Wunder der Welt – ein Plättchen-Lege-Spiel nicht nur für reisebegeisterte
„Wunder der Welt“, als deutsche Ausgabe beim Kobold Spieleverlag erschienen, ist ein Plättchen-Lege-Spiel für 1 bis 5 Spieler von Zé Mendes.
Es liegt an uns, die glorreichste Stadt der Geschichte zu errichten. Jedes Gebäude erhöht die Produktion wichtiger Ressourcen und diese sorgen dafür, dass sich unsere Bevölkerung mehrt. Doch wir müssen unsere Konkurrenz immer im Auge behalten. Welche Bauwerke und Monumente werden eure Siedlung zieren?
Ein Blick in die Spieleschachtel
Hauptaugenmerk beim Material gilt natürlich den 21 Monumenten. Diese sind aus Holz und sehen einfach wunderschön aus. Sie sind das materialtechnische Highlight. So gibt es, zum Beispiel, das Hippodrom, Machu Picchu, das Kolosseum, den Hafen von Karthago, die Pyramiden von Gizeh oder auch das Trojanische Pferd. Ebenfalls wunderschön sind die Kulturmarker für die einzelnen Spieler, die wundervoll gestaltet sind. Die anderen Materialien sind aus dicker Pappe. Dazu gibt es noch einige Karten in sehr ordentlicher Qualität.
Die Anleitung ist absolut verständlich geschrieben und Fragen bleiben keine offen. Super gelungen finde ich es auch, dass man zu allen Monumenten noch einen kleinen, geschichtlichen Hintergrund zu lesen bekommt. Bei reisebegeisterten Personen, wie meiner Frau und mir, tritt da gleich ein wenig Fernweh auf.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist super einfach und die Regelerklärung geht schnell. Wenn ihr die Plättchen immer vernünftig sortiert, spart euch das Aufbauzeit.
Schauen wir uns den grundlegenden Spielablauf an. In einer Runde stehen jedem Spieler 7 Gold zur Verfügung. Durch die Aufnahme eines Kredites stehen einmalig 2 Gold für die aktuelle Runde zusätzlich zur Verfügung. Dieser Kredit muss natürlich wieder abbezahlt werden. Gelingt euch dies nicht, erhaltet ihr am Ende 2 Minuspunkte und das wollt ihr unbedingt vermeiden. Allerdings habe ich in meinen Partien, zumindest bis dato, nie einen Kredit aufgenommen.
Außer den Monumenten, die unmittelbar nach Kauf nachgelegt werden, steht jedes Element, nur einmal zur Verfügung. Diese werden erst in der nächsten Runde nachgezogen.
Der Spieler am Zug hat nun die Wahl aus unterschiedlichen Möglichkeiten. Gekauft werden kann 1 lange Straße, 1 Set kurzer Straßen, 1 Stadtteil, 1 Turm, 1 Prioritätspodest oder 1 Monument. Straßen kosten hierbei 1 Gold, der Turm 2 Gold, die Stadtteile kosten den auf dem Stapel angegebenen Preis, das Podest 1 Gold und für das Monument müsst ihr den Rest des Goldes bezahlen, über den ihr zu diesem Zeitpunkt noch verfügt. Das gekaufte Element wird in die Siedlung eingebaut und anschließend ist der nächste Spieler am Zug. Sobald einem Spieler kein Geld mehr zur Verfügung steht, ist die Runde für ihn beendet.
Das war es dann auch prinzipiell schon und das Spiel endet entweder nach der Runde in der ein Spieler das violette Feld seiner Bevölkerungsleiste erreicht hat oder nach 10 Runden, wenn keine Stadtteile mehr zur Verfügung stehen.
Am Ende der Partie erhaltet ihr 1 Ansehen pro Ring den ihr auf der Bevölkerungsleiste erreicht habt, Ansehenspunkte in Höhe des Produktionswerts eurer schwächsten Ressource,1 Ansehen pro Ring auf euren Bauplänen, 1 Ansehen pro sichtbaren Rohstoff, der an mindestens einem Bauwerk angrenzt sowie 1 Ansehen pro Stadtteil, welches komplett umschlossen ist.
Blick auf einige Details
Schauen wir uns ein paar kleine Details zum Spielsystem an.
