Terra Mystica – Automa Solo Box
„Terra Mystica – Automa Solo Box“ von der Automa Factory und im Vertrieb vom Feuerland Verlag, ist eine Erweiterung zu Terra Mystica die es euch ermöglicht, dass Spiel gegen einen virtuellen Gegner zu spielen, der durch die beiliegenden Karten gesteuert wird. Zusätzlich kann der Automa auch im Spiel mit 2 Personen als dritter Spieler eingesetzt werden.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial kommt in einer kleinen Schachtel daher, die prall gefüllt mit tollem Material ist. Die Qualität ist herausragend. Alle Pappmaterialien sind super dick und die Karten fühlen sich klasse an.
Die Anleitung ist leider nur durchschnittlich. Aus meiner Sicht werden die Automa-Aktionen leider nur unzureichend beschrieben und es bleiben noch Fragen offen und man ist sich nicht immer eindeutig im Klaren, was denn nun zu tun ist. Hier hätten bebilderte Beispiele das Leben erleichtert. Ich kann euch nur als Tipp geben, sich bei der entsprechenden Aktion von oben nach unten zu arbeiten und dabei immer am Kartentext zu bleiben. Ich gehe im Fazit noch einmal drauf ein.
Das Spielsystem
Eine Anmerkung vorweg. Die Automa-Version kann auch mit den Erweiterungen „Feuer & Eis“ sowie „Die Händler“ gespielt werden. Im Folgenden werde ich nur auf das Spielsystem der „normalen“ Version eingehen. Ich empfehle dies auch zu tun, um sich mit den Regeln vertraut zu machen und dann erst später auf eventuell vorhandene Erweiterungen zurückzugreifen.
Der grundlegende Spielaufbau ist super einfach und folgt den Regeln des regulären Aufbaus. Ihr tauscht einfach die Wertungsplättchen gegen die Wertungsplättchen der Automa-Variante aus. Für den linken Bereich auf den Plättchen erhaltet ihr am Rundenende normal eure Punkte – diese Punkte erhält der Automa nicht. Ebenso erhält er nicht die Belohnung rechts oben. Rechts unten befindet sich aber nun ein Bereich, der dem Automa automatisch Punkte am Rundenende gibt - es gibt hier aber auch Plättchen mit der 0.
Weil ich es oft falsch gesehen habe, möchte ich noch eine kurze Anmerkung zur Verteilung der Wertungsplättchen geben. Achtet hier auf die helle Markierung ganz links. Diese zeigt an, in welchem Bereich das Plättchen liegen darf. Meistens entweder im Bereich Runde 1 bis 3 oder 4 bis 6. Zieht ihr ein Plättchen, welches nicht im Bereich liegen darf, dreht ihr dieses einfach um.
Der Automa selbst erhält kein Völker-Tableau sondern ihr wählt ein Volk über die beiliegenden Karten. Spielmaterial in einer Farbe benötigt ihr. Werfen wir einen ganz kurzen Blick auf die Völkerkarten.
Neben einer schönen Illustration findet ihr hier ggfs. Hinweise für den Aufbau, Startpunkte auf den Kultskalen und die Völkeraktion. Diese Aktion wird immer dann durchgeführt, wenn die Aktionskarte das entsprechende Symbol zeigt.
Nun müsst ihr euch noch für eine Schwierigkeitsstufe entscheiden. Diese unterscheiden sich bzgl. der Anzahl der Startkarten sowie die zu vergebenen Punkte, wenn das „X“ auf der Aktionskarte zu sehen ist. Außerdem differieren die Punkte bei der Schifffahrt.
Der eigentliche Spielablauf gleicht dem des Grundspiels. Ihr macht eine Aktion und anschließend ist der Automa an der Reihe. Dies geht solange, bis beide Spieler gepasst haben. Auf das Passen des Automas gehe ich noch gesondert ein.
Die Aktionen des Automas werden über die Automa-Karten bestimmt. Kurz was zur Anatomie der Karten. Rechts oben befindet sich der Bereich für das Passen, darunter der Aktionsbereich, links neben dem Aktionsbereich ist der Unterstützungsbereich angesiedelt und direkt darunter der Bereich für die ersten Wohnhäuser des Automas, die im Rahmen des Aufbaus platziert werden.
