The Wolves
„The Wolves“, von Pandausaurus Games, ist ein Area-Control-Spiel für 2 bis 5 Spieler von Ashwin Kamath und Clarence Simpson. Das Spiel wird nun bei Skellig Games als deutsche Version erscheinen und befindet sich gerade schon auf dem Schiff.
Wir sind der Leiter eines Wolfsrudels und wollen die einzelnen Regionen mit unserem Rudel dominieren. Dazu heulen wir einsame Wölfe an, damit diese sich unserem Rudel anschließen oder bauen Bauten und Höhlen, um schlussendlich die Kontrolle über das Territorium zu erhalten…
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist wundervoll. Besonders überzeugen die tollen Holzmarker in den 5 unterschiedlichen Spielerfarben. Super edel und übersichtlich sind auch die Playerboards, an die dann noch der gewählte Wolf angeschoben wird – ganz tolle Arbeit. Alle weiteren Tokens haben eine tolle Dicke und sind sehr wertig.
Ich habe eine fast finale Version der deutschen Anleitung gelesen. Diese ist super übersichtlich und sehr verständlich. Insbesondere die zahlreichen Beispiele sorgen dafür, dass keine Verständnisschwierigkeiten aufkommen sollten. Unterschiede zur englischen Anleitung gibt es fast nicht.
Das Spielsystem
Das grundlegende Spielsystem des Spiels ist wirklich schnell verstanden und auch der Aufbau ist zügig erledigt.
Je nach Spieleranzahl wird eine unterschiedliche Anzahl an Regionstableaus ausgelegt und auf diesen werden die Marker verteilt. So ist das Spiel unglaublich modular und keine Runde gleicht der vorherigen.
Eine wesentliche Rolle spielt der Mondkalender. Auf diesen werden sämtliche Materialien, die im Verlaufe des Spiels aufgrund der Aktionen heruntergenommen werden, immer auf das nächste freie Feld gelegt. Eine Ausnahme sind hier die Beute-Marker, die auf das Playerboard des Spielers gelegt werden. Wird ein Wertungssymbol auf dem Mondkalender abgedeckt erfolgt am Ende des Zugs des entsprechenden Spielers die Wertung.
Der aktive Spieler führt nacheinander zwei beliebige Aktionen, es kann auch dieselbe sein, durch. Durch Abgabe der Aktions-Bonusmarker können auch noch mehr Aktionen durchgeführt werden. Die Besonderheit ist hier der Bezahlmechanismus zur Durchführung. Dieser erfolgt über ein „Plättchen-Wende-System“. Jeder Wolf ist auf einer der 5 Geländearten (Gras, Felsen, Tundra, Wüste und Wald) beheimatet. Das Plättchen mit der Heimatlandschaft liegt immer ganz links und zeigt auf jeder der beiden Seiten die gleiche Geländeart – z. B. Wald beim Wald-Wolf. Die weiteren 5 Plättchen zeigen auf beiden Seiten immer eine andere der 5 Geländearten. Zur Durchführung einer Aktion ist immer die Geländeart des Ziel-Plättchens ausschlaggebend und es müssen die Kosten der Aktion durch Umdrehen der Plättchen in der entsprechenden Anzahl mit der entsprechenden Geländeart bezahlt werden. Das heißt, wenn ich die Aktion „Baue graben“ auf einem Wald-Feld durchführen möchte, muss ich 2 (weil diese Aktion 2 kostet) Wald-Plättchen auf die andere Seite drehen. Durch dieses Wenden habe ich dann für meine nächste Aktion eine andere Geländeart offen vor mir ausliegen. Ein mega geniales, sehr innovatives und gleichzeitig aber auch verständliches System.
Bevor wir uns die Aktionen anschauen, möchte ich mit euch kurz einen Blick auf die Attribute der Wölfe werfen. Mit der Rudelausbreitung, der Geschwindigkeit und der Heulreichweite gibt es drei Attribute, die ihr durch die Aktion „Baue Graben“ verbessern könnt. Grabt ihr einen Bau könnt ihr euch einen Bau von einem Attribut nehmen und es dadurch verbessern. Wichtig ist, dass ihr zunächst immer in der oberen Reihe und dann von links nach rechts die Baue nehmen müsst. In der ersten Reihe erhöht sich bei der Ausbreitung die Anzahl an Wölfen, die ihr im Rahmen einer Bewegungsaktion bewegen dürft, bei der Geschwindigkeit die Anzahl der Felder, die ihr euch bewegen dürft und bei der Heulreichweite die Anzahl der Felder, die ihr beim Dominieren oder beim Anheulen entfernt sein dürft. Habt ihr zwei Bauten einer Reihe entfernt, erhaltet ihr noch das rechts daneben abgebildete Token als Belohnung. Baut ihr dann in der unteren Reihe weiter, schaltet ihr Siegpunkte frei, die ihr am Spielende erhaltet.
