Romeo und Julia – Geheime Treffen in Verona
„Romeo und Julia“, bei Huch erschienen, ist ein kooperatives Strategiespiel für 2 Spieler ab 14 Jahren von Julien Prothière und Jean-Philippe Sahut.
Wir befinden uns in den 1500er Jahre in Verona. Die angesehenen Familien Capulet und Montague sind verfeindet und es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen. Doch inmitten diesen Hasses befinden sich Romeo und Julia, die unsterblich ineinander verliebt sind.
Wird die Liebe schlussendlich über den Hass triumphieren oder wird dieser unüberbrückbar?
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist sensationell. Öffnen wir die Schachtel entfaltet sich nämlich unser Spielbrett und präsentiert sich in Form einer Bühne, auf der sich das Geschehen dann abspielt. Das sieht auf dem Tisch einfach schön aus - ein echter Blickfang. Die Karten sind toll illustriert und auch die Familienmitglieder in Form der Holzscheiben können überzeugen.
Die Anleitung ist sehr ordentlich aufgebaut und verständlich geschrieben. Schwierigkeiten sollten nicht auftreten. Dazu gibt es noch für jeden Spieler eine Karte mit einer Kurzanleitung der Aktionen. Einmal im Spiel drin, entfällt dadurch lästiges Nachschlagen in der Anleitung.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist sehr einfach und schnell verstanden und auch der Aufbau ist zügig abgeschlossen. Ihr entscheidet euch für eines der 9 Kapitel und baut den Schauplatz gem. der gewählten Karte auf. Des Weiteren gibt euch die Kapitelkarte noch die Ereigniskarte an mit der gespielt wird, erklärt die Zusammensetzung des verdeckten Ereigniskarten-Nachziehstapels und gibt an, mit wie vielen Botschaften jeder Spieler startet. Der Schwierigkeitsgrad steigt an.
Zum Kennen lernen ist es
empfehlenswert, dass Spiel mit Kapitel 1 zu beginnen. Hier besagt nämlich die Ereigniskarte, dass die Durchführung der Ortsaktionen, diese werde ich im Rahmen der Rezension noch besprechen, optional ist, was den Spielsieg vereinfacht. In späteren Partien könnt ihr dann frei entscheiden, welches Kapitel ihr als nächstes angehen möchtet.
Grundsätzlich ist es euer Ziel, die Liebe am Ende siegen zu lassen. Dies geschieht immer dann, wenn es Romeo und Julia gelingt, sich an einem Ort zu treffen. Doch gleichzeitig müsst ihr den Anstieg des Hasses zwischen den Familien möglichst geringhalten. Dieser steigt immer dann an, wenn an einem Ort mindestens ein Mitglied von jeder der beiden Familien anwesend ist. In diesem Bereich wird das Spiel zu einer logistischen Herausforderung.
Thematisch ist der Ablauf sehr gelungen umgesetzt. Das Spiel spielt sich über maximal 3 Akte und jeder Akt besteht aus 4 Szenen. Eine Szene wiederum gliedert sich in 5 Einzelphasen, die ich euch kurz darstellen möchte.
Bevor ich dazu kommen, möchte ich euch aber einen kurzen Überblick über die Karten geben, mit denen die Spieler ihre Bewegung durchführen. Hier wird zwischen Orts- und Begleiter-Karten unterschieden.
In jeder Runde muss eine Karte jeder
Kategorie gewählt werden. Die Bewegung von Romeo und Julia wird über Handkarten gesteuert. Jeder Spieler hat ein Set, welches aus 7 Ortskarten besteht. Diese Sets sind gleich und bestehen aus den Ortskarten der 6 Orte und der besonderen Karte „Etwas abseits“. Diese „Sonderkarte“ ermöglicht es, die Spielfigur zu einem benachbarten Ort seiner aktuellen Position zu bewegen. Nutzt diese Karte sehr weise. Welche Karten der andere Spieler auf der Hand hat weiß man allerdings nicht. Jeder Spieler hat 4 Handkarten auf der Hand. Zusätzlich, und das ist ein großes Problem, bringt jeder Spieler immer noch einen Begleiter mit zum Ort des Treffens. Hierzu hat jeder Spieler noch ein Set von 7 Begleiter-Karten. Auch von diesen Karten befinden sich 4 Karten auf der Hand.