In jedem Zug kauft ihr ein Bauwerk und platziert dieses in eurem Siedlungsgebiet. Hierbei sind natürlich ein paar Lege-Regeln zu beachten, die allerdings super einfach und sofort verinnerlicht sind. Eine klasse Hilfe, die ihr aber nur in der ersten Partie benötigen werdet, ist die Übersichtskarte. Grundsätzlich dürft ihr Bauwerke vor der Platzierung beliebig drehen.
Eine Straße muss immer an eine andere Straße, die Hauptstraße oder den Turm angrenzen. Unterschätzt deshalb nie die Bedeutung des Turms und baut diesen. Der Turm muss lediglich an irgendeinem Bauwerk angrenzend bauen und anschließend könnt ihr von diesem dann euer Straßennetz weiterbauen, was elementar wichtig ist. Ein Stadtteil muss immer an eine Straße oder an einem Stadtteil der gleichen Farbe angrenzen. Das waren auch schon alle Platzierungsregeln.
Ein wenig komplizierter wird es bei den Monumenten, da jedes Monument spezifische Anforderungen stellt, die ihr erfüllen müsst. Diese sind immer auf der zum Bauwerk gehörenden Baukarte abgebildet. Voraussetzungen können sein, dass das Monument an Gebäude einer bestimmten Art, an Straßen oder Wasser angrenzen muss.
Wasser ist ein gutes Stichwort. Das Spielbrett mit dem Siedlungsgebiet eines jeden Spielers ist nämlich doppelseitig. Es gibt eine Seite mit einem See in der Mitte, die bei jedem Spieler gleich ist. Auf der anderen Seite hingegen schlängelt sich ein Fluss durch das Siedlungsgebiet und diese Seite ist auf jedem Tableau ein klein wenig anders. Nicht so gravierend, dass es sich auf das Spiel auswirkt aber die Startgegebenheiten sind ein wenig anders.
Ich persönlich finde das die Seite mit dem See ein wenig schwieriger ist, da es zahlreiche Monumente gibt, die Bedingungen mit Wasserfeldern aufweisen und deren Platzierung dann etwas schwieriger ist, wenn man auf der See-Seite nicht „richtig baut“ bzw. so baut, dass es ,zu Platzierungsproblemen kommt.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 5 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich gleich kurz gesondert ein.
Im Spiel mit 4 Personen wird das Haupttableau noch um ein Erweiterungstableau ergänzt und beim Spiel mit 5 Personen kommt sogar ein zweites Erweiterungstableau dazu. Des Weiteren kommt eine unterschiedliche Anzahl an Straßen ins Spiel Diese Anpassungen führen dazu, dass das Spiel in jeder Spieleranzahl gut spielbar ist.
Wunder der Welt ist ein sehr solitäres Spiel, da jeder mit seinem Siedlungsgebiet beschäftigt ist. Es wird selbstredend auch dazu kommen, dass man mal ein Teil dringender benötigen würde als die anderen aber niemals ist es so, dass man den Gegenspielern die Suppe komplett versalzen könnte.
Auch an die Solo-Spieler wurde gedacht. Dieser Modus ist super einfach und zügig gespielt. Problemlos spielt ihr das Spiel in einer guten halben Stunde und somit ist es auch klasse für eine schnelle Partie zwischendurch geeignet.
Für das Solo-Spiel liegen dem Spiel 14 Konkurrenz-Karten bei. Grundsätzlich startet immer der Bot und ihr macht den letzten Zug jeder Runde. Euer Zug verläuft nach den ganz normalen Regeln. Ist der Bot am Zug, deckt ihr die oberste Karte auf. Handelt es sich hier um die Mischen-Karte, mischt ihr halt einfach Ablagestapel und Nachziehstapel und zieht dann eine neue Karte. Diese Karte gibt es aber nur einmal. Im Regelfall möchte der Bot etwas errichten. Auf einer Karte sind immer, von oben nach unten, unterschiedliche Bauwerke angegeben. Ist das oberste Bauwerk nicht verfügbar, nehmt ihr einfach das Bauwerk in der Mitte und ansonsten nehmt ihr das unterste Bauwerk bzw. errichtet das angezeigte Monument.