Nun ist es an der Zeit, dass wir uns die Aktionen anschauen.
Zunächst einmal könnt ihr euch natürlich bewegen. Die Kosten für die Aktion beträgt 1 Plättchen. Anschließend könnt ihr dann so viele verschiedene Wölfe bewegen, wie ihr gem. Rudelausbreitung dürft und diese dürfen dann so viele Felder weit laufen, wie eure Geschwindigkeit angibt. Die Bewegungsregeln sind sehr schnell verinnerlicht. Ihr müsst bei der Bewegung nicht Wölfe von einem Feld nehmen, sondern dürft euch diese frei aussuchen. Die Wölfe müssen auch nicht auf das gleiche Zielfeld bewegt werden. Sie müssen allerdings alle ihre Bewegung auf dem gleichen (dem bezahlten) Geländetyp beenden. Ihr dürft die zentrale Schlucht, Wasserquellen oder Felder mit Tokens (Felder mit Tokens dürfen erst betreten werden, wenn das Token entfernt wurde) nicht betreten. Außerdem dürfen sich, das gilt natürlich generell, maximal zwei Spielelemente gleichzeitig auf einem Feld befinden. Eigene Alpha-Wölfe können ihre Bewegung auf einem Feld beenden, auf dem sich ein gegnerischer „normaler“ Wolf befindet. Dadurch kommt es zu einer Verdrängung des gegnerischen Wolfs auf ein angrenzendes Feld, welches der aktive Spieler bestimmen darf. Auf einem Feld mit einem gegnerischen Bau darf die Bewegung aller Wölfe enden aber niemals auf einem Feld mit einer gegnerischen Höhle. Außerdem dürfen sich niemals zwei Wölfe aus verschiedenen Rudeln auf einem Feld befinden.
Die Aktion „Baue Graben“ kostet euch 2 Plättchen. Ihr bezahlt einfach die Kosten, nehmt einen, natürlich entsprechend der oben dargestellten Regeln, Bau und platziert diesen. Wichtig hierbei ist es, dass neben oder auf dem gewünschten Feld einer eurer Alpha-Wölfe stehen muss und ihr niemals einen Bau auf einem Feld mit einem gegnerischen Wolf errichten dürft. Beachtet bei eurer Planung außerdem immer, dass sich der Bau neben einer Wasserquelle befinden muss falls ihr plant, diesen im späteren Spielverlauf, zu einer Höhle aufzuwerten.
Dies führt uns auch zum Thema „Bau zu einer Höhle aufwerten“. Diese Aktion kostet ebenfalls 2 Plättchen und bedingt, neben dem zuvor gebauten Bau neben einer Wasserquelle, ebenfalls wieder einen Alpha-Wolf, der auf oder neben dem Baufeld stehen muss. Beachten müsst ihr außerdem, dass ihr immer nur eine Höhle auf einem einzelnen Regionstableau stehen haben dürft. Aufwerten dürft ihr einen eigenen Bau auch, wenn sich zu diesem Zeitpunkt ein gegnerischer Wolf, auch ein Alpha-Wolf, auf dem Feld befindet. In diesem Falle dürftet ihr dann den gegnerischen Wolf sogar verdrängen.
Die Aktion des Heulens, die 2 Geländeplättchen kostet, ermöglicht es euch, euer Rudel zu vergrößern. Ihr nehmt einfach den nächsten zur Verfügung stehenden Wolf (erst oben von links nach rechts und dann von unten von links nach rechts) und platziert diesen auf das Feld mit dem „einsamer Wolf Marker“.
Dann wäre da noch die Aktion des Dominierens, die allerdings mit 3 Gelände-Plättchen zu Buche schlägt und daher gut geplant sein muss. Der Belohnung ist aber dafür hoch, denn ihr könnt einen gegnerischen „normalen“ Wolf oder einen Bau dominieren und durch ein entsprechendes eigenes Element ersetzen. Dazu nehmt ihr Wolf oder Bau einfach vom Plan und ersetzt es durch einen Wolf oder Bau von eurem Tableau. Beachtet hierbei, dass ihr niemals dominieren könnt, wenn sich 2 Spielfiguren auf einem Feld befinden.
Dann wäre da noch das Jagen, welches aber keine separate Aktion ist, sondern als Folge anderer Aktionen, meistens der Bewegungsaktion, ausgelöst wird. Sobald ihr nämlich auf 3 verschiedenen angrenzenden Feldern zu einem Beutetoken steht, könnt ihr dieses nehmen und auf euer Tableau legen. Diese bringen euch sofort den Aktions-Bonusmarker und Siegpunkte am Spielende.
