Rune Stones – Wer besteigt den Thron?
Auf dem Tisch liegt „Rune Stones“ von Rüdiger Dorn aus dem Hause Queen Games.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Ich kann mir nicht helfen aber finde es befremdlich, wenn ich noch den Würfel mit Aufklebern bekleben muss. Das liegt wohl auch daran, dass ich für solch eine Aufgabe recht ungeeignet bin. Es sieht auch nicht wirklich schön aus und da das weitere Material wunderschön ist und eine tolle Qualität aufweist, kann ich das noch weniger verstehen.
Das überdimensionale Spielbrett und die dicken Spielertableaus sind wunderschön illustriert. Alles erinnert ein wenig an das klasse Spiel „Merlin“. Kein Wunder, da doch derselbe Illustrator verantwortlich war. Gleiches gilt für die zahlreichen Karten, die sich schön anfühlen.
Dazu gesellt sich noch eine sehr schön geschriebene Anleitung, die keine Fragen offen lässt.
Das Spielsystem
„Rune Stones“ ist ein Spiel, welches über ein recht einfaches Regelwerk verfügt und sehr schnell zu erklären ist.
Der Aufbau ist super schnell erledigt und es kann zügig mit dem Spiel begonnen werden.
Zunächst erhält jeder Spieler 8 Karten, von denen 4 als Handkarten fungieren – der Rest bildet den Nachziehstapel.
Den Spielern stehen 3 unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung, von denen die ersten beiden mit den Handkarten ausgeführt werden. Diese Doppelnutzung, Magiepunkte und Effekte, gefällt mir sehr.
Kreaturen beschwören: Eigene Karten mit gleichfarbigen Magiesymbolen können zum Erwerb neuer Karten aus der Auslage eingesetzt werden. Dadurch vergrößert bzw. verbessert der Spieler sein eigenes Deck.
Hier kommen schon einige Finessen ins Spiel, da beliebig viele Karten mit den gleichen Magiepunkten kombiniert werden können und es so möglich ist auch mal drei Karten in einem Rutsch zu erwerben. Gerade Anfänger sollten darauf achten, dass das eigene Deck nicht zu schnell zu klein wird da es recht schwierig ist, mit wenigen Karten sein Deck wieder aufzubauen.
Effektnutzung: Zwei Karten (bzw. drei
Karten, wenn man den entsprechenden Runenstein besitzt) werden ausgespielt und die Effekte genutzt. Hierdurch erhält man Edelsteine, Erz, neue Karten, Siegpunkte oder darf den Glückswürfel werfen. Hier kommt eine der gelungenen Besonderheiten des Spiels zum Tragen. Bei einem Deckbuilder muss das eigene Deck auch immer „bereinigt“ werden bzw. man möchte sein Deck klein halten, um schneller an die „besseren“ Karten zu kommen. Jede Karte hat eine Nummer und nach der Nutzung der Effekte kommt nur die Karte mit der niedrigeren Nummer auf den eigenen Ablagestapel. Die Karten mit der höheren Nummer kommt aus dem Spiel. Dieser Mechanismus der „Deckbereinigung“ gefällt mir sehr gut und ist neu. Klasse daran ist, dass der Mechanismus zahlreiche Möglichkeiten bietet. So kann immer wieder überlegt werden, ob zum Beispiel eine liebgewonnene Karte geschützt werden soll, indem man zunächst eine Karte mit höherer Nummer kauft.
Schmieden von Artefakten: Durch die Abgabe von Edelsteinen oder drei Erz dürfen in einem Zug bis zu zwei Artefakte geschmiedet werden und auf die eigenen Machtreihen gelegt werden. Anschließend können aus jeder Machtreihe, in der mindestens zwei Artefakte liegen, abgegeben werden, um Siegpunkte zu generieren und Runensteine zu erhalten.
Dies ist die zentrale und wichtigste Möglichkeit, um Siegpunkte zu generieren. Je mehr Artefakte der Spieler verkauft, desto mehr Punkte werden erbeutet. Hier erhält das Spiel auch seinen Taktikfaktor, da als Belohnung nicht nur Siegpunkte- sondern eben auch ein namensgebender Runenstein winkt. Diese Runensteine verfügen über Effekte, die dem Spieler dann dauerhaft zur Verfügung stehen und anhand derer man sein Spiel orientieren kann. Natürlich kann es hier vorkommen, dass mir mein gewünschter Runenstein vor der Nase weggeschnappt wird, was gerade im 2-Personen-Spiel ärgerlich ist, da es von jedem Runenstein eben nur einen gibt. Doch dies finde ich nicht schlimm, da die Stärken gut ausbalanciert sind und man als Spieler dann seine Taktik leicht variieren kann.