Julias Familie besteht aus 4
Familienmitglieder, die jeweils durch eine Karte repräsentiert werden. Zusätzlich verfügt Julia noch über eine Karte ihrer Amme, eine Karte von Bruder Lorenzo und eine Karte „Allegorie des Hasses“. Romeo hingegen verfügt über 3 Karten seiner Familienmitglieder, eine Karte von Bruder Lorenzo und 3 Karten „Allegorie des Hasses“.
Bruder Lorenzo ist der stille Helfer und wo immer er auftaucht herrscht Harmonie und Frieden. Dies bedeutet, dass der Hass nicht ansteigt, wenn sich die Familien begegnen. Dies gilt auch dann, wenn sich die „Allegorie des Hasses“ auf einem Feld mit einem Mitglied einer der Familien befindet. Die „Allegorie des Hasses“ symbolisiert quasi den tief verwurzelten Hass, der zwischen den beiden Familien herrscht.
Dann wäre da noch Julias Amme. Immer wenn sich Julia in der Phase der Auflösung auf einem Ort mit ihr befindet, erhält sie eine Botschaft.
Im „Vorspiel“ zieht ihr Karten nach. Jeder Spieler hat immer 4 Karten jeder Kategorie auf der Hand.
Es folgt die Phase „Rendezvous“. In dieser Phase müsst ihr entscheiden wo ihr euch treffen möchtet. Ganz kurz gesagt kommt ein Treffen zwischen den Liebenden immer dann zu Stande, wenn beide Spieler den gleichen Ort ausspielen können. Neben dem Ort muss jeder allerdings auch immer einen Begleiter ausspielen, der sich mit zum gewählten Ort bewegt.
Auch wenn „Romeo und Julia“ ein kooperatives Spiel ist, dürft ihr Informationen nicht frei untereinander austauschen. Ihr müsst euch Botschaften schicken und die Anzahl dieser Botschaften sind sehr limitiert. Wenn ihr über eine Botschaft verfügt, könnt ihr diese in den allgemeinen Vorrat zurücklegen und einen Ort für das Treffen vorschlagen. Der andere Spieler kann nun das Herz-Plättchen auf die Seite Leidenschaft drehen und somit den Ort bestätigen oder er kann es auf die Seite Verstand drehen und so signalisieren, dass er nicht in der Lage ist, diesen Ort aufzusuchen. Des Weiteren kann er, eine verfügbare Botschaft vorausgesetzt, auch einen Gegenvorschlag unterbreiten, der dann durch das Herz „bestätigt“ oder „abgelehnt“ werden kann.
Die nächste Phase wird „Hinter der Bühne“ genannt. Hier wählt ihr geheim einen Ort und einen Begleiter aus und legt diese Karten verdeckt vor euch ab. Keiner der Spieler ist gezwungen, sich an die Vorgaben der Phase „Rendezvous“ zu halten.
Mit der Phase „Auftritt“ decken die Spieler nun ihre Karten auf und bewegen Romeo und Julia sowie die Begleiter zum gewählten Ort. Des Weiteren kommt es in dieser Phase zu Bewegungen aufgrund der Auswirkungen des gewählten Orts bzw. der gewählten Orte. Je nach Ort bewegt nun zuerst Romeo und dann Julia sowie die Begleiter entsprechend der Ortsaktion. Die Ortsaktion muss immer in die Planung mit einbezogen werden, da ihr so eben das Aufeinandertreffen von Mitgliedern der Familien abwenden könnt. So könnt ihr, zum Beispiel, im Ballsaal der Capulets zwei Capulet-Begleiter an einen benachbarten Ort bewegen oder in der Kirche Bruder Lorenzo bewegen.
Eine Ausnahme stellt Julias Balkon dar. Gelingt den Spielern ein Treffen an diesem Ort, so steigt die Liebe nicht nur um einen, sondern um zwei Punkte. Ein Treffen hier ist für den Spielerfolg wesentlich.