Die Wertungsphasen
Entsprechend der Spieleranzahl wurden zu Spielbeginn eine festgelegte Anzahl Sichel-, Halb- und Vollmond-Plättchen auf dem Spielfeld platziert. Diese bestimmen die Wertungsreihenfolge im Spielverlauf. Eine Wertung wird immer am Ende des Spielzugs eines Spielers ausgelöst, wenn auf dem Mondkalender ein Spielelement auf das entsprechende Feld gelegt wurde.
Nun wird die Kontrolle über das entsprechende Regionaltableau ausgerechnet, was sehr einfach ist. Bis auf die Höhle, die 3 Kontrollpunkte wert ist, sind die weiteren Komponenten jeweils einen Punkt wert. Wer über die meisten Kontrollpunkte verfügt, erhält den Marker. Der Zweitplatzierte erhält Wertungschips in der auf dem Marker angegebenen Höhe. Wichtig zu beachten ist es, dass Alpha-Wölfe als Tie-Breaker im Falle eines Gleichstands zählen.
Das Spielende wird ausgelöst, sobald ein Spieler eine Komponente auf das Vollmondfeld des Mondkalenders legt. Dieser führt seinen Zug noch normal zu Ende.
Anschließend zählt ihr eure Siegpunkt-Marker, die ihr im Spielverlauf gesammelt. Nun erhaltet ihr noch Marker entsprechend der 6 Leisten, die ihr auf eurem Tableau freigespielt habt. Wichtig hier ist es, dass ihr jeweils nur die höchste Punktzahl erhaltet. Wer nun über die meisten Punkte verfügt, hat das Spiel gewonnen.
Die optimale Spieleranzahl
Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 5 Personen.
Ja, tendenziell wird ein Area-Control-Spiel mit zunehmender Teilnehmerzahl immer besser. Hier ist es aber wirklich sehr gut gelungen, dass das Spiel in jeder Spieleranzahl, sogar mit 2 Personen, großen Spaß macht. Je mehr Spieler teilnehmen, desto mehr Regionstableaus werden für den Spielaufbau verwendet. Dies sorgt dafür, dass ihr euch auch gehörig in die Quere kommt, wenn ihr mit 2 oder 3 Personen das Spiel spielt. Zusätzlich kommt in der 2-Personen-Variante noch hinzu, dass zu Spielbeginn ein neutraler Spieler platziert wird. Spielzüge müsst ihr mit diesem nicht machen. Beachtet beim 2-Personen-Spiel auch, dass das Spielertableau umgedreht werden muss, da sich die Punktzahlen und die Bonus-Token auf den 6 Leisten unterscheiden. Dies habe ich in meiner ersten Partie gar nicht wahrgenommen.
Die Spieldauer liegt, je nach Spielerzahl, ca. zwischen 60 und 120 Minuten.
Fazit
The Wolves ist ein ganz besonderes Area-Control-Spiel, welches zunächst einmal mit einem außergewöhnlichen und vor allem unverbrauchten Thema besticht, dass klasse umgesetzt ist. Man nehme, zum Beispiel, das Jagdverhalten eines Rudels. So müssen wir die Beute einkreisen, um Erfolg zu haben. Oder die Tatsache, dass sich ein einfacher Wolf dominieren lässt, ein Alpha-Wolf aber nicht. Das ist super thematisch und macht großen Spaß. Am Tisch gegenseitig angeheult haben wir uns allerdings nicht, obwohl das bestimmt zur Atmosphäre beitragen würde.
Neben dem Thema besticht es außerdem durch den super innovativen Aktions-Mechanismus des Umdrehens der Landschaftsplättchen als Bezahlung der Aktionen. So muss immer ganz genau überlegt werden, welche Aktionen man in welcher Reihenfolge machen möchte. Hieraus resultiert auch, dass dieses Spiel tatsächlich keine Glücksmomente hat, sondern wirklich hart durchrechenbar ist. Deshalb kann man seine Züge der nächsten Runde sehr gut vorausplanen und dies führt dazu, dass die allgemeine Downtime sehr gering ausfällt, weil die Züge schnell von der Hand gehen.
Außerdem ist auch das Mondbrett eine super geniale Idee. Hier kann jeder Spieler mit beeinflussen, ob es denn schneller oder doch eher langsamer zu einer Wertung kommt, da dies mit der Aktivität auf dem Spielbrett zusammenhängt. Taktik und Strategie sind immer der entscheidende Faktor. Dies muss man in alle seine Planungen mit einberechnen.
Insgesamt ein tolles Area-Control-Spiel, welches auch mit weniger Personen Spaß macht und mit einem unverbrauchten Thema überzeugen kann.
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