Ihr habt die Wahl zwischen einem einfachen und einem schwierigeren Modus. Im einfachen Modus ist die Punktzahl des Bots der addierte Wert eurer drei 3 Ressourcenproduktionen. Im schwierigeren Modus addiert ihr zu diesem Wert noch das Ansehen der gesammelten Baupläne des Bots. Leider muss man sagen, dass beide Stufen für einen etwas geübten Spieler keine große Herausforderung darstellen, was ich sehr schade finde und die Stimmung leider ein wenig trübt. Dennoch macht das Spiel auch alleine Spaß. Ich zumindest freue mich immer, wenn ich die Monumente platzieren kann.
Fazit
Wunder der Welt ist prinzipiell ein ganz klassisches Plättchen-Lege-Spiel. Natürlich gibt es da eine ganze Menge auf dem Markt und so muss man immer versuchen, sich von der Konkurrenz positiv abzuheben. Dies macht man hier durch wunderschön gestaltete Monumente aus Holz, von denen satte 21, ja wirklich 21, dem Spiel beiliegen. Auf dem Tisch sieht das Spiel einfach super aus und überzeugt dort mit einer erstklassigen Präsenz.
So ist es immer ein toller Moment, wenn der nächste Bauplan aufgedeckt wird und jeder Spieler wird sehr schnell seine favorisierten Bauwerke entdecken, die er einfach nur deshalb in seinem Gebiet haben will, weil er das Bauwerk einfach wunderschön findet oder, weil man es schon einmal gesehen hat bzw. es sehr gerne sehen möchte. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht zu sehr auf das geliebte Bauwerk fokussiert und dadurch Punkte liegen lässt.
Doch was bietet das Spiel außerdem? Lohnt es sich auch dann, wenn man schon zahlreiche Spiele dieser Art in seinem Besitz hat.
Es gilt natürlich, sich die Mechanismen des Spiels anzuschauen. Wie dargelegt, verlangt jedes Monument nach speziellen Voraussetzungen und wenn wir diese erfüllen, dann dürfen wir es auch platzieren. Diese Regeln sind klasse durchdacht. Prinzipiell ist es dabei vollkommen egal, welches Monument man denn platziert da es, außer bei den Pyramiden und Machu Picchu die 2 Ansehenspunkte bringen, immer nur einen Punkt gibt. Der Turm ist noch eine weitere Besonderheit die man beachten muss, da an diesen Straßen gesetzt werden können. Der Turm ist elementar wichtig und bildet so immer wieder einen Ausgangspunkt für euer Spiel. Dieser Mechanismus gefällt mir sehr gut. Die weiteren Lege-Regeln sind komplett einfach und diese kennen wir aus vielen anderen Spielen. Insgesamt steckt einiges an Puzzle-Arbeit in diesem Spiel und es ist mehr Überlegensarbeit nötig, als zu Beginn gedacht.
Super gelungen ist auch das System des Bezahlens. So kostet euch ein Monument ja immer das restliche, verfügbare Geld der aktuellen Runde. Kauft ihr ein Monument also sofort zu Rundenbeginn, so sichert ihr euch dieses zwar, seid aber für den Rest der Runde raus und überlasst den Gegenspielern die anderen Bauwerke. Hier gilt es immer gut zu überlegen, abzuwägen und auch immer die Siedlungsgebiete der Gegenspieler im Auge zu behalten.
Rein vom Komplexitätsgrad würde ich dieses Spiel im Familienbereich einordnen, da die Regeln sehr übersichtlich sind. Doch auch Kenner-Spieler werden ihre Freude haben. Klasse natürlich auch, dass es für bis zu 5 Spielern auch in einer etwas größeren Gruppe auf den Tisch kommen kann. Sucht ihr mehr Abwechslung, könnt ihr auch die Ziel-Karten ins spiel bringen. Zu Spielbeginn werden drei Karten aufgedeckt und durch die Erfüllung der Ziele, könnt ihr noch zusätzliches Ansehen am Spielende erhalten. So gilt es, zum Beispiel, die meisten Monumente gebaut zu haben oder über die längste Straße im Siedlungsgebiet zu verfügen.
Insgesamt ein sehr schönes Plättchen-Lege-Spiel, welches ich immer wieder gerne auf den Tisch bringe und welches sich einen Stammplatz in meiner Smmlung verdient hat.
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