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Tim Nau

Treasure Island (Pegasus)



Wo ist der Schatz des Long John Silver?

Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel“ ist wohl einer der berühmtesten Romane. Ich selbst habe zahlreiche Hörspieladaptionen des Werks gehört – doch das ist hier nicht das Thema. Es geht schließlich um das Spiel „Treasure Island“ aus dem Hause Pegasus.

Begeben wir uns also auf eine aufregende Schatzsuche und schauen, ob „Treasure Island“ ein Spiel ist, welches überzeugen kann.


Ein Traum dieses Spielmaterial, oder?

Das Material sieht wirklich toll aus. Dem Spielbrett soll meine erste Erwähnung gehören. Dies ist doppelseitig bedruckt. Es gibt eine bunte Seite und weil es hier ein wenig unübersichtlich werden kann gibt es noch eine Seite, die in Brauntönen gehalten ist. Gerade beim Spiel mit vier oder fünf Spielern empfiehlt es sich, diese Seite zu nehmen, da es bei Nutzung der farbigen Spielseite unübersichtlich werden könnte. Schlussendlich bleibt es aber Geschmackssache.


Die Karten fühlen sich toll an, die

Spielfiguren sehen wunderschön aus, die Spielerschirme sind mit herrlichen Illustrationen versehen, die Piratenfeeling aufkommen lassen. Dazu kommen dann natürlich noch mit Lineal, Schablonen und Zirkel die wichtigsten Utensilien der Schatzsucher. Optisch eine echte Freude und absolut funktional. Ein wenig komplizierter wurde lediglich der Einsatz des Zirkels, der einfach nicht so richtig halten wollte.


Ein wenig aufpassen sollte man bei den Stiften. Diese lassen sich nach dem Spiel klasse abwischen – es wird nicht einmal Wasser benötigt. Dies sorgt allerdings auch dafür, dass sie sehr leicht verschmieren können. Beim Tragen weißer Kleidung ist ein wenig Vorsicht angebracht, insbesondere, wenn auch noch das Lineal zum Einsatz kommt.

Alle Komponenten von Treasure Island

Das Spielsystem

„Treasure Island“ kann mit zwei bis fünf Spielern gespielt werden. Ein Spieler übernimmt den Part des Long John Silver und die übrigen Spieler verkörpern die Schatzsucher. Die Wahl besteht hier zwischen 4 unterschiedlichen Charakteren. Spielt man mit zwei Spielern übernimmt der zweite Spieler 3 Figuren und bei 2 Schatzsuchern übernimmt jeder Spieler 2 Figuren, deren Geschicke er lenken darf. Hier ist elementar, dass jeder Spieler nur zusätzliche Figuren und nicht das entsprechende Material erhält. Ich gehe hier später noch drauf ein.


Die Aufbauarbeit ist recht schnell erledigt und die muntere Suche geht unmittelbar dann los, wenn Long John Silver den Schatz irgendwo auf der Insel vergraben hat. Nun haben die Spieler, je nach Anzahl, zwischen 17 und 19 Tagen Zeit den Schatz zu finden. Dann bricht Long John Silver aus dem Gefängnis aus und macht sich seinerseits auf zum Schatz. Ich sage schon jetzt, dass es in meinen gespielten Partien nie zum Ausbruch gekommen ist – doch darauf ist das Spiel auch nicht ausgelegt.


Ein Blick hinter den Sichtschirm von Silver

Als Silver setzt man die Spielsteine der

Spieler immer auf den nächsten Tag und muss ggfs. einen Hinweis preisgeben. Ansonsten fungiert man als Moderator bzw. Spielleiter und gibt lediglich noch Hinweise an die Spieler, wenn diese eine ihrer Sonderaktionen nutzen.


Anschließend führen die Schatzsucher, zu Beginn eine Aktion und dann im späteren Spielverlauf zwei, Aktionen durch. So können sie sich zum Beispiel um bis zu 3 Meilen bewegen und eine kleine Suche durchführen, sich bis zu 7 Meilen bewegen oder eine ihrer Spezialaktionen nutzen, die für jeden individuell sind.


Ein Blick hinter den Sichtschirm eines Spielers

Die Besonderheit ist nun, dass nicht alle

Informationen allen Schatzsuchern bekannt sind. Jeder führt noch eine individuelle Karte die nur er kennt, weil er zum Beispiel durch eine Sonderaktion einen separaten Hinweis bekommen hat. So entsteht der Wettlaufcharakter dieses Spiels, denn jeder Pirat beansprucht den Schatz natürlich für sich. „Treasure Island“ ist kein kooperatives Spiel – Absprachen zwischen den Schatzsuchern sind natürlich erlaubt. Wer weiß, wie hier geblufft werden kann und welche Information man vom Gegenspieler bekommt?!


Long John Silver – nur eine unbedeutende Rolle?

Mitnichten!!!

In meinen Runden habe ich meistens den Part des Long John Silver gespielt, was mir immer großen Spaß gemacht hat. Zunächst sucht ihr einen „schönen“ Ort aus und müsst dann nach und nach entscheiden, welche Hinweise ihr den Schatzsuchern gebt und wann ihr durch einen gezielten Bluff versucht, diese in die Irre zu führen.