Im ersten Zug zieht ihr 2 Karten. Die erste Karte legt ihr nach rechts und die zweite Karte wird links an die erste Karte angelegt. Rechts liegt immer die Unterstützungskarte und links die Aktionskarte. Wichtig ist, dass ihr für die Folgeaktionen immer die Aktionskarte auf die Unterstützungskarte legt (wodurch diese dann zur neuen Unterstützungskarte wird) und dann eine Karte vom Nachziehstapel zieht, die dann zur neuen Aktionskarte wird. Dies ist ein Punkt, den ich öfter vergessen habe, der aber elementaren Einfluss auf die Durchführung der Aktionen hat.
Der Aktionsbereich zeigt nun die Aktion an, die der Automa durchführen möchte. Werfen wir nun einen Blick auf die Aktionen und die Vorgehensweise der Durchführung.
Folgende Aktionen stehen dem Automa zur Verfügung: Die Völkeraktion, Abdeckung einer Machtaktion, Aufsteigen auf der Kultskala, Aufwertung eines Gebäudes, Nehmen eines Gunstplättchens (nur in den Runden 5 und 6) sowie Umwandeln und Bauen. Dem Spiel liegen drei, doppelseitig bedruckte, Karten bei, die euch bei der Durchführung sehr gute Dienste leisten. Eure Vorgehensweise ist immer die gleiche. Zunächst einmal prüft ihr, ob die Bedingung erfüllt ist. Anschließend sagt euch die Karte die möglichen Optionen. Dies können, zum Beispiel, bei der Kultskala alle Skalen ohne einen Stein auf der Stufe 10 sein oder bei der Aufwertung alle Gebäude, die der Automa aufwerten kann. Nun geht es an die Auswahl die nichts Anderes tut, als die möglichen Optionen auf eine Option einzugrenzen. Ihr müsst nun alle einzelnen Schritte nacheinander abhandeln. Beachtet auch immer die Pfeile auf der Aktionskarte, die auf einen Punkt der Unterstützungskarte zeigen, die für diese Aktion von Interesse sein könnte. Dies kann, zum Beispiel, der Richtungspfeil sein anhand dessen dann die Auswahl bestimmt wird. Als letztes folgt dann die Ausführung der Aktion. So breitet sich also der Automa auf dem Spielbrett aus, steigt in den Kulten auf oder verdeckt euch eine der Machtaktionen.
Zusätzlich können auf der Karte unten noch Punkte abgebildet sein, die der Automa sofort erhält. Befindet sich dort ein „X“ so richten sich die vergebenen Punkte nach dem Schwierigkeitsgrad.
Irgendwann kommt es unweigerlich zum Passen. Ihr könnt „ganz normal“ passen, wenn ihr keine Aktionen mehr durchführen könnt oder möchtet. Beim Automa sieht dies etwas anders aus. Bei der Vorbereitung des Rundenstapels für den Automa habt ihr die letzten beiden Karten um 90 Grad gedreht. Zieht ihr nun eine der gedrehten Karten nach und auf dieser befindet sich das Passen-Symbol, passt der Automa sofort. Andernfalls führt er die Aktion durch. Automatisch passt der Automa erst, wenn der Nachziehstapel leer ist. Ihr könnt folglich nicht genau sagen, wann der Automa passen wird und ihm können auch alle Karten für Aktionen zur Verfügung stehen. Je mehr Aktionen er durchführt, desto schwerer wird das Spiel natürlich für euch.
Nach der letzten Runde erfolgt dann die Schlusswertung. Der Automa nimmt an der Kult- und Gebietswertung teil.
Fazit
Terra Mystica gehört für mich zu den besten Brettspielen aller Zeiten und hat unendlich viele Spieler begeistert und tut es auch heute noch. Auch wenn das Spiel mittlerweile 11 Jahre auf dem Buckel hat, hat es nichts von seiner Faszination verloren und wird immer wieder empfohlen.
Wer Brettspiele gerne auch mal alleine spielt den wird es, wie mich auch, sehr gewurmt haben, dass es einfach nicht möglich war, dieses Spiel alleine zu spielen. So war meine Freude riesig, als Feuerland informierte, dass bei ihnen eine separate Solo Box von der Automa Factory erscheint. Ja, man kann sagen, da war ich heiß wie Frittenfett.