Nun kommt die „Auflösung“ der Szene. Befindet sich Julia nun mit ihrer Amme an einem Ort, erhält sie eine Botschaft. Doch auch der Hass steigt um eine Stufe für jeden Ort, an dem mindestens ein Mitglied jeder der Familien anwesend ist – ausgenommen natürlich Bruder Lorenzo sorgt für Harmonie. Befinden sich Romeo und Julia an einem Ort, so steigt nun die Liebe um einen Punkt (um zwei Punkte im Falle von Julias Balkon).
Das war es allerdings noch nicht. Immer
dann, wenn die Liebe gestiegen ist, müsst ihr auch noch eine Ereigniskarte aufdecken und auf dem entsprechenden Slot platzieren. Diese Ereignisse verändern die Spielregeln. So werden, zum Beispiel, Familienmitglieder auf andere Orte bewegt oder Julias Balkon bringt euch keinen zusätzlichen Liebes-Punkt. Die Zusammensetzung des Ereigniskarten-Stapels richtet sich nach dem gewählten Kapitel. Je höher das gewählte Kapitel ist, desto mehr Karten der schwierigeren Kategorie kommen in das Spiel.
Es gibt Sofortereignisse und Dauerereignisse. Dauerereignisse sind mit einer Sanduhr gekennzeichnet und bleiben so lange aktiv, bis der Liebes-Marker sich wieder auf einem Feld des passenden Slots befindet und die Karte gegen eine neue Karte ersetzt wird. Sofortereignisse sind unmittelbar mit Ziehen der Karte abzuhandeln.
Das Spiel endet sofort mit einem Sieg für euch, wenn es euch gelingt, die Liebe auf 10 Punkte anwachsen zu lassen. Im Umkehrschluss endet es aber auch sofort mit einer Niederlage für euch, wenn der Hass zwischen den Familien auf 5 Punkte angestiegen ist. Spätestens nach 12 Szenen endet das Spiel ebenfalls. Verloren habt ihr in diesem Fall dann ebenfalls. In unseren Partien sind wir allerdings nie auf 12 Szenen gekommen. Ich glaube, dass der Schnitt bei uns immer bei 7 bis 10 Szenen lag.
Fazit
„Romeo und Julia“ ist ein echt knackiges Strategiespiel für zwei Personen, welches einfach zu spielen aber schwer zu gewinnen ist. Die Umsetzung dieser klassischen Literatur als Brettspiel ist gut gelungen.
Auch wenn es sich um ein kooperatives Spielerlebnis handelt, ist die eigentliche Kommunikation zwischen den Spielern starken Restriktionen unterworfen, da diese nur über die Botschaften erfolgen darf und diese Botschaften sehr begrenzt verfügbar sind. Da hilft es nur, dass Julia auf die Unterstützung ihrer Amme setzt oder sich einer der Spieler auch mal für den Verstand entscheidet, um an Botschaften zu gelangen.
Die taktische Tiefe ist hoch und das Spiel ist vor allem eine logistische Aufgabe. Immer geht es darum, ein Treffen der Liebenden zu ermöglichen und dabei aber möglichst wenig Begegnungen der verfeindeten Familien stattfinden zu lassen. Mitunter ist dies einfach nicht möglich und ihr müsst „Hass-Punkte“ auf euch nehmen. Da der Hass nur um 5 Punkte steigen darf, die Liebe aber um 10 Punkte steigen muss, müsst ihr hier höllisch aufpassen und jede Situation neu bewerten.
Zusätzlich wären da noch die Ereigniskarten, die so etwas wie das Salz in der Suppe sind, da ihr euch immer wieder auf neue Situationen einstellen müsst.
Das Spiel kann mit einer sehr angenehmen Spieldauer punkten. Im Schnitt dauerten unsere Partien immer zwischen 25 und 40 Minuten.
Insgesamt hat uns „Romeo und Julia“ überzeugt. Es handelt sich um ein forderndes Strategiespiel, welches euch einziges abverlangt.
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