So gibt es Runensteine die das
Handkartenlimit auf 6 Karten erhöhen, es gibt Steine, die ersetzen das „oder“ durch ein „und“ bei Nutzung der Effekte der Karten, es gibt Steine, die machen eine weitere Edelsteinfarbe zu einer Jokerfarbe, ein anderer Stein bringt für jeden Siegpunkt, den es durch Karten oder Würfeln gibt einen weiteren Siegpunkt oder es besteht die Möglichkeit drei Karten auszuspielen und die Effekte dieser zu nutzen.
Leider liegen dem Spiel "nur" 8 Runensteine bei, die auch alle in das Spiel kommen. Hier wäre eine Varianz besser gewesen, damit es nicht möglich ist, zu schnell seine eigene Taktik zu entwickeln.
Hat ein Spieler eine der Aktionen ausgeführt, so wird wieder auf das Handkartenlimit nachgezogen und schon ist der nächste Spieler am Zug. Da das alles sehr schnell und gut von der Hand geht, ist kaum Downtime vorhanden.
Spieleranzahl bestimmt Taktik
Ins Spiel kommt immer ein Runenstein weniger als Spieler teilnehmen. Die Konsequenz daraus ist, dass nicht jeder Spieler jeden Runenstein bekommen kann. Dies führt dazu, dass, insbesondere im 2-Personen-Spiel, Schnelligkeit eine unbedingte Voraussetzung ist, wenn man einen bestimmten Runenstein sein Eigen nennen möchte. So ist es durchaus zu empfehlen, sich schnell 2 Artefakte zu besorgen und diese einzutauschen. Dies führt zwar zu weniger Siegpunkten aber bei der Auswahl der Runensteine kann noch aus dem Vollen geschöpft werden. Bei mehr als 2 Spielern fällt diese Hatz zu Beginn weg bzw. fällt deutlich geringer aus.
„Rune Stones“ spielt sich in jeder Personenanzahl gut.
Das Spielgefühl
Bei dem Spiel handelt es sich um eine Mischung aus Deckbuildung und Tauschsystem.
Zu Beginn wirkt das alles ein wenig zäh. Jeder ist damit beschäftigt sein Deck aufzubauen bzw. schnell den favorisierten Runenstein zu ergattern. Wenn es dann gelungen ist die eigene Engine richtig in Gang zu bekommen, spielt „Rune Stones“ seine kompletten Stärken aus und es entwickelt sich ein klasse Wettlauf, um als erster die magische Marke der 65 Siegpunkte zu erringen. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn zum Ende des Spiels gibt es noch einmal Siegpunkte für die übrig gebliebenen Artefakte auf dem eigenen Board und hier kann auch derjenige der als erster die Ziellinie überschritten hat, noch einmal überrascht werden.
„Rune Stones“ würde ich als gehobenes Familienspiel einordnen. Es ist sehr schnell zu erlernen, aber um es zu beherrschen bedarf es doch einige Runden.
Des Weiteren finden wir hier eine schöne Mischung aus taktischen Elementen und Glück. So kann es schon passieren, dass auf ein bestimmtes Artefakt gespart wurde und es dann einem direkt vor der Nase weggeschnappt wird. Dieses Glück habe ich persönlich aber nie als störend empfunden und gehört bei Spielen dieser Kategorie auch einfach dazu.
Fazit
Mit „Rune Stones“ von Rüdiger Dorn hat Queen Games ein heißes Eisen im Feuer. Wir bekommen ein Familienspiel der gehobenen Kategorie dargeboten, welches durch schöne Mechanismen – Deckbuilding und einem mehrstufigem Tauschsystem - besticht, die gut ineinandergreifen.
Wir werden "Rune Stones" mit Sicherheit noch das ein- oder andere Mal spielen. Die erste Erweiterung mit dem Titel "Nocturnal Creatures" gibt es mittlerweile ja auch schon. Im Rahmen einer Pressevorführung habe ich auf diese nur einen Blick werfen können.
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