Doch auch ein wenig „Angst“ spielt bei Solo-Spielen mit, die über ein Automa-Deck bzw. auch über einen Karten-Mechanismus gesteuert werden. Ganz klar steht und fällt das Vergnügen mit der reibungslosen Spielbarkeit des Mechanismus. Ich habe Spiele gespielt, die waren mehr „Arbeit“ als Vergnügen, weil die gegnerischen Züge einfach zu kompliziert waren – ich danke der Automa Factory, dass das hier tatsächlich nicht der Fall ist und nehme vorweg, dass das Spiel in der Solo-Variante ein absolutes Highlight ist.
Doch vor einer reibungslosen Solo-Partie Terra Mystica vergießt man auch erst einmal viel Schweiß. Die Anleitung lässt für mich zu viele Fragen offen. Ich selbst habe mit der Anleitung und einem Regelvideo gelernt. Bei den Aktionen gibt es immer die Punkte Bedingung, Mögliche Optionen, Auswahl und anschließend die Ausführung. Arbeitet von oben nach unten und haltet euch immer ganz genau an den Text. Wenn, zum Beispiel, die Bedingung auf der Karte schon nicht erfüllt ist, dann führt der Automa in diesem Zug auch keine Aktion aus. Einzige Ausnahmen sind, wenn eine weitere Aktion auf der Karte angegeben ist oder der Automa die Aktion „Umwandeln und Bauen“ nicht durchführen kann. Beachtet außerdem immer die kleinen Pfeile auf der Aktionskarte. Diese zeigen immer zu Symbolen auf der Unterstützungskarte, die im Falle der Aktion von Interesse sein könnten.
Doch wenn diese Hürden überwunden sind und ihr das System verstanden habt, dann deckt ihr eure neue Aktionskarte auf, legt diese an die Unterstützungskarte (vergesst nie, dass eure alte Aktionskarte zur neuen Unterstützungskarte wird – das habe ich oft vergessen) und führt den Zug sehr schnell durch. Genauso muss ein solches System funktionieren – es ist dann einfach und unkompliziert. Des Weiteren spielt bzw. verhält sich der Automa wie ein richtiger Spieler und das Spielgefühl ist sensationell gut.
Wie immer beim Solo-Spiel müsst ihr natürlich absolut konzentriert sein. Lasst euch einfach die Zeit und arbeitet die Schritte von oben nach unten ab, um nichts zu vergessen. Ich benötige für eine Solo-Partie, trotz zahlreicher Runden, immer noch eine gute Stunde. Aber das stellt für uns Solo-Freunde ja kein Problem dar.
Durch 10 unterschiedliche Völker und 5 Schwierigkeitsstufen ist langanhaltender Spielspaß garantiert. Wobei man aber sagen muss, dass jetzt nicht jeder Gegner eine andere Herangehensweise erfordert. Wie im kompetitiven Spiel ist Grundlage eurer Taktik ganz klar das eigene Volk und Hinweise für einen Fokus in der aktuellen Runde bleiben die ausliegenden Wertungsplättchen.
Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich auf einem ordentlichen Level und alle Stufen sind machbar. Erfahrene Spieler werden in den ersten beiden Stufen kaum Probleme haben und auch Stufen 3 und 4 sind gut zu bewältigen. Bei Stufe 5 muss dann allerdings ein wenig Kartenglück zur notwendigen Konzentration dazukommen.
Ihr könnt den Automa auch als dritten Spieler einsetzen. Meine Frau und ich haben dies einmal gemacht, um es auszutesten. Es funktioniert gut und die Züge sind auch schnell erledigt. Für mich persönlich gehört Terra Mystica aber zu den Spielen, die auch mit 2 Spielern gut funktionieren und ich persönlich werde den Automa hier nicht mehr einsetzen. Alle Spieler, die aber zu der Gruppe gehören, die am liebsten mit vielen Personen spielen, sollten ein Blick auf diese Möglichkeit werfen.
Insgesamt eine ganz klare Empfehlung – ja eigentlich schon ein must have – für alle Terra Mystica Fans, die das Spiel auch gerne alleine spielen wollen.
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