunatak zu Dritt gespielt und uns hat es gut gefallen. Nur bei einer Sache waren wir unsicher: muss zuerst die unterste Ebene fertig gebaut werden, bevor ich mit der nächsten beginnen darf?!? (Und bei uns hat die letzte Baukarte nicht mit der letzten Bodenplatte übereingestimmt?!?)