Langsam aber sicher müsst ihr Hinweis

für Hinweis preisgeben, die Karte füllt sich und die Schatzsucher kommen dem Schatz immer näher. Ich habe ja schon geschrieben, dass ich es als Silver nie zum Ausbruch geschafft habe. Dennoch macht die Rolle sehr großen Spaß und man hat eine enorme Verantwortung, dass es ein gelungenes Spiel wird. So hilft es schon, wenn man etwas länger auf die Karte schaut, mal die Augen in Richtungen dreht oder ein klein wenig Flucht. Alles ist erlaubt, um Stimmung zu erzeugen oder auch um die Piraten auf eine falsche Fährte zu locken. Die Kunst des Bluffens sollte der Spieler beherrschen.


Natürlich kann es vorkommen, dass das Spiel durch einen Zufallstreffer im Rahmen einer kleinen oder großen Suche schnell vorbei ist, doch kam dies in meinen Partien lediglich einmal vor. Meistens baut sich die Bedrohung für Silver langsam aber sicher auf und ist dann irgendwann nicht mehr zu verhindern.


Wichtig ist, dass ihr als Long John Silver die Regeln des Spiels beherrschen müsst, wohingegen die Piratenspieler nicht regelsicher sein müssen. Aus meiner Sicht ein klarer Vorteil, denn dadurch kann auch in Runden bei denen das Spiel nicht bekannt ist, schnell in das Vergnügen eingestiegen werden.


Das Spielgefühl

Hier kommt es wirklich auf die Qualität des Spielleiters an, der im Wesentlichen für die Stimmung verantwortlich ist. Macht er seine Sache gut, entsteht ein tolle Spielgefühl und man ist im Spiel und der Suche gefangen. Zum Spielgefühl beitragen tun auch die tollen Materialien bzw. das Rumhantieren mit diesen. Es macht einfach großen Spaß mit dem Zirkel, den Schablonen oder dem Lineal auf der Karte zu hantieren und dadurch entsteht auch das Gefühl, wirklich einen Schatz zu suchen.


Die optimale Spieleranzahl

Wie ihr ja wisst, spiele ich oft zu zweit. Oftmals ist es so, dass aus meiner Sicht, der Taktikfaktor bei 2 Spielern deutlich höher ist.

Bei „Treasure Island“ ist es nun so, dass hier der Spielspaß mit 3 oder mehr Spielern deutlich höher liegt. Der größte Spielspaß wird hier in der Maximalbesetzung erreicht. Dies liegt daran, dass bei 2 Spielern eben einer den Part des Long John Silver übernimmt und der andere Spieler 3 Piraten spielt bzw. im Spiel mit 2 Schatzsuchern spielt jeder mit 2 Spielfiguren.


Es fehlt für den Piratenspieler einfach

der Reiz, den Schatz als erstes zu entdecken und somit geht der Wettlaufcharakter, der eine der Stärken des Spiels ist, verloren. Dem Einzelspieler sind alle Hinweise bekannt, wohingegen im Mehrpersonenspiel viele Hinweise nur einem Spieler bekannt sind.


Das Spiel kann zu zweit gespielt werden, erhält aber von mir in dieser Besetzung keine Empfehlung. Je mehr Personen, desto besser und dann wird die Schatzjagd auch zu einem echten Vergnügen.


Spaß in allen Spielegruppen

Auch wenn auf der Verpackung die Zielgruppe „Kenner“ steht, ist „Treasure Island“, aus meiner Sicht, ein klassisches Familienspiel, welches man problemlos auch mit Kindern genießen kann. Die Regeln sind recht übersichtlich und schnell erklärt bzw. können problemlos auch im Verlauf des Spiels erklärt werden. Im Vordergrund steht hier einfach der Spaß. Doch auch in Kennergruppen kann dieses Spiel problemlos auf den Tisch landen und wird für sehr heitere Momente sorgen. Mit einer Spielzeit von ca. 45 bis 60 Minuten ist das Spiel toll für eine schnelle Runde zwischendurch geeignet.


Fazit

„Treasure Island“ ist ein tolles Spiel welches, aus meiner Sicht, aber erst mit drei Spielern oder noch besser zu viert oder fünft gespielt werden sollte, da es einzig und allein von den Spielern am Tisch lebt. Hier kommt mächtig Freude bei einer sehr hohen Interaktion auf. Es ist ein Spiel, welches ich jetzt nicht jedes Wochenende regelmäßig spielen würde aber eben immer mal wieder.


Es erinnert mich irgendwie an das gute, alte Scotland Yard, als man als Mr. X verzweifelt versucht hat, zu entkommen und dann am Ende, zumindest wenn man es mit mehr als 2 Gegnern zu tun hatte, doch immer gefangen genommen wurde.


+ thematisch sehr dicht

+ tolles Spielmaterial

- erst ab 3 Spielern kommt der Wettlaufcharakter ins Spiel

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